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Bei Beförderung übergangen: Abwarten, neu versuchen oder wechseln?

Bei Beförderung übergangen: Abwarten, neu versuchen oder wechseln? Attila Albert

Wenn der Aufstieg beim eigenen Arbeitgeber nicht klappt, frustriert und verletzt das. Trotzdem sollten Medienprofis Trotzreaktionen oder gar eine unüberlegte Kündigung vermeiden. Karrierecoach Attila Albert über strategische Optionen für die – erste oder nächste – Führungsposition.

Manchmal kommt die Entscheidung für den Betroffenen ganz überraschend und lässt sich gar nicht logisch erklären: Die Beförderung, auf die er lange hingearbeitet hat und für nur angemessen hielt, fällt aus. Viele Gründe kann es dafür geben: Der Arbeitgeber will die Stelle aus Kostengründen doch nicht besetzen, hat sie einem Bewerber versprochen, dem man etwas bieten musste, damit er kommt bzw. bleibt; Firmenpolitik oder persönliche Sympathien gaben den Ausschlag. Wer bisher davon ausgegangen war, dass vor allem Leistung zählt und belohnt wird, tut sich oft schwer mit dieser ernüchternden Einsicht.

 

Aber so frustrierend, sogar verletzend eine ausgebliebene Beförderung ist, wenn es Sie betrifft: Vermeiden Sie Trotzreaktionen („Dann können wir es ja ganz lassen!”) oder gar eine unüberlegte Kündigung, ohne eine neue Stelle zu haben. Durchdenken Sie stattdessen Ihre strategischen Möglichkeiten: Sie könnten abwarten, es nach einiger Zeit noch einmal versuchen – oder zu einem anderen Arbeitgeber wechseln, der Ihnen eine Aufstiegschance anbietet. Hier finden Sie Anregungen für alle drei Möglichkeiten.

 

Abwarten, wenn eine neue Chance absehbar ist

Manchmal ist die beste Strategie, zunächst einmal gar nichts zu tun, sondern einfach ohne weiteres Murren seinen derzeitigen Job zu erledigen und abzuwarten. Empfehlenswert ist das, wenn eine neue Aufstiegschance innerhalb eines überschaubaren Zeitraums (1-2 Jahre) absehbar ist. Typischer Fall: Der neue Vorgesetzte, der die Position erhalten hat, die Sie selbst wollten, ist erkennbar ehrgeizig und ungebunden. So besteht die Chance, dass er schon bald weiter aufsteigt und damit weiterzieht. Oder Ihr aktueller Arbeitgeber ist so groß, dass regelmäßig Positionen ausgeschrieben werden, auf die Sie sich bewerben können.

 

Diese Strategie setzt Geduld und Beherrschung voraus. Sie sollten in der Lage sein, sich für einige Zeit aufs Alltagsgeschäft zu konzentrieren, Ihre Ambitionen zurückzustellen und Ihre Enttäuschung zu verbergen. Solch ein „Karriereplateau” ist stattdessen eine gute Phase, um sich berufsbegleitend weiterzubilden, sich verstärkt seinem Privatleben zu widmen und zu erholen. Planen Sie gleichzeitig aber schon Ihren nächsten Anlauf. Besonders wichtig dafür: Melden Sie sich für besondere Aufträge oder Projekte, mit denen Sie sich profilieren können, und bauen Sie Ihr Branchennetzwerk fortlaufend aus.


Neu versuchen, wenn sich etwas geändert hat

Praktisch aussichtslos und sogar kontraproduktiv ist es, immer wieder nachzufragen, wann Sie nun endlich mit einer Beförderung „dran sind”. Man würde Sie bald als unverschämt und lästig empfinden, Vorgesetzte lassen sich ungern bedrängen. Anders sieht es aus, wenn sich etwas verändert hat. Zum Beispiel: Sie haben inzwischen mehrmals eine Vertretung übernommen, ein Zusatzprojekt erfolgreich abgeschlossen, sich weitergebildet, anderweitig besondere Leistungen gezeigt, oder es ist eine neue Führungsposition frei geworden. Dann sollten Sie das Gespräch neu suchen, sich aber gut darauf vorbereiten.

 

Verzichten Sie dabei auf jede Anspruchshaltung, etwa die Bemerkung, dass Sie seinerzeit zu Unrecht übergangen worden seien und nun wirklich an der Reihe wären. Argumentieren Sie damit, dass Sie sich weiterentwickelt haben, was Ihr Einsatz und das Erreichte belegen, und in einer neuen Rolle weitere Verantwortung übernehmen möchten. Gehen Sie davon aus, dass Sie bei solchen Gesprächen immer pokern müssen. Notieren Sie sich deshalb vorab, was Sie sagen wollen, und üben Sie, damit es flüssig und sicher klingt. Überlegen Sie sich zudem, was Sie tun wollen, wenn es trotzdem nicht klappt.


Wechseln, wenn Zeit und Geduld knapp werden

Wenn mehrere Versuche, beim aktuellen Arbeitgeber aufzusteigen, nicht erfolgreich waren, ist es Zeit für einen Strategiewechsel. Das gilt insbesondere, wenn Sie inzwischen 40 Jahre oder älter sind oder bereits seit fünf Jahren oder mehr dieselbe Position haben. Beginnen Sie mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme (z.B. mit einem Mentor): Woran könnte es gelegen haben, was hätten Sie eventuell anders machen können? Vieles lässt sich nie ganz erklären, sondern war Zufällen und den Umständen geschuldet, oder ist nicht mehr zu ändern. Aber es ist wichtig, bisher möglicherweise verpasste Chancen zu identifizieren.

 

Für die nachfolgende Stellensuche ist die Priorität klar: Wenn ein Wechsel, dann auf eine höhere Hierarchieebene – kein Eingehen auf vage Versprechen, kein „später vielleicht, wenn Sie sich bewährt haben”. Eigene Zugeständnisse sind beim Einstiegsgehalt oder Arbeitsort denkbar. Da Führungspositionen oft über persönliche Branchenkontakte oder Personalvermittler („Headhunter”) vergeben werden, sollten Sie beides angehen: Sich mehr auf passenden Veranstaltungen zeigen, gezielt Ihr Netzwerk ausbauen und 1-2 spezialisierte Vermittlern ansprechen und mitteilen, dass Sie sich kurz- bis mittelfristig verändern wollen.

 

Eine Beförderung lässt sich nicht erzwingen, weil neben der persönlichen Leistung weitere Faktoren entscheidend sind, die Sie oft gar nicht beeinflussen können. Immer ist es aber möglich, die Wahrscheinlichkeit für einen Aufstieg zu erhöhen. Falls es doch nicht klappt, bleibt immer noch der Weg in die Selbstständigkeit. Dann sind Sie auf jeden Fall der Chef und können entscheiden, ohne andere fragen zu müssen.


Zum Autor: 

Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org 

 

Zur vorhergehenden Kolumne: Wie Medienprofis für ihre berufliche Zukunft vorsorgen