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7 Chef-Strategien: Womit motiviert Sie Ihr Vorgesetzter?

7 Chef-Strategien: Womit motiviert Sie Ihr Vorgesetzter? Mediencoach Attila Albert

Mit Drohungen einschüchtern, an Ihre Hilfsbereitschaft appellieren oder als echtes Vorbild inspirieren: Vorgesetzte haben viele Wege, ihre Mitarbeiter zu motivieren – positive wie negative. Mediencoach Attila Albert über 7 Chef-Strategien und wie Sie mit jeder am besten umgehen.

Berlin – Die fortgesetzte Homeoffice-Pflicht hat, als ein Nebeneffekt, vielen Medienprofis etwas zweifelsfrei klargemacht: Wie sie wirklich zu ihren Vorgesetzten stehen. Einige sind seitdem für jeden Tag dankbar, an dem sie nicht in die Redaktion müssen. Sie fühlen sich von ihren Chefs eingeschüchtert und bedrängt. Die physische Distanz – Kontakt nur noch per Telefon, E-Mail oder Zoom – entlastet sie enorm. Andere vermissen ihre Chefs: Sie empfinden sie als energiegeladene Motivatoren, die ihnen in der stillen Wohnung fehlt, manche sogar als echte Vorbilder, denen sie nacheifern wollen.

 

In meiner vergangenen Kolumne ging es um psychologische Beeinflussung am Arbeitsplatz. Was wichtig ist: Sie muss überhaupt nicht immer nur negativ sein, sondern kann durchaus auch positiv wirken, z. B. durch Ermutigung, Ratschlag und Inspiration. Wie packt Ihr Chef Sie, wenn es um motivierende Faktoren über Gehalt und Prämien hinaus geht? Prüfen Sie anhand der Beschreibungen, was Sie aktuell erleben und was Ihnen helfen kann.

 

1. Mit Angst einschüchtern: Abstand schaffen

Mit Angst manipuliert Sie der Chef am leichtesten. Wer ständig persönliche Schwierigkeiten (z. B. Kritik, Abmahnung) oder gar eine allgemeine Katastrophe (z. B. Branchenkrise) fürchtet, kann kaum noch selbstbestimmt entscheiden. Er wird von anderen oder den Umständen getrieben, fühlt sich abhängig und hilflos („Ich habe doch keine Alternative!“).

Damit packt Sie der Chef: Ihre Angst macht es ihm leicht, Sie noch weiter einzuschüchtern oder sogar mit offenen Drohungen in seinem Sinne gefügig zu machen.

Das hilft Ihnen: Schaffen Sie mehr Abstand, um sich dem starken Einfluss zu entziehen. Weniger Überstunden, freie Wochenenden, nach Feierabend das Handy ausschalten und keine E-Mails mehr lesen. Nutzen Sie die Zeit, um sich zu erholen: Viel schlafen, spazieren gehen, lesen. Mit mehr Energie können Sie die Verbesserung Ihrer Situation angehen.

 

2. Zu Wut aufstacheln: Energie loswerden

Nur wenig besser ist es, wenn Sie sich vom Chef zu Wut auf andere aufstacheln lassen. Damit fühlen Sie sich zwar kurzzeitig an seiner Seite und haben den Eindruck, bestimmt und durchsetzungsstark zu sein („Klare Haltung!“). Aber solch eine Weltsicht ist stark vereinfacht und einseitig, führt regelmäßig zu groben Fehleinschätzungen und unnötigen Konflikten.

Damit packt Sie der Chef: Ihr Kampfgeist ermöglicht es ihm, Sie in seinem Sinne gegen andere aufzubringen, bei Bedarf mit einseitigen oder sogar falschen Informationen.

Das hilft Ihnen: Lenken Sie Ihre kämpferische Energie in konstruktive Aktivitäten. Wenn sich Ihr Beruf nicht dafür eignet, engagieren Sie sich für eine Partei, Gewerkschaft, NGO oder Initiative (z. B. Unterschriften sammeln, diskutieren, kandidieren). Damit üben Sie auch, nicht nur auf Ihrer Ansicht zu beharren, sondern andere einzunehmen und zu überzeugen.

 

3. Durch Vorteile locken: Prioritäten klären

Eine zwiespältige Chef-Strategie ist es, Sie mit Bequemlichkeiten zu locken. Mit einem guten Vertrag, dass Sie unangenehme Gespräch vermeiden können („Damit ich meine Ruhe habe, gehört das halt dazu“). Langfristig macht es allerdings unbeteiligt und zynisch, ständig die eigenen Überzeugungen aus pragmatischen Erwägungen heraus beiseite zu schieben.

Damit packt Sie der Chef: Ihre Unentschlossenheit gibt ihm die Chance, in seinem Sinne für Sie zu entscheiden. Er geht davon aus, dass Sie murren, aber dabeibleiben.

Das hilft Ihnen: Wenn Sie schon ewig über eine Entscheidung (z. B. einen Stellenwechsel) nachdenken, wägen Sie nicht länger Vor- und Nachteile gegeneinander ab. Legen Sie besser einige wenige Prioritäten fest und was Sie dafür opfern würden. Beispiel: Den nächsten Urlaub zugunsten einer Weiterbildung streichen, um voranzukommen.

