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Wie Medienprofis mehr Anerkennung von ihrem Arbeitgeber erhalten

Wie Medienprofis mehr Anerkennung von ihrem Arbeitgeber erhalten Attila Albert

Nie ein Lob oder freundliches Wort, keine Prämie oder Gehaltserhöhung: Auf Dauer sollte das niemand hinnehmen, meint Karrierecoach Attila Albert. Was tun?

Berlin – Es gibt viele Gründe dafür, dass Medienprofis heute kaum noch Überstunden machen, sich häufiger krank melden, vielfach monatelang abwesend sind (Elternzeiten, Sabbaticals) und schneller den Arbeitgeber wechseln. Ein Hauptgrund lautet: Fehlende Anerkennung. Wer sich nicht ausreichend respektiert und geschätzt fühlt, zu wenig Dank und Belohnung erhält, setzt sich langfristig auch weniger für seinen Arbeitgeber ein und fühlt sich weniger mit ihm verbunden. Diese Entwicklung ist für beide Seiten bedauerlich, denn die Medienhäuser beklagen ihrerseits nachlassendes Engagement und eine geringere Loyalität.

 

Gleichzeitig hat jeder Medienprofi eine gewisse Eigenverantwortung, fehlende Anerkennung nicht einfach hinzunehmen, sich auch nicht ewig darüber zu ärgern oder im Stillen zu leiden. Wer sich dauerhaft nicht von seinem Arbeitgeber bzw. Vorgesetzten anerkannt fühlt, sollte handeln, denn sonst erodieren das eigene Selbstbewusstsein und -vertrauen. „Ich dachte am Ende, dass ich gar nichts kann und alles falsch mache‟, beschrieb mir eine Journalistin ihr Empfinden in einer Redaktion, in der es an Anerkennung und generellem Respekt für Mitarbeiter fehlte. Hier einige Empfehlungen, um das für sich zu ändern.

 

Sich klar werden, was Anerkennung für Sie bedeutet
Unter „Anerkennung‟ versteht jeder etwas anderes, das sollte man sich zuerst in Erinnerung rufen. Für viele zeigt sie sich vor allem darin, für gute Leistungen gelobt zu werden, zudem in einem generell respektvollen, freundlichen Umgangston. Andere freuen sich über Gesten der Anerkennung (z. B. Geschenkgutschein), wieder andere vor allem über finanzielle Anreize (Gehaltserhöhung, Prämie). Am besten wäre natürlich alles gleichzeitig. Aber Sie sollten sich selbst im Klaren darüber sein, welche Form der Anerkennung Ihnen im Zweifel am wichtigsten ist und wo Sie notfalls gewisse Abstriche hinnehmen würden.

 

Ehrlichkeit in Bezug auf die eigenen Prioritäten
Mancher, der genauer über Anerkennung im Beruf nachdenkt, stößt dabei auf Selbstzweifel und innere Konflikte („Darf ich das überhaupt verlangen‟, „Wenn es nicht von selbst kommt, will ich das eigentlich gar nicht‟). Seien Sie hier ehrlich zu sich selbst. Geht es Ihnen um mehr Geld, sprechen Sie nicht verlegen von „Anerkennung‟. Wollen Sie für anspruchsvollere Projekte berücksichtigt werden, reden Sie nicht verdruckst von „neuen Herausforderungen‟. Sie müssen sich für Ihre Wünsche nicht schämen. Wenn Sie sich im Unternehmen umschauen, werden Sie viele sehen, die bereits erhalten, was Sie nun auch wollen.

 

Aus Verletzungen lernen, sich nicht zurückhalten lassen
Typischerweise haben Berufstätige, die sich mehr Anerkennung wünschen, eine längere Zeit des Mangels hinter sich. Sie wünschen sich mehr Lob, mehr Respekt und mehr Zeichen des Dankes, weil sie bisher zu wenig davon bekommen haben. Hier muss man sich für einen inneren Neuanfang einmal eingestehen, dass einen das verletzt hat, dass man sich zurückgesetzt, ausgenutzt oder übersehen gefühlt hat. Sprechen Sie mit einem Vertrauten (z. B. Mentor, Coach) darüber. Notieren Sie sich auch, was Sie empfinden. Lassen Sie sich aber nicht davon zurückhalten. Nur, weil es bisher so lief, muss es nicht so weitergehen.

