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Für Effizienz und Spaß bei der Arbeit: Welche Chefs und Kollegen passen zu mir?

Für Effizienz und Spaß bei der Arbeit: Welche Chefs und Kollegen passen zu mir? Attila Albert

Man kann sich nicht immer aussuchen, mit wem man zusammenarbeitet. Aber langfristig müssen die Persönlichkeiten und Werte im Team harmonieren. Nur so können Sie effektiv sein und behalten den Spaß an der Arbeit. Karrierecoach Attila Albert sagt, wie Sie das erreichen.

Berlin – Die Medienbranche ist in ihrer Größe überschaubar, und üblicherweise wird zudem nur innerhalb einer Mediengattung (z. B. Zeitungen, Radio, TV), oft sogar nur innerhalb eines Themenbereiches (z. B. News, Sport) gewechselt. So kommt es, dass sich Medienprofis im Laufe ihrer Karrieren immer wieder begegnen, man sich auch untereinander austauscht, was von diesem Vorgesetzten und von jener Kollegin zu halten ist. Als Karrierecoach für Medienprofis höre ich viele Namen immer wieder, nicht selten kenne ich die Betreffenden auch. Dabei fällt auf, wie unterschiedlich sie oft bewertet werden.

 

Chefredakteure, die einige als tyrannisch fürchten, schätzen andere als durchsetzungsstark. Ressortleiter, die einige als warmherzig bezeichnen, lehnen andere als unprofessionell ab. Reporter, die dem einen als kreativ gelten, sind für den anderen chaotisch. Die Betreffenden sind immer dieselben, harmonieren aber höchst unterschiedlich mit anderen. Für den gemeinsamen Erfolg ist es entscheidend, dass es im Team fachlich und menschlich passt: Dass man effektiv und ohne unnötige Reibungsverluste zusammenarbeitet, zudem noch Spaß dabei hat. Aber was tun, wenn es einfach nicht funktioniert?

 

Herausfinden, was Sie am anderen stört
Zuerst fällt bei nervigen Menschen immer auf, was an ihnen stört. Versuchen Sie, es nicht bei der reinen Wertung („unangenehm”, „anstrengend”) zu belassen, sondern konkret zu beschreiben, welche Eigenschaften und Verhaltensweisen Sie nerven. Zum Beispiel: „Bei meinem Chef stört mich, dass er mir zwar zuhört, aber sofort auf eine Lösung drängt.” Oder: „Meine Kollegin ist ständig so bissig. Was ich auch sage, sie muss mir schon aus Prinzip widersprechen.” Notieren Sie sich möglichst neutral, was genau Sie stört. Mit diesem Schritt distanzieren Sie sich ein wenig und werden vom Betroffenen zum Beobachter. Das macht es möglich, ohne großes Drama einen praktikablen Plan zu entwickeln.

 

Versuchen den anderen zu verstehen
Ärgern Sie sich das nächste Mal über einen nervigen Chef, Kollegen und Geschäftspartner, versuchen Sie, das für einen Moment beiseite zu schieben. Beobachten Sie stattdessen aufmerksam Ihr Gegenüber: Was verrät es in seinen – vielleicht unschönen – Worten und Taten über sich und seine Situation? Sie werden erkennen, dass es oft gar nicht um Sie geht, sondern dass der andere damit eigene Frustrationen und Bedürfnisse verrät. Wenn Sie diese adressieren, anstatt die Dinge allzu persönlich zu nehmen, lösen sich viele zwischenmenschliche Spannungen am Arbeitsplatz plötzlich auf. Sie zeigen Größe und Souveränität – und fördern durch diese kurze Überwindung Ihre eigenen Interessen.

 

Ausprobieren, was Sie ändern können
Grundsätzlich können Sie andere Menschen nicht ändern. Aber Sie können sie zu freiwilligen Änderungen anregen. Haben Sie beispielsweise eine ständig bedürftige, unglückliche Kollegin als „ewiges Opfer” eingeordnet, trösten und helfen Sie nicht mehr. Sondern ermutigen Sie sie zu mehr Eigenverantwortung, ohne sich für ihre Entscheidungen mitverantwortlich zu fühlen. Beachten Sie dabei aber immer, dass sich Ihr Gegenüber für oder gegen diese Möglichkeit entscheiden kann und darf. Auch wenn Ihre Einschätzung zutreffend und Ihr Rat sinnvoll ist, folgt daraus nicht, dass andere entsprechend handeln müssen. Das sollte allerdings kein endloser Versuch auf Ihre Kosten werden.

