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Standortbestimmung: Wie Medienprofis den besten Lebensweg für sich finden

Standortbestimmung: Wie Medienprofis den besten Lebensweg für sich finden Attila Albert

Die Ferienzeit ist für viele Medienprofis die Gelegenheit, wieder einmal über sich nachzudenken: Wo stehen sie eigentlich im Leben und wie soll es weitergehen? Mediencoach Attila Albert gibt Anregungen dazu, beruflich und privat den eigenen Standort und die beste Richtung zu bestimmen.

Berlin – Als hektisch und anstrengend hatte eine Redakteurin die vergangenen Jahre empfunden. Sie war zur Teamleiterin aufgestiegen, verdiente dadurch mehr und hatte einen schwierigen Machtkampf mit dem Ressortleiter gewonnen. Im Privaten hatte sie geheiratet und war Mutter geworden. Aber all das hatte viel Kraft gekostet. Wie angespannt und erschöpft sie war, merkte sie an nervösen Streitigkeiten mit Kollegen und ihrem Mann. Für Sport und Freunde fehlte ihr ganz die Kraft. „Soll das jetzt immer so weitergehen?", fragte sie sich.


Die Ferienzeit ist für viele Medienprofis Anlass, sich nicht nur auf mehr Zeit, neue Erlebnisse und Erholung zu freuen. Sondern auch einmal für sich nachzudenken: „Führe ich eigentlich das Leben, das ich einmal wollte?” Im beruflichen und privaten Alltag – zwischen ständig neuen Abgabefristen für einen Beitrag oder ein Projekt, Einkäufen, Erledigungen und der Kita – fehlen dafür oft Zeit und Kraft. In den Ferien dagegen sollten Sie einmal gezielt „Ihren Standort bestimmen”: Wo Sie im Leben stehen und wohin Sie wollen.

Das kann mit einer grundsätzlichen Frage beginnen: Sind Sie mit Ihrem Leben, wie es nun insgesamt ist, grundsätzlich zufrieden und glücklich? Es gibt selbst unter den besten Umständen immer etwas, das gerade nicht passt oder stört. Die Gesamtbeurteilung entscheidet. Wenn Sie die Frage verneinen, überlegen Sie: Seit wann? Belassen Sie es nicht bei einem oberflächlichen „im Moment”, werden Sie konkret: Seit sechs Monaten, seit zwei Jahren, seit zehn? Das zeigt, wie drastisch ein möglicher Wechsel sein müsste.


Einzelne Lebensbereiche bewerten

Danach könnten Sie dieselbe Frage auffächern, sie nämlich bezogen auf folgende acht Lebensbereiche einzeln beantworten: 1. Beruf und Karriere, 2. Beziehung und Familie, 3. Persönliche Entwicklung, 4. Lebenssinn und Spiritualität, 5. Persönliche Finanzen, 6. Gesundheit und Lebensalter, 7. Enge soziale Kontakte, 8. Spaß und Lebensfreude. Wie zufrieden sind Sie da jeweils auf einer Skala von 1 (absolut unzufrieden) bis 10 (absolut zufrieden) und warum? Mit dieser Reflexion beginnt auch jedes Coaching.

 

Diese Überlegung hilft Ihnen, Schwerpunkte zu erkennen. Sind Sie überall gleichmäßig zufrieden, wird es vielleicht Zeit für eine neue, selbst gewählte Herausforderung (z. B. eine spannendere Stelle,Weiterbildung oder Entwicklung einer Geschäftsidee). Erkennen Sie, dass Sie in nur ein oder zwei Lebensbereichen besonders unzufrieden sind (z. B. zu wenig Perspektive im Job und Spannungen in der Beziehung), können Sie gezielt diese angehen. So setzen Sie Ihre Ressourcen geplant ein und verzetteln sich nicht.

Die wenigsten Medienprofis streben Maximalziele in einem bestimmten Lebensbereich an (z. B. das höchste Gehalt um jeden Preis), meist nicht einmal eine ständige Verbesserung. Insbesondere die Jüngeren bevorzugen heute ein ganzheitliches Leben und sind dafür zu Abstrichen bereit. Beispiel: Aus einer Führungsposition in eine lange Elternzeit gehen, um viel Zeit mit dem Partner und dem gemeinsamen Kind zu haben, auch wenn das Aufstiegschancen und Einkommen kosten könnte, weil andere vorbeiziehen.


Kritischer Blick auf die eigene Lebenseinstellung

Ein wichtiger Aspekt Ihrer persönlichen Standortbestimmung sollte auch ein kritischer Blick auf Ihre Lebenseinstellung („Mindset”) sein: Wie sehen Sie Ihre Mitmenschen und die Welt? Denn daraus ergibt sich, wie Sie sich generell fühlen und verhalten. Haben Sie den Eindruck, es gehe überall abwärts und man müsse nur noch vorsichtig sein? Sind Sie wütend und finden, es müsse sich endlich etwas ändern? Oder finden Sie alles halbwegs in Ordnung, wollen vor allem in Ruhe gelassen werden und Ihr Leben genießen?

Falls Sie sich genauer damit beschäftigen wollen, finden Sie in meinem Buch „Sorry, ihr nervt mich jetzt alle!” eine ausführliche Typologie, um sich und andere einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Eine individuelle Bewertung ist ebenso möglich. Wie bei den Lebensentwürfen geht es auch bei der Lebenseinstellung nicht darum, einer festen Vorstellung zu genügen, sondern das Richtige für sich zu finden. Zwar gibt es Gemeinsamkeiten, aber im Detail macht jeden etwas anderes zufrieden und glücklich.

Die Ferien sind ein Spiegelbild der unterschiedlichen Vorstellungen vom Glück, aber auch der individuellen Möglichkeiten. Der eine freut sich am meisten auf den Cocktail am Pool, der andere auf das Wandern in den Bergen; dieser will eine Großstadt entdecken, jener bleibt lieber daheim und trifft Freunde. Wie bei der Lebensreise geht es am Ende immer um eines: Bei sich selbst anzukommen, auch wenn die anderen etwas anderes besser finden. Es ist Ihr Leben, Sie dürfen es gestalten, wie Sie es für richtig halten.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Wie Medienprofis verletzten Stolz überwinden

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.