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KNA

Forscher: Darum fallen Menschen auf Fehlinformationen herein

Fast fünf Milliarden Menschen weltweit beziehen Nachrichten laut Fachleuten über Soziale Medien. Bei Wahlen kann das zum Problem werden. Nun gibt es zur Wirkung von "Fake News" erstaunliche Erkenntnisse.

Berlin (KNA) - Der Bildungsabschluss macht offenbar kaum einen Unterschied bei der Anfälligkeit für Fehlinformationen im Netz: Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Entscheidender seien Vertrautheit und sogenannte parteiische Verzerrung, wie das Institut am Mittwoch in Berlin mitteilte. Maßnahmen gegen die Verbreitung von "Fake News" müssten diese Effekte stärker berücksichtigen.

 

Untersucht wurden in der Meta-Analyse den Angaben zufolge 31 US-Studien. Die verbreitete Annahme, dass höher gebildete Personen weniger anfällig für Fehlinformationen seien, bestätigte sich dabei nicht, wie es hieß. Auch seien ältere Erwachsene besser als Jüngere darin gewesen, wahre von falschen Schlagzeilen zu unterscheiden. Es brauche daher altersgerechte Programme zur Förderung von Medienkompetenz, sagte der Mitautor der Studie, Ralf Kurvers.

 

Wenn Zugehörigkeit die Urteilskraft schlägt

 

Auch Personen mit einer ausgeprägten Fähigkeit zu analytischem Denken konnten wahre und falsche Meldungen eher unterscheiden. Zugleich neigten sie verstärkt zur "parteiischen Verzerrung": Das bedeutet, Nachrichten eher für wahr zu halten, die der eigenen politischen Identität entsprechen. Mitunter arbeite das analytische Denken gegen die eigene Urteilsfähigkeit, um bestehende Überzeugungen, Werte oder politische Zugehörigkeit zu schützen - so erklärten die Forschenden den paradox erscheinenden Effekt.

 

Am stärksten wirkte derweil die Vertrautheit: "Wenn Teilnehmende angaben, eine Nachrichtenschlagzeile bereits gesehen zu haben, hielten sie diese eher für wahr." Diese Erkenntnis unterstreiche, wie gefährlich es sei, wenn Fehlinformationen sich rasant verbreiteten und immer wieder angezeigt würden. "Angesichts des Aufstiegs des Rechtspopulismus sind die Ergebnisse der Studie hochrelevant und könnten Debatten darüber beeinflussen, wie Fehlinformationen in verschiedenen demografischen Gruppen am besten bekämpft werden können", betonte Kurvers.