Journalistenpreise
KNA

20 Jahre Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus

Der Otto-Brenner-Preis hat Geburtstag. 2024 wird Auszeichnung der gleichnamigen gewerkschaftsnahen Stiftung zum 20. Mal vergeben. Bewerbungen um den Preis und für die damit verbundenen Recherche-Stipendien sind noch bis zum 30. Juni möglich.

Berlin (KNA) – Der Journalistenpreis der Otto-Brenner-Stiftung (OBS) feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Noch bis zum 30. Juni können Bewerbungen und Vorschläge bei der in Frankfurt am Main ansässigen gewerkschaftsnahen Stiftung eingereicht werden. Die gleiche Deadline gilt für die im Rahmen des Otto-Brenner-Preises von der OBS ausgeschriebenen Recherchestipendien, mit denen journalistische Einzelprojekte gefördert werden.

 

Der Otto-Brenner-Preis versteht sich ganz ausdrücklich als eine Auszeichnung "für kritischen Journalismus", wie es in der Selbstdarstellung heißt. Er wird in den Kategorien "Allgemein", "Newcomer" und "Medienprojekt" ausgelobt. Als Preis der Jury vergibt die Stiftung zudem eine "Besondere Auszeichnung" für herausragende publizistische Analysen in der Kategorie "Meinung, Deutung, Kommentar" oder für ein journalistisches Lebenswerk. Der Preis ist inklusive der Recherchestipendien mit insgesamt 47.000 · dotiert. Jeweils 5.000 erhalten die für die drei Recherche-Stipendien ausgewählten Projekte.

 

Reaktion auf "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft"

"Ganz selbstlos ist die Vergabe von Journalistenpreisen selten. Auch die OBS verfolgte bei der erstmaligen Auslobung ihres Medienpreises ein Ziel", heißt es zur Entstehung der erstmals 2005 vergebenen Auszeichnung. Die hinter der OBS stehende IG Metall wollte mit dem Preis auf die von ihm konstatierte "Neoliberalisierung" im journalistischen Alltag, vor allem in der Wirtschaftsberichterstattung, reagieren. Damit war vor allem die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) gemeint, eine 2000 vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall mit Unterstützung anderer Arbeitgeberverbände gegründete Lobbyorganisation, die sich für wirtschaftsliberale Reformen und Deregulierung im Arbeitsmarkt einsetzt.

Die beim arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln angesiedelte INSM will nach eigener Darstellung "Prinzipien wie unternehmerische Freiheit, Eigeninitiative und Chancengerechtigkeit" fördern.

 

Die 1972 gegründete OBS ist nach dem früheren IG-Metall-Vorsitzenden Otto Brenner (1907-1972) benannt. Sie gibt regelmäßig Studien zu Themen aus dem Bereich Journalismus und Medien in Auftrag, zuletzt etwa über die Wirtschaftsberichterstattung in ARD und ZDF  oder Werbung für klimaschädliche Produkte, die gegen den Medienstaatsvertrag verstößt.

 

Das Motto des Otto-Brenner-Preises lautet "Gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten" - eine Hommage an den 2003 verstorbenen Journalisten Herbert Riehl-Heyse von der "Süddeutschen Zeitung". Riehl-Heise hatte 1989 ein Buch mit dem Titel "Bestellte Wahrheiten. Anmerkungen zur Freiheit eines Journalistenmenschen" veröffentlicht, in dem er sich (selbst-)kritisch mit dem Einfluss von Politikern, PR und Lobbyismus auf den Journalismus auseinandersetzte.

 

In der Jury des Otto-Brenner-Preises sitzen unter anderem die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner, der Journalistik-Professor Volker Lilienthal, die Leiterin der Deutschen-Journalistenschule Henriette Löwisch und Heribert Prantl von der "Süddeutschen Zeitung".