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Abschied für den neuen Job: Die 15 wichtigsten Fragen zur Kündigung

Abschied für den neuen Job: Die 15 wichtigsten Fragen zur Kündigung Attila Albert

Es ist heute normal, alle paar Jahre die Stelle zu wechseln. Doch viele Medienprofis fühlen sich unwohl beim Gedanken, die Kündigung einzureichen. Karrierecoach Attila Albert beantwortet die häufigsten Praxisfragen rund um den Abschied vom alten Arbeitgeber.

Berlin – Nur selten kommt es heute noch vor, dass ein Medienprofi sein gesamtes Berufsleben bei einem Arbeitgeber verbringt – vom Volontariat bis zur Rente. Stattdessen folgt auf einige gemeinsame Jahre immer wieder einmal eine Kündigung, um die nächste Stelle antreten zu können. Doch viele Medienprofis tun sich schwer damit und haben auch praktische Fragen: Wie sage ich es meinem Chef und wann, soll ich die Kündigung begründen, selbst einen Nachfolger suchen? Hier die häufigsten Fragen und Antworten darauf.

 

Wieso ist mir die Kündigung unangenehm?
Arbeitnehmer empfinden sich gelegentlich als illoyal, wenn sie ihren Chef und die Kollegen sozusagen verlassen. Sie denken an die Aufgaben, die sie nicht mehr erledigen werden, die Folgen für die anderen. Das ist ehrenwert, aber es handelt sich um ein Arbeitsverhältnis: Sie haben gearbeitet, das Unternehmen hat dafür bezahlt. Darüber hinaus hat sich keine Schuld aufgebaut. Auch für die Personalplanung sind nicht Sie zuständig. Überlegen Sie zudem, wie schwer sich Ihr Arbeitgeber damit tun würde, bei Bedarf Ihnen zu kündigen.

 

Ab wann ist eine Kündigung vertretbar?
Grundsätzlich dürfen Sie kündigen, wann Sie wollen. Es gibt immer wieder Medienprofis, die noch in der Probezeit ihre Kündigung einreichen, weil die neue Stelle nicht wie versprochen oder erwartet ist. Aber die Branche ist klein und Sie treffen immer wieder auf dieselben Leute. Daher sollten Sie überlegt und rücksichtsvoll entscheiden. Empfehlung: Bleiben Sie im Normalfall mindestens zwei bis drei Jahre. Kündigen Sie danach, kann Ihnen keiner ernsthaft übelnehmen, dass Sie sich weiterentwickeln und verändern wollen.

 

Erst kündigen, wenn ich einen neuen Job habe?
Kündigen Sie im Normalfall erst, wenn Sie einen unterschriebenen neuen Vertrag (nicht nur eine mündliche Zusage) haben. Zwar ist es ärgerlich, wenn Sie im Bewerbungsverfahren mitteilen müssen, dass Sie erst in drei bzw. sechs Monaten anfangen können. Aber da fast alle dieselben Kündigungsfristen haben, kann das niemanden wirklich überraschen oder enttäuschen. Wer kündigt, ohne etwas Neues zu haben, findet manchmal unerwartet lange nichts. Tun Sie das besser nur, wenn Sie notfalls ein Jahr ohne Job auskämen.

 

Enttäusche ich meinen Chef, wenn ich kündige?
Das kann passieren. Vorgesetzte nehmen die Kündigung eines Mitarbeiters manchmal sehr persönlich, obwohl sie selbst nicht zimperlich wären, jemandem zu kündigen. Aber geht ein Mitarbeiter selbst, empfinden sie das als Vertrauensbruch, Egoismus und Undankbarkeit – und verhalten sich entsprechend. Seien Sie also darauf vorbereitet, dass Ihr Chef eventuell enttäuscht und verärgert reagiert, sogar nichts mehr mit Ihnen zu tun haben will. Das beruhigt sich oft wieder, wenn Ihr Nachfolger gefunden und eingearbeitet ist.

