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Höheres Gehalt, spannendere Aufgaben, eine sinnvolle Tätigkeit: So finden Medienprofis heraus, was ihnen beruflich wirklich wichtig ist

Höheres Gehalt, spannendere Aufgaben, eine sinnvolle Tätigkeit: So finden Medienprofis heraus, was ihnen beruflich wirklich wichtig ist Attila Albert

Jeder Berufstätige hat eigene Prioritäten für seinen weiteren Weg. Karrierecoach Attila Albert sagt, woran Sie erkennen, wo Ihr Fokus bei der Stellensuche, bei Bewerbungs- und Mitarbeitergesprächen liegen sollte.

Berlin –  Wer sich nach einer neuen Stelle umsieht, hat heute häufig den Eindruck, dass die Arbeitgeber – zumindest auf ihren Karriereseiten – in höheren Sphären schweben. „Eine neue Herausforderung”, sollen Bewerber mindestens suchen, besser gleich: „Mit Kreativität und Leidenschaft die Zukunft mitgestalten”, „Teil einer Mission sein” oder, Vielfalt und Inklusion leben” wollen. Doch oft haben diese ganz andere Motive: Ein höheres Gehalt beispielsweise, einen besseren Stellentitel, mehr Zeit für sich und die Familie.

 

Entsprechend zögern Medienprofis, bei Bewerbungs- oder Mitarbeitergesprächen ihre wahren Ziele und Wünsche zu nennen. Für eine Verbesserung ist es aber notwendig, die eigenen Prioritäten zu klären und gezielt danach suchen. Nur mit dieser Ehrlichkeit – sich und anderen gegenüber – ist ein Erfolg möglich. In meinem neuen Ratgeber, „Ich brauch keinen Purpose, sondern Geld“, vergleiche ich acht Job-Motivatoren und Anzeichen dafür, dass in diesem Bereich Handlungsbedarf besteht. Hier für einige der häufigsten.

 

Geld: Knapp bei Kasse, unerfüllte Wünsche
Dass eine finanzielle Verbesserung notwendig ist, merken Sie im schlimmsten Fall daran, dass Sie zwingende Rechnungen (z. B. Strom) nicht pünktlich oder überhaupt nicht mehr bezahlen können. Meist beginnt es aber früher: Sie können sich regelmäßig über übliche Annehmlichkeiten (z. B. regelmäßige Friseurbesuche, Weiterbildung, Urlaub) nicht leisten, obwohl Sie arbeiten. Manche haben auch deutlich darüber hinausgehende Ziele, die ein entsprechendes Einkommen erfordern, beispielsweise den Kauf einer Immobilie.

 

Schauen Sie hier zuerst auf die Entwicklung Ihres Einkommens in den vergangenen zehn Jahren und ob es aktuell für das Unternehmen und Ihre Tätigkeit angemessen ist (siehe z. B. Gehaltstarifvertrag zur Orientierung). Wenn nicht, können Sie vielleicht innerhalb der aktuellen Stelle mehr heraushandeln. Ansonsten ist klar, dass Sie wechseln müssen. Das gilt langfristig auch, wenn Ihr Arbeitgeber keine Überstunden, Berufskleidung oder Arbeitsmittel vergütet – oder Sie teuer pendeln, eventuell gar mit einer Zweitwohnung.

 

Familie: Nie genug Zeit für die, die zählen
In jungen Jahren zeigt sich ein Mangel auf diesem Gebiet meistens daran, dass Sie lange und ungewollt Single sind. Sie wünschen sich einen Partner oder sogar schon eine eigene Familie, haben aber wegen der Arbeit keine Zeit und Kraft dafür. Später ändert sich das eventuell nur insoweit, dass Sie nun vielleicht in einer Beziehung sind und Kinder haben, sie aber wegen Ihrer beruflichen Belastung (z. B. ständiger Schichtdienst oder viele Überstunden) häufig vernachlässigen müssen oder das zumindest so empfinden.

 

Unterscheiden Sie hier, ob es sich um einen zeitweiligen oder dauerhaften Mangel handelt. Die erste Zeit mit einem Kleinkind ist naturgemäß anstrengend, ebenso die Pflege eines kranken Angehörigen. Da können Sie jedoch auch zeitweise über Ihre Kräfte hinausgehen und Ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Handelt es sich jedoch absehbar um einen längeren Zeitraum, sollten Sie nicht ewig improvisieren, sondern handeln. Typische Lösungen hier sind Teilzeitmodelle oder der Wechsel in die Selbstständigkeit.

