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Genug gewartet! Warum Sie Ihren Lebenstraum nicht aufgeben müssen

Genug gewartet! Warum Sie Ihren Lebenstraum nicht aufgeben müssen Attila Albert

Viele Medienprofis stellen irgendwann fest, dass sie nicht das Leben führen, das sie sich einmal erträumt haben. Doch es ist nie zu spät, sich einen beruflichen oder privaten Lebenstraum doch noch zu erfüllen. Mediencoach Attila Albert sagt, wie das trotz aller Einschränkungen möglich ist.

Berlin – Der Produktmanager eines Verlages fühlte sich gefangen in seinem Job. Er hatte ihn angenommen, als seine Ehefrau schwanger war. Schnell stellte er jedoch fest, dass die Aufgaben nicht dem entsprachen, was ihm versprochen worden war, und er kaum etwas entscheiden durfte. Am liebsten hätte er gekündigt, um sich selbstständig zu machen. Er träumte sogar davon, nach Italien zu ziehen, um von dort aus zu arbeiten. Doch nun hatte er die finanzielle Verantwortung für eine Familie. Musste er seinen Traum begraben?

 

Viele Medienprofis stellen irgendwann fest, dass sie nicht das Leben führen, das sie sich einmal erträumt hatten. Pragmatische Entscheidungen (z. B. für den Berufseinstieg, wegen der Familiengründung) haben dazu geführt, dass sie sich nicht in eine Richtung entwickelt haben, die sie langfristig glücklich und zufrieden macht. Was als Provisorium gedacht war, ist zum Dauerzustand geworden. Doch ein lang gehegter Lebenstraum lässt sich auch später noch erfüllen, selbst wenn manche Entscheidungen nicht mehr rückgängig zu machen sind.

 

Mehr Zeit für das, was Ihnen wirklich wichtig ist

Bei Lebensträumen, wie sie individuell auch aussehen mögen, geht es immer um mehr Freiheit, Selbstbestimmung und Zeit für die Menschen und Vorhaben, die Ihnen wirklich wichtig sind. Nur im seltensten Fall sind das Aussteiger-Fantasien, stattdessen wurzeln sie meist im konkreten eigenen Alltag. Beispiel: Sie würden bestimmte Projekte bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber anders umsetzen, dringen mit Ihren Ideen aber nicht durch. So entsteht der Traum, sich selbstständig zu machen, um endlich mehrselbst entscheiden zu dürfen.

 

Einfach ist es jedoch selten, einen Lebenstraum umzusetzen. Mit Mitte 20, als Single mit WG-Zimmer, ist man z. B. noch schnell für einen besseren Job umgezogen. Zehn Jahre später, mit familiären Verpflichtungen und an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt, wird man risikoscheu und zögerlich. Hier gilt es, sich vom Perfektionismus zu verabschieden: Es werden auch später keine idealen Umstände kommen. Damit bringt es Ihnen wenig, ewig abzuwarten und Entscheidungen immer wieder zu verschieben.

 

Am besten ist es, eigene Unzufriedenheit früh zu erkennen und entsprechend zu handeln. Wenn Sie viel klagen, andere zurechtweisen oder Ihrem Alltag zu entfliehen versuchen (z. B. durch ständiges Planen des nächsten Urlaubs) sind Sie nicht zufrieden. Nach 6-12 Monaten sollte das der Anlass für Sie sein, nach echten Lösungen zu suchen. Warten Sie nicht, bis Sie mit Ihren Kräften am Ende sind oder ein Stellenabbau beim Arbeitgeber Ihnen die Entscheidung abnimmt. Stark belastet und unter Zeitdruck entscheiden Sie schlechter.

 

Manchem führt sogar erst ein Todesfall im engeren Umfeld die Endlichkeit des eigenen Lebens vor Augen. Ich erinnere mich an einen Redaktionsleiter Ende 40, dessen Lebenstraum es war, ein Ferienhäuschen auf dem Land zu haben. Aber immer stand etwas dagegen: Zu viel Arbeit, seine Frau hatte lange keinen Job, die Kinder kosteten viel Geld. Erst als sein Vater überraschend früh starb, wurde ihm klar: Es würde nie ein „später“ geben, wenn er sich nicht jetzt entschloss. So kaufte er sein Häuschen endlich und freut sich bis heute daran.

