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Digital-Präsenz: Braucht jeder Medienprofi eine eigene Website?

Digital-Präsenz: Braucht jeder Medienprofi eine eigene Website? Mediencoach Attila Albert

Mehr als 25 Jahre Digitalisierung, doch bis heute haben viele Medienprofis selbst keine eigene Website. Auf LinkedIn und Xing allein sollten Sie sich aber nicht verlassen, meint Mediencoach Attila Albert. Er sagt, worauf Freiberufler und Angestellte bei ihrer Webpräsenz achten müssen.

Berlin – Wenn es überhaupt ein Thema gibt, das die Medienbranche wirklich umfassend umtreibt, dann ist es die Digitalisierung – und das seit mehr als 25 Jahren. Umso erstaunlicher, wie viele Medienprofis bis heute selbst gar keine Internetseite haben oder nur ein zielloses Online-Selbstportrait ohne weiteren Effekt. Als würden all die Annahmen, auf deren Basis sie täglich redaktionell arbeiten, auf sie privat nicht zutreffen. Doch selbstverständlich wird heute jeder Bewerber um eine Stelle bzw. einen Auftrag gegoogelt, und dann sollten nicht nur tagesaktuelle Social-Media-Postings und ein Lebenslauf auf LinkedIn auftauchen.

 

Eine eigene Internetseite ist für die meisten Medienprofis sinnvoll, braucht aber ein Konzept (Ziele, Zielgruppe, Umsetzung), damit sie eine Wirkung entfaltet. Gleichzeitig lohnt sich nicht für jeden derselbe Aufwand. Wer seit langem angestellt ist und sich in absehbarer Zeit auch nicht verändern möchte, hat einen kleineren Bedarf als ein Freiberufler, der fortlaufend neue Aufträge oder ertragreichere Kunden für sich gewinnen möchte. So steht am Anfang immer die Überlegung: Welchen Bedarf habe ich? Zu diesem Thema heute einige Anregungen zu den wichtigsten Aspekten.

 

Brauche ich eine eigene Internetseite?

Im Normalfall ja. Nur auf Ihrer eigenen Seite haben Sie die volle Kontrolle über Ihre Inhalte und die Gestaltung. Sie können Nutzerdaten erfassen und nutzen (z. B. E-Mail-Adressen über ein Kontaktformular) und müssen nicht befürchten, eingeschränkt oder gar gesperrt zu werden. Verlassen Sie sich daher nicht nur auf LinkedIn oder Xing. Selbstverständlich sollten Sie einige Social-Media-Profile unterhalten und mit Ihrer Webseite verlinken. Aber grundsätzlich immer mit dem Ziel, die Nutzer zu Ihrer eigenen Seite zu führen.

 

Wofür lohnt sich eine eigene Seite?

Sie hilft Ihnen, Ihre persönlichen bzw. unternehmerischen Zielen zu erreichen. Typische Ziele von Angestellten sind: Sich als Spezialist in einem Gebiet zu etablieren, um bessere Bewerbungschancen zu haben oder von anderen ein Angebot zu erhalten, oder um eine nebenberufliche Selbstständigkeit aufzubauen. Von Freiberuflichen: Den Umsatz zu steigern oder besser zahlende Auftraggeber zu finden. Aus diesen Zielen ergibt sich, welche Nutzer für Sie interessant sind (z. B. Verlags- und Redaktionsmanager, Headhunter, HR).

 

Wie aufwendig muss die Seite sein?

Für Festangestellte und Freiberufler mit ausreichend vielen Aufträgen genügt für den Anfang oft bereits eine einzelne Seite mit Kontaktinformationen. So taucht Ihre eigene Seite schon einmal bei einer Google-Suche nach Ihrem Namen auf. Danach können Sie Ihre Seite nach Ihrem Bedarf erweitern. Zudem lassen sich berufliche E-Mails (z. B. Bewerbungen oder Kundenangebote) über Ihre eigene Domain versenden, wenn sie erst einmal eine haben. Das wirkt deutlich professioneller als von einem Gmail- oder GMX-Account.

