Journalistenpreise
KNA

27 Netzangebote konkurrieren um den Grimme-Online-Award

Lange sah es so aus, als würde in diesem Jahr gar kein Grimme-Online-Award vergeben. Jetzt sind 27 Netzangebote nominiert. Die Preisverleihung findet im Oktober in Marl statt.

Marl/Berlin (KNA) 27 publizistische Internet-Angebote gehen in diesem Jahr ins Rennen um den Grimme-Online-Award. Zu den am Dienstag vom Grimme-Institut bekanntgegebenen Nominierungen gehört auch die Themenseite zur Reportage „Geheimplan gegen Deutschland“ des Recherche-Netzwerks Correctiv, die für einen Spezialpreis nominiert ist. Keine Recherche in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik habe mehr Menschen bewegt als die Aufdeckung des Potsdamer Treffens rechter Kreise, so die Nominierungskommission zur Begründung.

 

In der Kategorie Information ist eine virtuelle Ausstellung zur Flutkatastrophe 2021 in Euskirchen des Landschaftsverbands Rheinland nominiert. Zu den weiteren Nominierten zählen unter anderem das Dossier über Waffenhandel „Europäische Waffen, amerikanische Opfer“ („Tagesspiegel“ und „ZDF Magazin Royale“), der TikTok-Kanal "Fakecheck" (MDR) sowie die Journalistin Nadia Zaboura für ihre Medienkritik auf Instagram.

 

In der Kategorie Wissen und Bildung geht es bei den Nominierungen in diesem Jahr vor allem um Vergangenheitsbewältigung. Diese sei „in vielerlei Hinsicht ein prägendes Thema der GOA-Saison 2024: sowohl was die Zeit des Nationalsozialismus anbelangt als auch die Jahre der DDR oder die Flutkatastrophe von 2021“, heißt es im Bericht der Nominierungskommission. So präsentiert mit der „DDR Box“ der gleichnamige Verein Interviews von Jugendlichen mit Zeitzeugen. Das Projekt #LastSeen dokumentiert als Bildatlas die Deportationen aus Deutschland zwischen 1938 und 1945.

Satirisches Unterwasser-Kabarett

 

In der Kategorie Kultur und Unterhaltung sind unter anderem Tahsim Durgun für seinen Kanal @tahdur auf TikTok und die Q Kreativgesellschaft für ihr Projekt „Curt Bloch und Het Onderwater-Cabaret“ nominiert. Bei dem Projekt handelt es sich um ein digitales Archiv satirischer Gedichte des in der NS-Zeit in den Niederlanden untergetauchten Juristen und Schriftstellers Curt Bloch.

 

Grimme-Direktor Peter Wenzel hob die hohe Zahl von fast 1.000 Einreichungen trotz des verkürzten Bewerbungszeitraums hervor: "Lange sah es so aus, als sollte es keinen Grimme-Online-Award 2024 geben", sagte Wenzel, der das Marler Medieninstitut seit Mai interimistisch führt, mit Blick auf dessen weiter schwierige Finanzlage. Doch die Kraftanstrengung habe sich schon jetzt gelohnt: „Unsere Demokratie steht vor ganz neuen Herausforderungen und das Netz gehört dazu“, so Wenzel weiter. „Mal scheint es wie ein Brandbeschleuniger zu wirken. Aber es kommt auch als Aufklärer daher, entfaltet beachtliche Integrationspotenziale und immer wieder auch unterhaltsame Seiten - und das bilden die Nominierten 2024 ab.“

 

Welche der 27 Netzangebote mit einem Grimme-Online-Award ausgezeichnet werden, entscheidet jetzt eine Jury, die in dieser Woche in Marl tagt und zu deren Mitgliedern auch KNA-Mediendienstredakteurin Jana Ballweber gehört. Die Preise werden am 18. Oktober im Grimme-Institut in Marl verliehen.