 

Karriere: Seit Jahren kein Aufstieg mehr
Die große Karriere ist gar nicht der Traum aller Berufstätigen, aber einen gewissen Aufstieg wünschen sich die meisten. Wenn Sie jahrelang nicht mehr – oder sogar noch niemals – befördert wurden, weder mehr Verantwortung noch größer Entscheidungsspielräume bekommen haben, merken Sie das an Ihrem Gehalt und an Ihrer Motivation. Sie strampeln sich ab, melden sich für Sonderprojekte, bilden sich weiter, bleiben aber hierarchisch, wo Sie sind. Die Vorgesetzten übersehen Sie scheinbar oder erkennen nicht, was Sie leisten.

 

Ein Blick in Ihren Lebenslauf hilft Ihnen, Ihren Eindruck zu überprüfen. Was ist seit dem Abschluss Ihrer Ausbildung passiert? Gehen Sie alle bisherigen Stationen durch und zählen Sie nach, in welchen Abständen Sie – wenn überhaupt – befördert wurden. Normal wäre: alle drei bis fünf Jahre. Seien Sie dabei ehrlich mit sich selbst: Haben Sie seinerzeit Chancen ausgeschlagen, wären Sie heute vielleicht mutiger oder konsequenter? Bewerben Sie sich nun gezielt nach oben, nehmen Sie dafür auch einen Umzug in Kauf.

 

Weiterentwicklung: Ewig nichts dazugelernt
Langeweile ist ein typisches Anzeichen dafür, dass Sie sich zu lange nicht mehr ausreichend weiterentwickelt haben. Das muss nicht heißen, dass Sie zu wenig zu tun haben. Auch ein hohes Arbeitsvolumen unter Zeitdruck kann sehr monoton werden, wenn Sie immer wieder dieselben oder ähnliche Aufgaben zu erledigen haben. Ihnen fehlt dann die intellektuelle oder kreative Herausforderung, Sie lernen nichts mehr dazu, sondern stagnieren. Das ist auf Dauer unbefriedigend und erschöpfend („Boreout”).

 

Um zu überprüfen, ob Sie in Ihrer Entwicklung stagnieren oder nicht, lohnt ebenfalls ein Blick auf den Lebenslauf: Was ist Ihre bisher höchste formale Qualifikation (Berufs- oder Studienabschluss), was haben Sie seitdem dazugelernt? Suchen Sie alle Zertifikate und andere Nachweise betrieblicher und privater Weiterbildungen zusammen, wenn Sie sie noch nicht parat haben. Scans davon brauchen Sie später sowieso für Ihre Bewerbungen. Private Interessen können für den weiteren Weg einfließen, sollten aber beruflich nutzbar sein.

 

Lebenssinn: Das Gefühl, Zeit zu verschwenden
Die Überzeugung, keine sinnvolle Arbeit auszuüben, kann sich auf zweierlei Weise zeigen: Dass Sie glauben, dass Ihre Tätigkeit von der Gesellschaft nicht gebraucht wird oder sogar schädlich für sie ist. Oder aber, dass Ihre aktuelle Arbeit Sie von etwas abhält, das Ihnen wichtiger wäre. Im ersten Fall sind Sie gelangweilt und suchen den Ausgleich anderswo (z. B. möglichst oft Verreisen), im zweiten haben Sie das Gefühl, Sie sitzen Ihre Zeit nur ab und müssen sich mit etwas beschäftigen, das Sie weder interessiert noch erfüllt.

 

Der Blick auf Ihre bisherigen Aktivitäten in diesem Bereich zeigt Ihnen, was Sie persönlich für sinnvoll halten. Das können aktive Mitgliedschaften und Ehrenämter sein (z. B. Initiative, Verein, Gewerkschaft, Kirche), mit welchen Anliegen Sie sich immer wieder beschäftigen, wo Sie meinen, dass „mehr getan‟ bzw. sich „etwas ändern‟ müsste. Das können Sie weiterhin nebenbei machen, aber auch hauptberuflich. Typisch hier: Der berufliche Wechsel in entsprechende Organisationen (z. B. Partei, Stiftung, NGO).

 

Zur vergangenen Kolumne: Bei Beförderung übergangen


Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org 

 

 

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