 

Entschließen, auch wenn vieles dagegen spricht

Immer bedarf es eines konsequenten Entschlusses, um sich seinen Lebenstraum zu erfüllen, auch wenn es nicht einfach ist. Beispielsweise hatte ich mehrere Klienten, die von einem Leben im Süden – Spanien, Italien, Südfrankreich – träumten. Aber sie arbeiteten als Angestellte in Deutschland, waren auf ihr Einkommen angewiesen, hatten laufende Kosten. Dazu mehrheitlich berufstätige Partner, die ebenso nicht einfach auswandern konnten, und schulpflichtige Kinder. Einige beherrschten die Sprache ihres Traumlandes, andere nur wenige Redewendungen. Aber alle fanden jeweils einen eigenen Weg.

 

Eine Fachjournalistin wurde freie Chefredakteurin für einen B2B-Verlag. In dessen Auftrag plant und produziert sie seitdem Kundenmagazine, beauftragt Freie und schreibt selbst. Das geht völlig ortsunabhängig. Eine Hälfte des Jahres arbeitet sie nun von Deutschland aus, die andere von Italien aus, wo sie sich eine kleine Zweitwohnung gemietet hat. Der Teamleiter einer PR-Agentur handelte eine Woche Remote-Arbeit monatlich aus. Er kaufte sich ein einfaches Haus im Burgund, arbeitet nun wochenweise von dort aus und verbringt zusätzlich manches Wochenende dort. Manchmal mit Frau und Kindern, manchmal nur für sich.

 

Eine Reporterin war in der komfortablen Situation, dass sie in Deutschland eine abbezahlte Eigentumswohnung hatte. Sie verkaufte diese, kündigte ihre Stelle, kaufte sich etwas in Madrid und zog um. Von dort aus schreibt sie nun als freie Autorin für deutsche Medien. Ein Politikredakteur bewarb sich hartnäckig um Korrespondentenstellen vor Ort, bis es endlich klappte. Die Produktmanagerin eines Senders lernte bei einem ihrer vielen Besuche in Italien ihren neuen Partner kennen. Sie pendelte, zog dann zu ihm und baut sich nun eine PR-Beratung für italienische Unternehmen auf, die nach Deutschland exportieren.

 

Priorität der eigenen Bedürfnisse überdenken

Die Beispiele illustrieren, was Sie natürlich selbst wissen: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Hartnäckigkeit beim Ziel, Flexibilität im Detail führen langfristig am weitesten. Das gilt ebenso auch bei einem anderen häufigen Lebenstraum: Selbst ein Unternehmen zu führen. Das kann durch eine Neugründung geschehen, allein oder mit Partnern, durch Kauf eines bestehenden Unternehmens, Übernahme einer Nachfolge. Beispiele dazu finden Sie im neuen kress pro Dossier „Unternehmer werden: Ein Medienhaus gründen oder kaufen‟.

 

Praktische Hürden sind immer zu überwinden, was Wissen und Fleiß erfordert, dazu manchmal fachkundige Beratung. Aber grundlegend ist die Einstellung: Welche Priorität geben Sie Ihrem Lebenstraum und wie betrachten Sie die Herausforderungen auf dem Weg dahin, die unbestreitbar sind? Was haben Sie beispielsweise beim Lesen der Beispiele gedacht: Waren Sie skeptisch („Ob das so stimmt?“), mutlos („Die hatten einfach mehr Glück‟), verärgert („Man kann doch nicht nur seinen Träumen hinterherrennen‟)?

 

Etwas können Sie immer für Ihren Lebenstraum tun. Beispiel: Wer davon träumt, als Auslandskorrespondent zu arbeiten, wird sich anfangs meist erfolglos bewerben. Aber er kann trotzdem schon seine Sprachkenntnisse verbessern – mit einem Lehrer und einem Tandempartner -, Urlaube vor Ort verbringen, Veranstaltungen besuchen, Kontakte knüpfen. All das erhöht die Chance bei späteren Bewerbungen. Gleichzeitig wachsen der Mut und die Erfolgschancen, es notfalls anders anzugehen, etwa als Pauschalist oder freier Korrespondent.

 

Lebensträume ändern sich, manche enttäuschen auch, wenn sie sich erfüllt haben. Aber sie können dem eigenen Leben einen Sinn geben und dem Alltag eine Richtung. Jede Lebensphase hat ihre Träume, gleichzeitig werden Sie sich wieder an diejenigen erinnern, die Sie in jungen Jahren hatten. Meine Empfehlung wäre, sie nicht zu früh aufzugeben, sondern auszuprobieren, wie weit Sie kommen. Sollte es wirklich gar nicht klappen, müssen Sie sich zumindest nie vorwerfen, es nicht wenigstens konsequent versucht zu haben.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Mehr Karriere-Optionen

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.