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Richtig schreiben für Journalisten: Um ein h …

Richtig schreiben für Journalisten: Um ein h … Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 52: Stephan Töngi gibt Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache. Heute erklärt er einen feinen, aber bedeutsamen Unterschied – mit oder ohne -h-.

Mannheim – „Wir machen Kindheitsträume war“, lautete ein Satz im Interview-Manuskript. In einem anderen Entwurf, der vom Büro des Interviewpartners (ein Fraktionschef in einem Landtag) abgesegnet worden war, hieß es: „Ich bin hier zuversichtlich und nehme … in den Verhandlungen als einen verlässlichen Partner war.“ 

„Das darf doch nicht wahr (!) sein“, möchte man da denken. Was ist, was war (!) da geschehen? Beide Male hätte statt „war“ das Wörtchen „wahr“ stehen müssen. Denn mit der Vergangenheitsform des Hilfsverbs „sein“ hat das hier nichts zu tun. 
Im ersten Fall ist das Adjektiv „wahr“ gefragt, das hier zum Verb „wahr machen“ gehört. Denn die Kinderträume sollen ja wahr werden, also in die Realität umgesetzt werden. 
Im zweiten Fall geht es um das Verb „wahrnehmen“, das hier so viel bedeutet wie bemerken, erkennen (also etwas an jemandem wahrnehmen). 
Damit verwandte Verben: 
- wahr sein, wahr bleiben, wahr werden 
- wahr machen (hat im Duden Vorrang vor wahrmachen) 
- wahrhaben, wahrnehmen, wahrsagen 

Das war/ist doch gar nicht so schwer - nicht wahr?

 

Der nächste Freitag dreht sich um Küchen, Sprachen und Feiertage. 
Am vergangenen Freitag ging es um guten Stil bei Zeitangaben.

 

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.