 

Wann soll ich mitteilen, dass ich kündigen will?
Sie helfen Ihrem Arbeitgeber, wenn Sie Ihre Kündigungsabsicht früh mitteilen und nicht erst, wenn es die Kündigungsfrist spätestens erfordert. Dadurch hat er mehr Zeit, um nach einem Nachfolger für Sie zu suchen. Gedankt wird Ihnen diese Rücksichtnahme aber häufig nicht. Es kommt stattdessen vor, dass Ihnen die Kündigung übel genommen wird. Dann leiden Sie unnötig lange unter einer schlechten Atmosphäre, werden von Projekten und Konferenzen ausgeschlossen. Daher: Sagen Sie’s erst, wenn Sie es vertraglich müssen.

 

Wie teile ich meine Kündigung mit – und wem zuerst?
Die schriftliche Kündigung gehört zur Personalabteilung (HR). Zuvor sollten Sie aber Ihren Vorgesetzten in einem persönlichen Gespräch informieren. Stellen Sie einen Termin dafür in seinen Kalender bzw. bitten Sie darum. Der Betreff (z. B. „Zukunftsplanung‟) kann bereits andeuten, dass es nicht ums Alltagsgeschäft gehen wird. Das Gespräch sollten Sie kurz und sachlich halten. Teilen Sie mit, dass Sie sich entschlossen haben, das Unternehmen zu verlassen, den Termin und einen plausiblen Grund, ohne sich ausführlich zu erklären.

 

Wie begründe ich, dass ich kündigen will?
In das Kündigungsschreiben gehört sowieso keine Begründung, aber auch im persönlichen Gespräch mit Ihrem Chef sollten Sie nicht zu offen und konkret werden. Ehrlichkeit wird Ihnen selten gedankt, Ihre Motivation in dem Moment oft auch nicht verstanden. Eine allgemeine Begründung, am besten im persönlichen Bereich verortet, wird am wenigsten übel genommen: Sie suchen nach einer neuen Herausforderung, es war an der Zeit für einen Wechsel, der Arbeitsweg wird wesentlich kürzer. Keine Vorwürfe oder Kritik!

 

Kündigung bei besserem Angebot zurückziehen?
Schon vorher sollten Sie für sich entscheiden, ob Ihr Chef Ihnen etwas anbieten könnte, das Sie zum Bleiben bewegen würde. Wäre das eine Option, sollte Ihre Forderung klar sein (z. B. eine bestimmte neue Position oder ein höheres Gehalt zu einem festen Termin). Allerdings bleibt oft auf beiden Seiten ein bitterer Nachgeschmack, wenn dieser Erfolg quasi erst erpresst werden musste. Da die meisten erst kündigen, wenn Sie einen neuen Job anderswo haben, gibt es im Normalfall jedoch nichts mehr zu verhandeln.

 

Kann ich mit Abfindung kündigen?
Eine Abfindungist möglich, wenn Sie freiwillig gehen. Aber im Normalfall zahlt Ihr bisheriger Arbeitgeber nur, wenn er Sie loswerden will und es anders nicht ginge. Kündigen Sie selbst, kann er sich diese beträchtlichen Kosten sparen. Wollen Sie also kündigen, spekulieren aber auf eine Abfindung, müssen Sie strategisch klug vorgehen: Vorgeben, dass Sie bleiben wollen, aber durchklingen lassen, dass Sie es sich bei einer Abfindung anders überlegen würden. Die Personalleitung ist dafür meist offener als der direkte Chef.

