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Weiterbilden, aber richtig: 7 Fragen, mit denen Medienprofis die beste Wahl treffen

Weiterbilden, aber richtig: 7 Fragen, mit denen Medienprofis die beste Wahl treffen Attila Albert

Hoffnung auf eine Beförderung, Interesse am Thema, Frust im aktuellen Job oder der Versuch, wenigstens etwas für die Karriere zu tun: Medienprofis haben die unterschiedlichsten Motive für eine Weiterbildung. Mediencoach Attila Albert sagt, wie Sie herausfinden, welche sich für Sie auszahlt.

Berlin – Ein Redakteur arbeitete seit mehr als zehn Jahren bei einem Großverlag, dessen Stärke im Printgeschäft lag. Grundsätzlich fühlte er sich dort wohl, wenn ihn die Aufgaben auch nicht mehr besonders erfüllten. Doch er sorgte sich um seine Zukunft: Verpasste er bei diesem Arbeitgeber nicht den Anschluss ans Digitale und würde damit langfristig selbst ins Abseits geraten? Schon seit längerem dachte er deshalb über eine Weiterbildung nach – auch, weil er sich danach eine Beförderung und ein höheres Gehalt erhoffte. Doch die Vielzahl der Angebote überforderte ihn, und er war unsicher, ob sich die Ausgabe lohnte.

 

Lebenslanges Lernen ist eine Selbstverständlichkeit, war es schon immer. Allerdings hat sich der Bildungssektor ständig weiter aufgefächert. So ist das Angebot an Inhalten, Anbietern und Programmformen inzwischen praktisch unübersehbar. Gleichzeitig sind die Ressourcen – Zeit, Geld und Kraft – eines jeden begrenzt. Für Medienprofis, die sich weiterentwickeln wollen, empfiehlt es sich deshalb, vor einer Entscheidung ihre Motive und Ziele zu klären. Damit verhindern sie, in eine Qualifizierung zu investieren, die ihnen am Ende keinen Ertrag bringt. Folgende Fragen helfen bei der Entscheidung.

 

1. Motivation: Warum eine Weiterbildung?

Überlegen Sie zuerst: Warum denken Sie über eine Weiterbildung nach? Beantworten Sie das für sich möglichst ehrlich. Erhoffen Sie sich dadurch eine Beförderung, die bisher nicht geklappt hat? Unterfordert oder frustriert Sie Ihr aktueller Job, und die Weiterbildung soll das ausgleichen? Wissen Sie nicht wirklich, wohin es beruflich gehen könnte, wollen aber zumindest irgendetwas tun? Interessiert Sie einfach ein bestimmtes Thema? Jedes dieser Motive ist berechtigt. Je klarer Sie Ihres kennen, desto besser wählen Sie aus und vermeiden, dass Sie eine Weiterbildung beginnen, die Ihr Grundproblem gar nicht löst.

(Wenn Sie sich in Ihrem Job generell unwohl fühlen, sollten Sie prüfen, ob es nicht an Unternehmenskultur und Umgangston liegt. Dann wäre ein Wechsel die bessere Wahl.)

 

2. Ziel: Was wollen Sie damit erreichen?

Es ist völlig akzeptabel, eine Weiterbildung aus reinem Interesse an einem Thema auszuwählen. Wenn Sie aber ein konkretes Ziel (z. B. Beförderung, Gehaltserhöhung, Selbstständigkeit) haben, sollte das vorab definiert sein. Damit verhindern Sie, dass Sie nach der Weiterbildung zwar ein Abschlusszertifikat, aber nicht viel mehr erreicht haben. Beispiel: Viele Medienprofis haben – auf eigene Kosten – Weiterbildungen zum Coach besucht, die sie interessant und persönlich bereichernd fanden. Aber es wurde kein tragfähiges Geschäftsmodell daraus, die Ausgaben ließen sich nicht refinanzieren.

 

3. Bedarf: Was bringt Sie wirklich weiter?

Wenn Sie ein konkretes Ziel haben, beschränkt das Ihre Auswahl: Sie brauchen dafür eine Weiterbildung, die Sie dahin führt, auch wenn Sie vieles andere ebenso interessant finden. Beispiel: In der Generation der über 40-Jährigen haben viele Medienprofis weder einen Berufs- noch Studienabschluss, sondern nur Abitur und Volontariat. Diese sollten zuerst berufsbegleitend den Bachelor nachholen, der heute für Führungspositionen meist ein Mindestkriterium ist, ehe sie irgendeine andere Weiterbildung angehen. Lassen Sie sich von der Vielzahl der Möglichkeiten nicht ablenken von dem, was Ihnen wirklich weiterhilft.