 

Negative Emotionen positiv nutzen
Nach circa sechs bis neun Monaten haben Sie Klarheit darüber, was möglich ist und wo Sie an Grenzen stoßen. Dann stehen Sie vor der nächsten Entscheidung: Ob Sie mit der Situation, so unvollkommen sie ist, leben können oder sich verändern wollen. Haben Sie sich zu einem Wechsel entschlossen, lenken Sie negative Emotionen wie Frust und Wut automatisch in positive Aktivitäten um: Konzentrieren sich auf Bewerbungen, stärken Ihr Netzwerk, suchen sich Projekte, mit denen Sie sich profilieren können. Das reduziert auch die Spannungen am Arbeitsplatz. Sie sind zu beschäftigt und gedanklich bereits bei Ihrem nächsten Schritt, als noch viel in die Auseinandersetzungen mit Kollegen zu investieren.

 

Chefs und Kollegen finden, die zu Ihnen passen
Nach einigen Berufsjahren wissen Sie bereits recht gut, was Sie an anderen schätzen und was Sie nervt. Dann fällt es auch leichter, die unvermeidbaren Schattenseiten jeder Persönlichkeit zu akzeptieren. Bevorzugen Sie beispielsweise Chefs und Kollegen, die sehr organisiert und strukturiert arbeiten, sich für Methoden, Techniken und Werkzeugen interessieren, dann wissen sie auch: Solche Chefs und Kollegen sind eher kühl im Wesen, meist sehr leistungsorientiert, und sie tendieren dazu, sich und andere zu überlasten. Sie kennen das Risiko, können aber gut damit leben. Auch hier entscheiden Sie das wieder nur für sich. Manche im Team werden dieselben Menschen ganz anders beurteilen.

 

Verstehen, wo Sie wirklich hingehören
Stellen Sie fest, dass Sie mehrheitlich von Chefs, Kollegen und Geschäftspartnern umgeben sind, deren Ansichten und Verhaltensweisen Ihnen nicht entsprechen, ist es Zeit für einen Wechsel spätestens innerhalb von zwei bis drei Jahren. Bis dahin kann man pragmatisch sein und „erst einmal” bleiben. Halten Sie länger aus, ist es wahrscheinlich, dass Sie sich immer mehr als Opfer der anderen und Ihrer Situation fühlen, fachlich schwächer und selbst anstrengend werden. Dabei muss keine Fehlentscheidung die Ursache dafür sein, dass Sie sich bei Ihrem Arbeitgeber fremd fühlen. Vielleicht war das bei Ihrem Eintritt ins Unternehmen noch nicht der Fall, aber Sie verändern sich und Organisationen ebenso.

 

Gelegentlich genügt bereits der unkomplizierte Wechsel in eine andere Abteilung, falls wirklich nur eine Person, etwa Ihr Vorgesetzter, Sie belastet. Aber üblicherweise ist sie symptomatisch für die Unternehmenskultur, sonst wäre sie nicht da und erst recht nicht in einer Führungsposition. Das bedeutet, dass für Sie ein größerer Wechsel notwendig ist. Überlegen Sie dann, wo die Menschen, die tendenziell besser zu Ihnen passen, wohl arbeiten würden. Konkret: In welchen Bereichen und Unternehmensformen – Einzelunternehmen, Start-up oder Konzern, Behörde oder Universität? Fragen Sie auch Branchenkollegen, wie Unternehmenskultur und Betriebsklima bei ihnen sind.

 

Wie gut Vorgesetzte, Mitarbeiter und Kollegen miteinander harmonieren, hängt davon ab, ob ihre Persönlichkeiten und Werte übereinstimmen oder sich vorteilhaft ergänzen. Wenn Sie auf Ihre aktuelle berufliche Situation und Ihre bisherige Laufbahn blicken, werden Sie auch mit verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich gut auskommen bzw. ausgekommen sein. Sie haben sich einigen Chefs begeistert angeschlossen und mit anderen gestritten, sich mit einigen Kollegen eng befreundet und sind mit anderen niemals warm geworden. Je besser Sie sich und andere verstehen, desto sicherer können Sie schon vorab einschätzen, was wahrscheinlich passt und was wohl nie funktionieren wird.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Erfolgreicher durch mehr Fokus

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.