 

4. Durch Bedürftigkeit anrühren: Privat engagieren

Etwas besser ist es, sich durch die Bedürftigkeit anderer berühren und motivieren zu lassen („Da muss man doch helfen!“). Ihr Chef nutzt das, indem er selbst Ihre Hilfe anfordert oder Ihnen entsprechende Themen gibt. Das wirkt zunächst sehr sinnstiftend und bereichernd auf Sie. Wenn Sie anderen aber ständig zu viel abnehmen, überfordern Sie sich.

Damit packt Sie der Chef: Ihre Hilfsbereitschaft erlaubt es ihm, Sie in seinem Sinne einzunehmen. Ein emotionaler Appell an Ihr Mitgefühl, schon sind Sie dabei.

Das hilft Ihnen: Wenn Ihr Beruf eigentlich nicht der beste Ort ist, um Ihr Bedürfnis nach fürsorglicher Unterstützung auszuleben, probieren Sie besser ein privates Engagement (z. B. Kinder im Krankenhaus besuchen, für Nachbarn einkaufen, bei Hausarbeit helfen). Der dort klarer definierte Rahmen macht Sie weniger anfällig dafür, ausgenutzt zu werden.

 

5. Durch Chancen anspornen: Gegengewicht suchen

Eine positive Chef-Strategie ist es, Sie durch knifflige Aufgaben dazu anzuspornen, eine pragmatische Lösung für das Unternehmen zu erarbeiten. Das regt Ihre Kreativität und Intelligenz an („Das wird nicht leicht, aber das kriegen wir hin“). Sie werden für Ihren Einsatz allgemein respektiert und geschätzt, erwarten aber manchmal zu viel von den Kollegen.

Damit packt Sie der Chef: Ihr Unternehmergeist macht sein Projekt auch für Sie spannend. Präsentiert er Ihnen ein kniffliges Problem, fühlen Sie sich herausgefordert und sind dabei.

Das hilft Ihnen: Geben Sie nicht alles nur für den Job. Nehmen Sie eine nebenberufliche Selbstständigkeit oder ein Ehrenamt dazu (z. B. Mentor für Berufseinsteiger, Hilfe bei Business- und Finanzplänen für Gründer, Seniorberater nach der Pensionierung). Das schafft Ihnen ein gutes Gegengewicht zum Job, falls Sie dort einmal etwas frustriert.

 

6. Aus Überzeugung dabei: Engagement ausbauen

Bei dieser sehr positiven Strategie unterstützen Sie Ihren Chef, weil er Ihre Anliegen und Werte überzeugend anspricht und teilt. Diese Perspektive kann sehr erfüllend sein, weil Sie sich in einen größeren Zusammenhang (z. B. die Geschicke der Welt) eingebunden fühlen. Aufpassen nur: Nicht selbstgerecht werden („Die anderen sind noch nicht so weit“)!

Damit packt Sie der Chef: Ihr Verbundenheitsgefühl macht jedes Problem ein bisschen auch zu Ihrem. Spricht er von Mitverantwortung, teilen Sie seine Ansicht und sind dabei.

Das hilft Ihnen: Sie möchten, dass die Welt friedlicher und harmonischer wird. Dazu passt ein direktes Engagement für eine NGO, Kirche oder ein Hilfswerk langfristig am besten (z. B. Flüchtlinge unterstützen, Tierrettung begleiten, Umweltdemo organisieren). Aber auch viele Unternehmen haben ähnliche Stiftungen oder Projekte, wo Sie sich einbringen können.

 

7. An der Erfahrung interessiert: Vieles ausprobieren

Hier sind Sie dabei, wenn Sie etwas über sich und andere lernen können, über das Leben und die Menschen insgesamt („Das finde ich wirklich spannend“). Ihr Chef regt Sie damit zu einer objektiven Analyse der Situation und gut durchdachten Vorschlägen an. Sie werden als intelligent und reflektiert wahrgenommen, aber manchmal auch als emotional unbeteiligt.

Damit packt Sie der Chef: Wenn überhaupt nur damit, Ihnen eine gleichberechtigte Partnerschaft anzubieten. Eigentlich entscheiden Sie allein nach Ihren Prioritäten.

Das hilft Ihnen: Bedenken Sie, dass reines Reflektieren zwar interessant ist, aber für sich allein noch nichts bewegt. Versuchen Sie daher, immer auch konkrete Pläne daraus abzuleiten und umzusetzen. Das eröffnet Ihnen zugleich die Gelegenheit, sich in vielen Rollen auszuprobieren, beispielsweise als Planer, Organisator oder Motivator.

 

Natürlich beherrschen und nutzen Vorgesetzte immer mehrere Strategien gleichzeitig, je nach Mitarbeiter und Situation. Das erkennen Sie daran, wie unterschiedlich schon Kollegen im selben Team behandelt werden. Machen Sie also bei Bedarf klar, was Sie nicht mehr hinnehmen werden – und sehen Sie, welche kommunikative Strategie Ihnen entspricht. Ihr Chef ist flexibel und wird sich anpassen (müssen), wenn Sie für seine Ansprachen im bisherigen Stil nicht mehr zur Verfügung stehen.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: 6 Wege, wie Journalistinnen und Journalisten leichter Nein zu noch mehr Arbeit sagen

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.

 

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