Journalistenpreise
dpa

Wächterpreis geht an vier Reporter für Recherchen zur Ahrtalflut

Missstände aufdecken und dabei Widerstände überwinden: Für hartnäckige journalistische Recherchen wird der Wächterpreis verliehen. Nun stehen die Preisträger für dieses Jahr fest.

Bad Vilbel (dpa) − Für ihre Recherchen zur Ahrtal-Flutkatastrophe werden vier Reporter rheinland-pfälzischer Medienhäuser mit dem Wächterpreis der Tagespresse ausgezeichnet. Den mit 10 000 Euro dotierten ersten Preis teilen sich Karin Dauscher („Rheinpfalz“), Bastian Hauck „Rhein-Zeitung“»), Sebastian Stein („Trierischer Volksfreund“) und Stephen Weber („Allgemeine Zeitung“), wie die Stiftung Freiheit der Presse am Donnerstag in Bad Vilbel nahe Frankfurt mitteilte. Die vier Chefredaktionen hatten die Journalisten gemeinsam für die Auszeichnung vorgeschlagen.

 

Der Wächterpreis der Tagespresse zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für Journalismus in Deutschland. Die Stiftung vergibt ihn seit 1969. Gewürdigt werden Journalisten und Redaktionen, die Missstände aufdecken und darüber berichten.

 

Die vier Landtagskorrespondenten aus Rheinland-Pfalz hatten sich als Team zusammengetan, um zu Ursache und Verlauf der verheerenden Flutkatastrophe entlang der Ahr mit 135 Toten im Juli 2021 zu recherchieren. „In mehr als 100 Beiträgen enthüllten sie behördliches und politisches Versagen“, hieß es in der Begründung der Jury. „Sie deckten Vertuschungsversuche auf und erzwangen die Herausgabe brisanter Dokumente. Sie sorgten für Klarheit, wo andere sich aus der Verantwortung stehlen wollten.“ Mit ihrer Arbeit hätten sie ein politisches Beben ausgelöst, was unter anderem zum Rücktritt des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) führte.

 

Mit dem zweiten Preis und 6000 Euro werden Nicola Meier und Vivian Pasquet („Süddeutsche Zeitung“) gewürdigt. Die beiden Journalistinnen hatten eine Reportage über einen tragischen Notarzteinsatz geschrieben, in dessen Folge ein Kleinkind starb, das zuvor Medikamente in zu hoher Dosis erhalten hatte. Dabei ging es auch um Lücken in der Notarztausbildung bei der Behandlung kleiner Kinder.

 

Der mit 4000 Euro dotierte dritte Preis geht an das Autorenteam Angelika Kleinhenz, Jonas Keck und Henrik Rampe von der Würzburger „Main-Post“. Das dreiköpfige Reporterteam hatte mit Unterstützung des Bayerischen Rundfunks zur unkontrollierten Entnahme von Grundwasser durch Haushalte, Industrie und Landwirtschaft in einer ohnehin sehr trockenen Region in Unterfranken recherchiert.

 

Eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz des Chefredakteurs der „Rheinischen Post“, Moritz Döbler, wählte die Preisträger aus. Die Preise werden am 27. Juni im Frankfurter Rathaus Römer überreicht, die Laudatio hält der nordrhein-westfälische Medienminister und Staatskanzleichef Nathanael Liminski (CDU).