Jobs
Newsroom

Enttäuscht vom Arbeitgeber: So gelingt ein Neuanfang ohne Verbitterung

Enttäuscht vom Arbeitgeber: So gelingt ein Neuanfang ohne Verbitterung Attila Albert

Gebrochene Versprechen, unbegründete Herabstufung, falsche Beurteilung: Wer sich von seinem Arbeitgeber falsch behandelt fühlt, verstrickt sich oft in negative Gedanken und Gefühlen. Aber das schadet einem vor allem selbst. Karrierecoach Attila Albert sagt, wie Sie sich davon befreien.

Berlin – In keiner Karriere harmoniert es ständig mit dem Arbeitgeber. Manchmal läuft es jahrelang sehr gut, gilt man vielleicht sogar als Favorit, bis sich plötzlich veränderte Interessenlagen zeigen. Bei anderen passt es schon in der Probezeit nicht. Das ist grundsätzlich normal: Arbeitgeber und -nehmer haben nicht immer dieselben Ziele, auch menschlich passt es manchmal einfach nicht. Wer sich gedanklich und praktisch darauf einrichtet, ist dann nicht am Boden zerstört, sondern weiß, dass es Zeit für das nächste berufliche Kapitel wird.

 

Enttäuschungen über den Arbeitgeber kommen daher immer wieder vor. Ein Vorgesetzter bricht ein Versprechen, will von einer zugesagten Beförderung oder Gehaltserhöhung nichts mehr wissen. Ein Ereignis am Arbeitsplatz, etwa ein Konflikt, wird völlig anders dargestellt, als Sie es erlebt haben – man gibt plötzlich Ihnen die Schuld. Eine Beurteilung fällt unerwartet negativ aus. Manchmal lässt sich das bereinigen. Anderes eskaliert so, dass man sich anwaltliche Hilfe nehmen oder sogar vor dem Arbeitsgericht klagen muss.

 

Solche Konflikte ziehen sich oft monatelang hin und sind erschöpfend. Häufig lassen sich Medienprofis in dieser Situation krankschreiben. Das verschafft Erleichterung, man muss seinen Chef und die Kollegen nicht mehr jeden Tag sehen. Allerdings ist man dann auch den ganzen Tag allein mit seinen Ängsten, Sorgen und Grübeleien. Die Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz scheint einem selbst immer unwahrscheinlicher. Partner und Freunde helfen, wo sie können, aber ihr Einblick und ihre Möglichkeiten sind begrenzt.

 

Für den Arbeitgeber ist das nur ein Fall von vielen. Die zuständigen Vorgesetzten und Sachbearbeiter in der Personalabteilung denken nicht ständig darüber nach und haben deswegen keine schlaflosen Nächte. Der einzelne Medienprofi, dessen weitere Karriere in Frage steht, verstrickt sich dagegen leicht in negative Gedanken und Gefühle. Für ihn geht es um die berufliche Existenz, um die finanzielle Lage für sich und die Familie. Deshalb ist es für ihn entscheidend, aktiv zu werden und sich wieder daraus zu befreien.

 

Konkrete Vorstellungen für die eigene Zukunft
Besonders hilfreich und motivierend ist es dabei, eine konkrete Vorstellung für die eigene Zukunft zu entwickeln: Wie soll es beruflich weitergehen, was strebt man privat an, wie lässt sich beides verbinden? Das ist anspruchsvoll und geht meist nur schrittweise voran. Insbesondere Medienprofis im mittleren und höheren Alter, seien sie angestellt oder selbstständig, haben sich bisher oft wenig Gedanken darüber gemacht. Vielleicht eine vage Idee und gelegentliche Bewerbungen, aber nichts, was durchdacht und vorbereitet wäre.

 

Das nun aufzugreifen, daraus detaillierte Ideen und Pläne zu entwickeln, macht Spaß. Mehr noch: Man ist wieder mit etwas Konstruktivem beschäftigt und grübelt nicht mehr ständig über die schwierigen Menschen und Probleme am bisherigen Arbeitsplatz nach. Dann werden auch aktuell belastende Umstände (z. B. ein Arbeitsgerichtsprozess ohne Termin und mit ungewissem Ausgang) weniger bedeutsam. Sie verlieren zu einem gewissen Grad ihre Bedeutung, weil man gedanklich eigentlich bereits weiter ist.

 

Einmal aussprechen, was einen belastet
Zum Neuanfang gehört auch, sich mit negativen Gedanken und Gefühlen zu beschäftigen – dass man sich etwa heimlich doch eine Mitschuld gibt oder eingestehen muss, dass man seinen früheren Arbeitgeber inzwischen hasst. Das muss einmal ausgesprochen und diskutiert werden, um es hinter sich zu lassen und nicht ins nächste Arbeitsverhältnis zu tragen. Nur kurzfristige Ablenkung bieten dagegen Konsumausgaben, etwa Reisen oder Einkäufe. Sie sorgen für Zerstreuung, kosten aber Zeit und Geld, ohne etwas zu lösen.

 

Fast immer stellt sich der Neuanfang, der durch eine Krise erzwungen wurde, im Rückblick als Segen heraus: Man hat sich verändert, wozu einem vorher der Mut und die Konsequenz gefehlt hatten. Schon wenn man neue Optionen im Blick hat, betrachtet man den aktuellen Arbeitgeber mit mehr Distanz: „Ich könnte weiterhin dort arbeiten, will das aber eigentlich gar nicht mehr.” Aus solchen Worten spricht dann nicht mehr die Sorge, nichts Vergleichbares zu finden, sondern die Zuversicht, dass es sogar besser werden könnte.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Mobbing am Arbeitsplatz

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.