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Wie Medienprofis ihren Antrieb wiederfinden

Wie Medienprofis ihren Antrieb wiederfinden Attila Albert

Gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt, aber keine Lust auf die Arbeit. Viele Medienprofis fühlen sich demotiviert. Manche sind erschöpft oder abgelenkt, andere ziellos oder gelangweilt. Karrierecoach Attila Albert nennt sieben häufige Szenarien und praktikable Auswege.

Berlin – Vielen ist die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach den Feiertagen um den Jahreswechsel schwergefallen. Sie fühlen sich einfach nicht mehr motiviert. Das deckt sich mit aktuellen Erhebungen. Nicht einmal jeder zweite Angestellte in Deutschland (48 Prozent) gibt auf der Arbeit noch sein Bestes, ergab eine Umfrage von Ernst & Young. Nur rund vier von zehn Befragten (44 Prozent) würden ihren aktuellen Arbeitgeber einem Bekannten empfehlen. Fast ebenso viele (42 Prozent) planen einen Jobwechsel. Auch ein großer Teil der Medienprofis steckt in solch einem Motivationsloch, häufig schon seit geraumer Zeit.

 

Objektive Überarbeitung ist selten die Ursache. Deutschland gehört zu den Ländern mit den meisten Urlaubs- und Feiertagen, die Krankmeldungen erreichen seit Jahren immer neuen Höchststände, Überstunden werden kaum noch gemacht. Trotzdem fühlen sich viele Berufstätige überlastet und gleichzeitig unmotiviert. Meist ist ihnen die Motivation über einen längeren Zeitraum verloren gegangen, weil sie vorhandene berufliche Probleme (z. B. Konflikte mit Vorgesetzten, mangelnde Anerkennung, fehlende Perspektive) immer wieder verschleppt haben, anstatt sie seinerzeit konsequent anzugehen.

Fehlende Motivation hat allerdings höchst unterschiedliche Gründe, hängt von der individuellen Persönlichkeit und Situation ab. Nachfolgend sieben Szenarien, in denen sich unmotivierte Medienprofis besonders häufig wiederfinden, und praktikable Auswege, um den eigenen Antrieb wiederzufinden.

 

Erschöpft: Mehr bewusste Pausen
Gelegentlich sind unmotivierte Medienprofis einfach erschöpft. Hält das auch nach einem Urlaub oder nach freien Tagen an, empfiehlt es sich zuerst, mögliche medizinische Ursachen (z. B. Eisenmangel) von einem Arzt prüfen zu lassen. Liegt nichts dergleichen vor, braucht es häufig eine andere Alltagsgestaltung: Mehr bewusste Ruhepausen, etwa einen kurzen Spaziergang nach jedem Mittagessen oder am Nachmittag; abends nicht mehr ständig aufs Handy schauen oder in den sozialen Medien diskutieren, stattdessen lesen oder Musik hören. Erholt fällt es leichter, morgens wieder motiviert zur Arbeit zu gehen.

 

Abgelenkt: Lebensbereiche trennen
Manchem fällt es schwer, sich für seine Arbeit zu interessieren, weil er gedanklich ständig woanders ist. Das können Konflikte mit Partnern oder Familienmitgliedern sein, finanzielle Sorgen oder die Weltlage. „Ich habe gerade den Kopf nicht frei‟, ist verständlich, wird aber am Arbeitsplatz zum Problem. Hier hilft es, seinen verschiedenen Lebensbereichen (Arbeit, Beziehung, Familie usw.) bestimmte Zeitfenster zuzuweisen, in denen Sie sich mit ihnen beschäftigen – in anderen dafür nicht. Beispiel: Am Arbeitsplatz im Normalfall keine privaten Telefonate oder Chatnachrichten, daheim keine beruflichen E-Mails mehr. Diese Trennung der Sphären hilft, sich am Arbeitsplatz wieder besser zu fokussieren.

