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Alexander Marinos: Abschied von „Eßlinger Zeitung“ nach sechs Monaten

Mit diesem Abschied hat in Redaktion und Verlag niemand gerechnet. Nach nur sechs Monaten verlässt Chefredakteur Alexander Marinos nach NEWSROOM-Infos die „Eßlinger Zeitung“. Von Bülend Ürük.

Esslingen - Alexander Marinos, promovierter Diplom-Journalist, kam im Frühjahr aus dem Rheinland, vom Bonner General-Anzeiger, in den Südwesten der Republik, um das Traditionsblatt im Sinne der Leser weiterzuentwickeln, wie es damals in der offiziellen Verlagsmitteilung hieß, und der Redaktion Führung zu geben. Die ersten Pflöcke konnte er bereits setzen, „er hat uns bei den Veränderungen mitgenommen, gezeigt, dass Veränderungen Teamarbeit sind“, verlautet es aus dem Haus.

Marinos, der sich auf eine NEWSROOM-Anfrage hin nicht erklären wollte ("kein Kommentar"), sollte bei der „Eßlinger Zeitung“ ein Desk-Modell einführen. Dazu hatte er eine Projektgruppe gegründet.

 


Abschied nach sechs Monaten: Chefredakteur Alexander Marinos hat die "Eßlinger Zeitung" nach NEWSROOM-Informationen verlassen.

 

Aus dem Traditionsverlag (die „Eßlinger Zeitung“ erschien das erste Mal am 25. April 1868) erfuhr NEWSROOM, dass Marinos Akzente bei der Kommentierung setzte und sich das Thema Regionalisierung des Mantels auf die Fahnen schrieb.

Während er auf den Rückhalt aus der rund 30-köpfigen Voll-Redaktion setzen konnte, gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Widerstand zu seinen Entscheidungen aus dem Herausgebergremium.

Verlegerin Christine Bechtle-Kobarg, Jahrgang 1955, stellvertretende Vorsitzende des Verbandes Südwestdeutscher Zeitungsverleger und Tochter des legendären Journalisten, Verlegers, dpa-Ehrenvorsitzenden und Axel-Springer-Freunds Otto Wolfgang Bechtle (verstorben 2012), mischte sich auch unter Augenzeugen von Anfang an in das Redaktionsgeschehen ein. Das hat sie so womöglich von ihrem Vater gelernt, der selbst in Personalunion als Chefredakteur tätig war.

Zum Bruch zwischen Marinos und Bechtle-Kobarg kam es offenbar mit Blick auf anstehende strukturelle und personelle Veränderungen. Erst am vergangenen Montag stoppte die Mehrheits-Eigentümerin inhaltliche und optische Veränderungen im Blatt, die Marinos gemeinsam mit der Projektgruppe vorbereitet hatte, per Rundmail durch den stellvertretenden Chefredakteur Christian Dörmann.

Einen Ersatz für Marinos bei der „Eßlinger Zeitung“ (verkaufte Auflage laut IVW 2/2014: 41.272 Exemplare) gibt es bislang nicht. Im Verlag wird verbreitet, dass er kurzfristig Urlaub eingereicht habe.

Offiziell wollte sich das Medienhaus zum Abgang ihres Top-Manns und den Schwierigkeiten, eine Traditionszeitung zu modernisieren, gegenüber NEWSROOM nicht äußern.

Die Redaktion ist geschockt über den plötzlichen Abgang, viele Kollegen sind „am Boden zerstört“, weil sie mit Marinos das erste Mal seit Jahren wieder Bewegung im Verlag erlebt hätten.

Alexander Marinos war vor seinem Wechsel nach Baden-Württemberg stellvertretender Chefredakteur beim „General-Anzeiger“ in Bonn, davor Nachrichten- und Politikchef erst bei der Zeitungsgruppe Lahn-Dill in Wetzlar, dann sechs Jahre lang bei der  "Westdeutschen Zeitung" in Düsseldorf.

Bülend Ürük

 

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