 

4. Spezialisierung: Worüber wollen Sie mehr lernen?

Entscheiden Sie sich im nächsten Schritt für eine inhaltliche Richtung. Sie werden nie alles lernen können, was denkbar ist. Das ist auch nicht nötig. Eine Spezialisierung erlaubt Ihnen, ein eigenes Profil zu entwickeln, mit dem Sie sich von anderen absetzen. Aktuell besonders gefragt: Spezialisierung innerhalb des Journalismus (z. B. auf Video- und Audioformate, Newsroom- und Kanal-Management), Marketing (z. B. Produktentwicklung, Werbe-Vermarktung) und spezialisierter Content (z. B. B2B-Formate, Corporate Publishing). Ein Blick in die Stellenportale zeigt Ihnen, welche Tätigkeitsfelder aktuell gefragt sind.

 

5. Niveau: Wie schwierig darf die Weiterbildung sein?

In den Weiterbildungsangeboten finden Sie alles vom halbtägigen Seminar bis zum mehrjährigen berufsbegleitenden Studium und der Promotion. Sammeln Sie nicht viele „Light-Zertifikate“ an, sondern wenige, dafür substanzielle Qualifizierungen. Achten Sie darauf, dass das Niveau zu Ihnen passt. Beispiel: Als Ressortleiter nützt Ihnen ein zweitägiger SEO-Kurs nicht viel. Sie werden sowieso nicht mehr als reiner Texter oder Online-Redakteur arbeiten. Zu seicht wäre solch ein Kurs auch. Falls Sie der Digitalbereich interessiert, dann vielleicht besser eine halbjährige Produktentwickler-Weiterbildung.

(Bedenken Sie auch, welches Lernformat zu Ihnen passt, ob Ihnen z. B. ein Präsenz- oder Fernkurs lieber wäre.).

 

6. Ressourcen: Was schaffen Sie realistisch?

Sich irgendwo anmelden und eine Anzahlung leisten ist leicht. Doch bei einer Vielzahl von Seminaren – oder gar einer mehrmonatigen und -jährigen Weiterbildung am Stück – geht manchem die Kraft aus. Da Sie, wenn Sie einmal anfangen, auch abschließen wollen: Entscheiden Sie vorab, was Sie realistisch schaffen. Wie viele Stunden können und wollen Sie pro Woche für die Weiterbildung aufwenden? Auf welche anderen Aktivitäten würden Sie zeitweise verzichten? Sie wollen sich herausfordern, aber nicht erschöpfen oder scheitern. Realismus hilft Ihnen, Schwierigkeit und Umfang passend auszuwählen.

 

7. Unterstützung: Wer hilft Ihnen bis zum Abschluss?

Jede Weiterbildung ist ein zeitlicher, finanzieller und nervlicher Kraftakt. Klären Sie vorab, wer Sie unterstützen kann. Häufig übernehmen Arbeitgeber einen Teil der Kosten über das HR- oder Abteilungsbudget und erlauben flexiblere Arbeitszeiten. Sind Sie mehr als sechs Monate angestellt, können Sie Ihre Arbeitszeit auch nach dem Teilzeitgesetz (siehe § 8) reduzieren. Mehrheitlich können Sie die Kosten steuerlich absetzen, gelegentlich zudem öffentliche Zuschüsse beantragen. Wichtig ist auch, mit dem Partner und der Familie zu besprechen, dass Sie während einer Weiterbildung mehr Zeit für sich benötigen.

 

Die Hoffnung, dass mit einem oft teuer bezahlten und mühsam erreichten Abschluss oder Zertifikat ein Aufstieg verbunden ist, erfüllt sich nicht automatisch. Die Anbieter im Bildungssektor erwecken natürlich den Eindruck. Aber Sie sollten sehr selektiv vorgehen, Ihrer Motivation, Ihrem Ziel und Ihren Möglichkeiten entsprechend entscheiden. Die richtige Weiterbildung kann Ihr berufliches und persönliches Leben in eine ganz neue Richtung lenken. Angesammelte Zertifikate ohne weiteren Wert kosten Sie dagegen unnötig viel und halten Sie nur davon ab, die wirklich notwendigen Entscheidungen zu fällen.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Wenn Medienprofis sich selbst vergessen

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.