 

Entmutigt: Stellenprofil umgestalten
Viele Tätigkeiten bringen es mit sich, dass nur ein kleiner Teil der eigenen Anstrengungen zum Erfolg führt. Wer im Anzeigenverkauf arbeitet, verschickt viele Angebote, die nicht zu einer Buchung führen; wer investigativ recherchiert, endet bei vielen Tipps und Spuren im Nichts. Das kann auf Dauer die Motivation beeinträchtigen, es trotzdem immer wieder mit vollem Einsatz zu versuchen. Hier empfiehlt es sich, in Absprache mit dem Chef das derzeitige Stellenprofil umzugestalten und mehr einfache Standardaufgaben hineinzunehmen, bei denen Sie fortlaufend kleine Erfolgserlebnisse haben. Das ermutigt Sie immer wieder neu, auch die schwierigen Aufgaben beherzt anzugehen.

 

Ziellos: Zumindest Richtung festlegen
Man muss sich nicht ständig neue Ziele setzen, auch nicht am Jahresanfang, sollte sich aber eine grundsätzliche Richtung für sein Berufs- und Privatleben geben. „Wie soll es weitergehen, wo soll es hingehen?‟, ist die Überlegung, die das tägliche Handeln über das reine Durchhalten hinaus hebt. Mit einer Richtungsentscheidung (z. B. für einen höheren Verdienst, spannendere Projekte, mehr Zeit für die Familie) setzen Sie sich selbst Prioritäten und Anreize. Das ersetzt nicht ein eventuell notwendiges Gespräch mit dem Vorgesetzten (z. B. wegen der Gehaltserhöhung, neuen Aufgaben, einer Teilzeitregelung), schafft dafür aber die Grundlage und macht Sie innerlich unabhängiger von anderen.

 

Gelangweilt: Eigene Projekte angehen
Wer schon lange bei seinem Arbeitgeber ist, eventuell sogar in der gleichen Position, langweilt sich oft einfach, ohne dass ihm das bewusst ist. Auch das demotiviert, man hat ja alles schon hundertfach gemacht. Routine hat ihre Vorteile, führt aber zu geistiger und kreativer Unterforderung, selbst wenn immer viel zu tun ist. Suchen Sie sich hier gezielt neue Herausforderungen, schlagen Sie z. B. eigene Projekte vor oder gehen Sie eine nebenberufliche Selbstständigkeit (z. B. Buchprojekt, Dozententätigkeit) an. Im Privaten können neue Sportarten, Hobbys oder Urlaubsziele den Horizont wieder öffnen. Langfristig ist mindestens der Wechsel des Teams, besser aber des Arbeitgebers unvermeidlich..

 

Desinteressiert: Schwerpunkt verlagern
Ähnlich verhält es sich, wenn Ihre beruflichen Aufgaben Sie nicht mehr interessieren. Das trifft oft anerkannte Profis, die wegen ihrer Expertise immer wieder die gleichen Aufgaben und Jobangebote erhalten, obwohl sie längst gern etwas anderes machen wollen. Identifizieren Sie hier die Tätigkeiten, die Sie jetzt interessieren (z. B. Konzeptarbeit, Kollegen führen, Recherchieren, Schreiben), dazu eventuell bestimmte Themenfelder (z. B. Politik, Wirtschaft, Kultur). Konzentrieren Sie sich ganz darauf, nun in diesem Bereich aktiv zu sein, anfangs möglicherweise auch in Einzelprojekten oder im Ehrenamt. Auch die Jobsuche erhält damit einen Fokus, Sie suchen gezielter und lehnen bei Bedarf leichter ab.

 

Hoffnungslos: Für sich einen Sinn finden
Gar nicht wenige Medienprofis sind unmotiviert, weil ihnen die Welt- oder Branchenlage als hoffnungslos erscheint. „Das hat doch alles keinen Sinn mehr‟, ist eine Einstellung, die zwangsläufig zu Fatalismus führt, „jetzt ist sowieso alles egal.‟ Hier handelt es sich weniger um ein praktisches als um ein spirituelles Problem: Persönlich wieder Hoffnung, einen Sinn und eigene Handlungsmöglichkeiten auch in schwierigen Zeiten zu finden. Hier lohnt sich, neben der Lektüre entsprechender Bücher und eventuell dem Besuch eines passenden Workshops, das regelmäßige Gespräch mit einem Mentor oder geistlichen Begleiter. Daneben oft hilfreich: Ein karitatives Ehrenamt (z. B. im Verein) oder gar der Wechsel zu einem entsprechenden Arbeitgeber (Stiftung, NGO, Kirche, Partei o.ä.).

 

Zur vergangenen Kolumne: Selbstbestimmt arbeiten 

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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