 

Realistische Erwartungen, was Sie einfordern können
So unterschiedlich Arbeitgeber in Bezug auf Mitarbeiterzahl, Umsatz und Gewinn sind, so unterschiedlich sind auch ihre Möglichkeiten. Ebenso gilt das für die Vorgesetzten, mit denen Sie zu tun haben. Überlegen Sie daher vorab, was Sie überhaupt realistisch einfordern können, um erfolgreich verhandeln zu können. Ist Ihr Team ständig am Limit, wird der Umgangston eventuell nie besser werden. Arbeiten Sie bei einem kleinen oder mittleren Medienhaus, sind Spitzengehälter weniger wahrscheinlich. Fehlen Ihrem Chef soziale Grundkompetenzen, werden Sie ihn wahrscheinlich nicht mehr ändern können.

 

Dem Arbeitgeber mitteilen, was Sie sich wünschen
Dass Sie mitteilen, was Sie sich wünschen, ist dennoch entscheidend. Nur so lässt sich feststellen, ob andere Ihre Ansichten teilen, Ihnen entgegenkommen wollen und können. Gehen Sie nie davon aus, dass andere doch als „normal‟ ansehen müssten, was Sie für eine Selbstverständlichkeit halten. Sagen Sie Ihrem Vorgesetzten ernsthaft und konkret, aber entgegenkommend, was Ihnen fehlt und was Sie für die Zukunft erbitten. Formulieren Sie Ihre Wünsche nicht als Beschwerde oder Vorwurf („Wie es mir geht, scheint euch ja egal”), auch nicht als Drohung („Sonst muss ich mir etwas anderes suchen”).

 

Beobachten, wie mit Ihnen umgegangen wird
Selbstverständlich werden nie alle Wünsche erfüllt, nur weil man sie ausgesprochen hat. Aber Sie erhalten in jedem Fall eine Antwort – nur manchmal anders, als Sie es sich erhofft haben, eventuell auch nur indirekt („Keine Antwort ist auch eine Antwort”). Beobachten Sie deshalb nach Ihrem Gespräch sehr aufmerksam, wie mit Ihrer Bitte umgegangen wird: Kommt man ihr direkt nach, bestreitet man ihre Berechtigung, vertröstet man Sie oder wertet Sie sogar ab („Da könnte ja jetzt jeder kommen”)? Sie erkennen daran, für wie wichtig das Unternehmen Sie hält, und können daraus Ihre Konsequenzen ziehen. Oft kommt die Anerkennung erst, wenn Sie erkennen lassen, dass Sie auch Alternativen haben.

 

Entscheiden, ob der Arbeitgeber noch zu Ihnen passt
Mehr als zweimal nach demselben zu fragen, ist keine sinnvolle Taktik. Sie werden damit nur Ihren Vorgesetzten nerven und verärgern, der Ihnen erkennbar nicht weiterhelfen will oder kann, sei es wegen betrieblicher Zwänge oder persönlicher Unfähigkeit. Sollte es so weit kommen, ist es stattdessen empfehlenswert, einmal generell zu überlegen: Passt dieser Arbeitgeber, wie Sie ihn nun kennengelernt haben, überhaupt noch zu Ihnen? Selten wird jemand sofort kündigen, das ist auch kaum empfehlenswert. Aber es lohnt sich dann, sich einen Zeithorizont für einen Wechsel zu setzen und aktiv zu werden.

 

Wie lange Sie in einem Unternehmen oder Team bleiben wollen, in dem Sie sich nicht anerkannt fühlen, ist immer eine Frage der persönlichen Belastbarkeit und alternativen Optionen. Im Normalfall sollten es nicht mehr als 1-2 Jahre sein. Melden Sie sich deswegen schon ständig krank, deutlich weniger. Zeitweise kommt man mit einem gewissen Trotz („Ich brauche das sowieso nicht‟) und Ablenkung durch Urlaube durch. Aber auf Dauer wünscht sich jeder, anerkannt und respektiert zu werden. Ein passender Arbeitgeber bietet das, ohne dass Sie ständig darum kämpfen und streiten müssten.

 

Zur vergangenen Kolumne: Neue Perspektiven

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

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