Journalismus
dpa

TV-Journalist Constantin Schreiber gründet Toleranz-Stiftung

Bestsellerautor Constantin Schreiber will Journalisten mit Schülern aus Sachsen zusammenbringen, damit die Schüler lernen, wie Journalismus funktioniert und als Erwachsene nicht auf dem Marktplatz stehen und „Lügenpresse“ schreien.

Berlin (dpa) − Um Vorurteile abzubauen und „Lügenpresse“-Theorien zu entkräften, hat TV-Journalist Constantin Schreiber die Deutsche Toleranzstiftung ins Leben gerufen. Sie engagiert sich in Sachsen im Bereich Medienerziehung und politische Bildung. Der „Tagesschau“-Moderator finanziert sie nach eigenen Angaben mit Einnahmen aus seinen Buchveröffentlichungen.

Unter dem Motto „Triff mich“ können Schulen Journalisten einladen, die über ihre Arbeit berichten. Außerdem werden Schüler angeleitet, selbst journalistische Beiträge zu produzieren. Weitere Projekte, die sich dann auch an einen breiteren Adressatenkreis richten sollen, sind nach Angaben des Stifter in Planung.

Dass das Verhältnis zwischen Bürgern, Journalisten und Politikern zum Teil belastet ist, hat Schreiber am eigenen Leib erfahren. Als er 2016 mit einem Kamerateam in Merseburg im südlichen Sachsen-Anhalt unterwegs gewesen sei, habe ein Mann sie unvermittelt angeschrien: „Lügenpresse, das ist schlimmer als in der DDR“.

Aus einem Blumenladen habe eine Frau dann noch gerufen: „Recht hat er“. Der Zwischenfall habe ihn lange beschäftigt, sagt Schreiber. Im ländlichen Sachsen, wo er sich aus familiären Gründen häufig aufhalte, sei er zudem oft gefragt worden: „Welche Vorgaben kommen von der Regierung?“ und „Was passiert, wenn du nicht regelkonform berichtest?“

Er habe das Gefühl, „dass Artikel, Kommentare und Beiträge häufig in Filterblasen der jeweiligen Klientel hängen bleiben und echte Diskussion immer schwieriger wird“, sagte Schreiber der Deutschen Presse-Agentur. Um dagegen anzugehen, brauche es „wieder mehr Begegnungen im realen Leben“. Das wolle er mit seiner Stiftung erreichen. Bei „Triff mich“ engagieren sich laut Schreiber bisher die „Tagesschau“-Sprecherin Susanne Daubner sowie die Fernsehjournalistinnen Aline Abboud und Damla Hekimoglu.

Schreiber hat mit seinen Buchveröffentlichungen „Inside Islam. Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird“ (2017), „Kinder des Koran“ und „Marhaba, Flüchtling!“ hohe Auflagen erreicht, jedoch auch Kritik geerntet. Auch Drohungen wie „Ich werde dich finden und zersägen“ seien bei ihm angekommen, berichtet der Fernsehjournalist.

Vorgeworfen wurde Schreiber unter anderem, er habe Vorurteile in Bezug auf den Islam. Das will er nicht gelten lassen. Schreiber sagt: „Der etwas pauschale, unzutreffende Vorwurf der Islamophobie perlt eigentlich an mir ab.“ Problematischer sei für ihn, „wie manche versuchen, mich zu vereinnahmen“. Beispielsweise habe ihn gestört, dass die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch sein Buch „Inside Islam“ in einem Video auf Youtube angepriesen habe. „Für seine deutsch-arabische Sendereihe „Marhaba − Ankommen in Deutschland“ bei n-tv hatte Schreiber 2016 den Grimme-Preis erhalten.

Seine neue Stiftung hat ihren Sitz in Leipzig. Ein Büro gibt es dort aber bislang noch nicht. In den ersten Video-Beiträgen, die Schüler mit Unterstützung der „Toleranzstiftung“ produziert haben, geht es unter anderem um Religionsfreiheit und Meinungsvielfalt.