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Hatice Kahraman: Warum ich Journalistin werden möchte

Ich will einen neuen Journalismus! Einen, der nicht nur an der Oberfläche berichtet, sondern in das ungewisse Innere geht. Von Hatice Kahraman.

Gelsenkirchen - Einen, der das Schreiben als eine Leidenschaft sieht und gute Recherche als eine soziale Verantwortung. Einen, der nicht jeden Mist erzählt und sich nur an der Wahrheit orientiert.

Ich habe schon früh angefangen, mich für soziale Probleme in Deutschland zu interessieren, habe nach Antworten gesucht, warum deutsche Migranten in den Medien ein eher düsteres Bild haben.

 


Hatice Kahraman möchte gerne Redakteurin bei einer überregionalen Tageszeitung werden. Sie studiert im ersten Semester am Institut für Journalismus und PR an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen.

 

Ich konnte nicht verstehen, warum immer über sie berichtet wurde und doch so selten von ihnen. Das Bild der gesellschaftlichen Außenseiter fand ich in fast jedem Artikel, den ich über Migranten gelesen hatte, denn anscheinend waren es immer noch die Anderen. Währenddessen fing ich auch an, globale Probleme und Missstände in den Medien zu verfolgen und erkannte schnell die Macht der Medien.

Aus einer Enttäuschung heraus fing ich an, leidenschaftlich zu schreiben. Erst für mich. Dann jahrelang für die Schülerzeitung, dann auch öffentlich in meinem privaten Blog und dann für die Lokalzeitung.

Ich sprach über meinen Frust im Lokalradio und merkte schnell, dass ich mir Gehör verschaffen konnte. Ich recherchierte und recherchierte, interessierte mich für jedes politische und soziale Thema. Rannte mit einem Block und einem Stift durch die Stadt und ließ die zu Wort kommen, die es sonst nicht schaffen würden. Ich baute mir meine kleine Welt auf, in der ich über das berichtete, was Deutschland zu einem bunten Land macht.

Ich wollte das in die Öffentlichkeit bringen, was nur die berichten konnten, die auch hautnah am Geschehen dabei waren. So kam es, dass ich auch aus einer Frustration heraus entschieden habe, leidenschaftliche Journalistin zu werden.

Hartnäckigkeit, Mut und Wissensdurst sind meine ständigen Begleiter.

Ich will die Welt nicht einfach so hinnehmen, wie sie ist, nicht die Politik und auch nicht die soziale Gesellschaft, die geprägt ist von Vorurteilen. Ich will erklären und verändern! Ich will die Menschen zum sozialen Miteinander anregen und nicht zur sozialen Hetze. Dabei spielt es für mich keine Rolle, dass der Journalismus in einer Finanzkrise steckt oder dass es immer weniger festangestellte Journalisten gibt.

Ich will berichten und mit jedem Wort, das ich schreibe, im Reinen sein. Der Journalismus sollte wieder zurück in die Anfänge seiner Zeit, in der Journalisten ihr Wörter heimlich im Hinterzimmer geschrieben haben, um Demokratie und Aufklärung zu fordern.

Ich möchte nicht eine von vielen Journalisten sein, die nicht über den Tellerrand hinaus schauen. Ich möchte am Tellerrand sitzen und dem Abgrund tief in die Augen blicken und mit dem recherchieren, was dem deutschen Journalismus fehlt: der Liebe zur sozialen Verantwortung.

Hatice Kahraman

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