 

Was ist bei den Texten wichtig?

Es geht es nur nachrangig darum, dass Sie sich "als Mensch" vorstellen, und es wird auch keine Literatur erwartet. Im Mittelpunkt steht Ihr Angebot: Mit welchen Problemstellungen – Ihrer potentiellen Arbeitgeber bzw. Kunden, nicht Ihre eigenen – beschäftigen Sie sich, welche Lösungsvorschläge und -angebote haben Sie? Ihr Selbstportrait untermauert Ihre Kompetenz und Erfahrung dafür. Handlungsaufforderung ("Call-to-Action") nicht vergessen: Was soll der Nutzer nach dem Lesen tun, z. B. ein Angebot anfordern?

 

Worauf bei der Gestaltung achten?

Orientieren Sie sich daran, was und wen Sie erreichen wollen, nicht rein an ihrem privaten Geschmack. Die Details der Umsetzung ergeben sich zuerst aus Ihrem Ziel und Ihrer Zielgruppe: Layout, Sprachstil, Fotos, Farben, Schriftart – was würde die angestrebten Nutzer ansprechen und gleichzeitig zu Ihnen passen? Vermeiden Sie die leider häufige Verlegenheitslösung: Schwarz-weißem Minimalismus mit ganz ideenlosen Fotos, etwa einer Ansicht Ihres Wohnortes, einer Schreibmaschine, eines Laptop oder Blocks mit Stift.

 

Sollte ich einen Blog unterhalten?

Viele Medienprofis richten sich gleich zuerst einen Blog auf Ihrer Internetseite ein. Überlegen Sie sich gut, ob das für Sie sinnvoll ist. Ein Blog ist schnell begonnen, erfordert dann aber fortlaufende Pflege (Texte, Fotos, Kommentare). Zudem kann er Ihrem Ziel sogar schaden, wenn er die Besucher Ihrer Seite dazu verleitet, ziellos in verschiedenen Beiträgen herumzustöbern, anstatt z. B. einen konkreten Auftrag bei Ihnen zu buchen. Das gilt vor allem, wenn Sie beruflich – damit bezahlt – Texte, Fotos oder Videos produzieren.

 

Mit welchen Kosten muss ich rechnen?

Für den Anfang genügen Baukasten- oder Blogseiten-Anbieter (z. B. Wix, Wordpress), bei denen Sie sich kostenlos eine einfache Internetseite selbst zusammenklicken können. Später sollten Sie professioneller werden. Eine Domain (Ihre Webadresse) kostet 10-15 Euro pro Jahr. Das Hosting (Speichern Ihrer Seite bei einem Anbieter) ab fünf Euro pro Monat. Manche Medienprofis haben technische Grundkenntnisse und bauen sich ihre Internetseite selbst auf. Wer einen IT-Profi beauftragt, sollte ab ca. 500 Euro dafür rechnen. Für gute Fotos, Illustrationen, Logo usw. einmal etwa die gleiche Summe.

 

Wie fange ich am besten an?

Entscheiden Sie zuerst, was Sie beruflich oder unternehmerisch als Nächstes erreichen wollen und was Ihnen dazu bisher fehlt. Auf dieser Basis können Sie ein kleines Konzept (eine A4-Seite mit Stichpunkten genügt schon) schreiben: Wen wollen Sie ansprechen, welches Angebot machen? Entscheiden Sie anschließend, welche Schritte der Umsetzung Sie selbst erledigen können, etwa die Texte schreiben, und wo Sie externe professionelle Unterstützung brauchen. Sammeln Sie parallel schon einmal Material, etwa Fotos und Arbeitsproben, natürlich immer mit Genehmigung der Rechteinhaber.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Gehasst für den Arbeitgeber

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.

 

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