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Angst, Wut und Frust: 5 Gründe, warum es mit Chefs oder Kollegen nicht klappt

Angst, Wut und Frust: 5 Gründe, warum es mit Chefs oder Kollegen nicht klappt Attila Albert

Konflikte mit Vorgesetzten oder Teamkollegen sind zermürbend. Fast immer geht es dabei nicht allein um die sachliche Auseinandersetzung. Karrierecoach Attila Albert über häufige Ursachen derartiger Konflikte und Wege, sich davon zu befreien.

Berlin –  Eine Chefreporterin hatte bei ihrem Arbeitgeber immer wieder mit Konflikten zu kämpfen. Ihre Ressortleiterin warf ihr vor, sie würde „in den Konferenzen zu forsch auftreten und ständig andere kritisieren”. Kollegen hätten sich beschwert. Daher nahm sie sich vor, zurückhaltender zu sein. Wenig später kritisierte ihr Teamleiter, sie würde sich „nicht genug einbringen”. Man würde inzwischen an ihrem Engagement und ihrer Eignung zweifeln. Dabei hatte sie einiges vorgeschlagen, jedoch war jede ihrer Ideen abgelehnt worden.

 

Derartige Konflikte mit Vorgesetzten und Teamkollegen sind enorm zermürbend. Fast nie geht es dabei allein um die sachliche Auseinandersetzung, die man diskutieren und beilegen könnte, sondern auch um unausgesprochene Missgunst und Ängste, um unterdrückte Wut und verletzten Stolz. Doch auch solche Emotionen haben Gründe, die man für sich herausfinden sollte, um realistisch entscheiden zu können, wie es weitergehen soll. Hier fünf typische Ursachen für Konflikte im Team und welcher Ausweg sich anbietet.

 

Fall 1: Teamarbeit passt gar nicht zu Ihnen
In den meisten Unternehmen wird Teamarbeit als normal, sogar als alternativlos dargestellt. Dabei zeigen Studien: Bei komplexen Aufgaben arbeiten Generalisten wie Spezialisten allein effektiver, weil sie sich nicht immer erst mit anderen abstimmen und einigen müssen. Gerade ambitionierte, leistungsstarke Medienprofis fühlen sich oft gebremst, weil sie wenig selbst entscheiden dürfen und direkt umsetzen können. Ausweg: Prüfen Sie hier, ob eine andere Arbeitsform besser zu Ihnen passen könnte, z. B. die alleinige Verantwortung für ein festes Gebiet innerhalb des Teams, Selbstständigkeit oder projektbezogene Mitarbeit.

 

Fall 2: Sie arbeiten im falschen Team
Möglicherweise arbeiten Sie grundsätzlich gern in einem Team und haben bei früheren Arbeitgebern auch positive Erfahrungen mit dieser Arbeitsform gemacht. Nur passen Ihr jetziger Vorgesetzter bzw. bestimmte Kollegen nicht zu Ihnen. Das muss auf keiner Seite ein Versagen darstellen. Menschen sind unterschiedlich und harmonieren manchmal einfach nicht miteinander. Ausweg: Versuchen Sie zu verstehen, was Sie an den anderen genau nervt, ob ein Gespräch helfen könnte oder Sie sich anderweitig arrangieren könnten. Wenn nicht, bemühen Sie sich zeitnah (6-9 Monate) um einen internen oder externen Wechsel.

 

Fall 3: Die Unternehmenskultur passt nicht
Manchmal sind der Chef und die Kollegen kompetent und freundlich, aber es gibt trotzdem immer wieder Missverständnisse und Konflikte. Regelmäßig müssen „klärende Gespräche‟ geführt werden, die das Problem aber doch nicht lösen. Das sind Anzeichen dafür, dass Sie unterschiedliche Wertvorstellungen haben und eine andere Unternehmenskultur besser zu Ihnen passen würde. Ausweg: Probieren Sie im Laufe Ihrer Karriere unterschiedliche Arbeitgeber aus (kleines und großen Unternehmen, hierarchischer und partnerschaftlicher Führungsstil usw.). So finden Sie heraus, was für Sie am besten funktioniert.

 

Fall 4: Sie sind Konkurrenz für andere
Häufig vermuten Betroffene hinter Team-Konflikten „Neid‟. Präziser wäre: Andere sehen in Ihnen eine Konkurrenz – um Beförderungen, begehrte Aufgaben oder Projekte, die Gunst des Chefs oder bestimmter Kollegen. Auch Verteilungskonflikte gehören in diesen Bereich, also die interne Konkurrenz um Ressourcen (Zugriff auf Mitarbeiter, Budgets, bevorzugte Arbeitsplätze). Ausweg: Derartige Konflikte sind ein Hinweis darauf, dass Sie aus Ihrem bisherigen Umfeld herausgewachsen sind und in eine höhere Position – oder ein stärkeres Team – wechseln sollten. Zögern Sie dann nicht mehr, bewerben Sie sich anderswo.

 

Fall 5: Sie müssten an sich arbeiten
Wenn Sie an unterschiedlichen Arbeitsplätzen immer wieder auf dieselben Konflikte stoßen oder immer wieder dieselben Kritikpunkte hören, liegt es möglicherweise an Ihnen. Das ist nicht schlimm, jeder hat seine Stärken und auch seine Schwächen. Sie sollten dann nur an sich arbeiten (um z. B. empathischer und geduldiger zu werden, organisierter zu arbeiten). Ausweg: Achten Sie darauf, immer 1-2 Vertrauenspersonen (z. B. Mentor, Coach) in Ihrem Leben zu haben, die Sie behutsam, aber ehrlich auf Schwächen hinweisen und dabei unterstützen, an sich zu arbeiten. Sich zu verändern erfordert Ausdauer, ist aber möglich.

 

Es braucht ehrliche Selbstreflexion, um für sich herauszufinden, warum die Arbeit im aktuellen Team nicht so erfolgreich und angenehm ist, wie man sich das wünschen würde. Aber damit eröffnet sich die Möglichkeit, die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um endlich wieder gern in die Redaktion bzw. ins Büro zu gehen.

 

Zur vergangenen Kolumne: Höheres Gehalt


Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

www.media-dynamics.org 

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