 

Sollte ich meinen Nachfolger vorschlagen?
In keinem Fall sollten Sie sich verpflichtet fühlen, dass Sie wegen Ihrer Kündigung einen Nachfolger finden müssten – sozusagen zur Schadensbegrenzung. Dafür haben Sie im Vertrag seinerzeit die Kündigungsfrist vereinbart, sie gibt Ihrem Chef die Zeit dafür. Es ist nicht einmal ratsam, einen Nachfolger (z. B. Freund auf Arbeitssuche) vorzuschlagen. Passt er nicht, fällt das später auf Sie zurück. Überlassen Sie die Nachfolgersuche also Ihrem bisherigen Arbeitgeber. Ständig kommen und gehen Leute, man wird auch Sie ersetzen.

 

Was, wenn mein Chef wirklich enttäuscht ist?
Tatsächlich kann es auf Seiten des Vorgesetzten zu unerwartet emotionalen Reaktionen kommen, wenn ein geschätzter, geförderter Mitarbeiter geht. Allerdings reicht selten jemand ganz plötzlich und unerklärlich seine Kündigung ein. Möglicherweise hat Ihr Chefs frühe Anzeichen nicht sehen wollen oder können. Als Mitarbeiter müssen Sie das nun nicht mehr auflösen. Wenn Ihre Beziehung eng und gut ist, können Sie bei einem Abschlussgespräch darüber sprechen – aber erst, nachdem alle Formalitäten erledigt sind.

 

Wie sage ich es meinen Kollegen?
In jedem Fall sollte zuerst Ihr Chef von Ihrer Kündigungsabsicht erfahren, dann das HR. Die Kollegen zuletzt und erst wenn Sie die Kündigung schriftlich eingereicht haben. Sprechen Sie sich mit Ihrem Chef ab, eventuell will er das Team zuerst informieren. Das ist üblich, um Führung zu zeigen, aber auch, um eine offizielle Begründung zu verkünden. Selbst danach sollten Sie im Kollegenkreis nicht weiter ins Detail gehen, warum Sie wirklich gehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass jemand das direkt Ihrem Chef weitererzählt.

 

Soll ich eine Rundmail ans Team schreiben?
Das ist heute am letzten Arbeitstag üblich, sollte aber auf wenige, unverfängliche Sätze beschränkt bleiben. Gehen Sie immer davon aus, dass jemand diese E-Mail extern weiterleitet. In solch eine Abschiedsnachricht passen gut: Ein Dank ans Team, einige gemeinsame Erfolge, gute Wünsche für die Zukunft und Ihre neuen (privaten) Kontaktdaten. Halten Sie den Tonfall leicht und zuversichtlich. Verkneifen Sie sich Erklärungen in großer Runde, warum Sie wirklich kündigen und welche Konflikte Sie dazu bewogen haben.

 

Wie informiere ich die Öffentlichkeit?
Führungskräfte wollen häufig die Branche oder breitere Öffentlichkeit über ihre Kündigung informieren. Das ist eine übliche Form der Eigen-PR, insbesondere, wenn der nächste Job werbewirksam ist. Die Branchenmedien (z. B. Kress und Kress Pro, Medium Magazin, PR Report) veröffentlichen fortlaufend Personalien. Sprechen Sie sich aber vorher mit Ihrem neuen Arbeitgeber ab. Häufig behält sich dieser vor, die Medien zu informieren. Stimmen Sie in dem Fall alle Informationen, Zitate, Mitteilungswege und -termine mit ihm ab.

 

Was bleibt nach der Kündigung zu tun?
Eine sofortige bezahlte Freistellung kommt gelegentlich noch bei Aufhebungsregelungen (Abfindung) vor. Ansonsten arbeiten Sie normal bis zum letzten Tag. Legen Sie Ihren Resturlaub daher besser ans Ende, um vor dem nächsten Job noch das Notwendige organisieren und sich erholen zu können. Nutzen Sie Ihre aktuelle Stelle bis zuletzt: Knüpfen Sie neue Kontakte im Unternehmen und außerhalb, informieren Sie bestehende Kontakte über Ihren Wechsel, sichern Sie Ihre Belege und Daten.

 

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Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.