Leute
KNA

In Moskau verurteilter US-Journalist Gershkovich kommt wohl frei

Vor knapp zwei Wochen war Evan Gershkovich vom „Wall Street Journal“ in Russland zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Nun soll er im Rahmen eines großangelegten Gefangenenaustauschs freigekommen sein.

Washington/Moskau/Berlin - Der seit vergangenem Jahr in Russland inhaftierte US-Journalist Evan Gershkovich vom „Wall Street Journal“ soll Medienberichten zufolge frei sein. Das berichteten am Donnerstag übereinstimmend türkische, russische und westliche Medien. Der Gefangenenaustausch zwischen den USA, Russland, Deutschland und weiteren Staaten soll in der türkischen Hauptstadt Ankara stattfinden.

Gershkovich war vor knapp zwei Wochen in einem kurzen Gerichtsprozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Ihm wurde im Zuge seiner Recherchen zur Söldner-Gruppe Wagner Spionage vorgeworfen. Sein Arbeitgeber, das „Wall Street Journal“, hatte die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen.

Ausgetauscht werden soll Gershkovich den Berichten zufolge unter anderem gegen den sogenannten Tiergartenmörder Vadim Krasikov, der wegen eines Auftragsmordes im Berliner Tiergarten in Deutschland in Haft saß. Gegen Mittag sollen am Donnerstag die betroffenen Personen aus Deutschland und Russland nach Ankara geflogen worden sein, wo der Austausch stattfinden soll. Auch der seit 2018 inhaftierte ehemalige US-Soldat Paul Whelan sowie russische Oppositionelle wie der Putin-Kritiker Wladimir Kara-Murza sollen freikommen. Auch der in Belarus inhaftierte Deutsche Rico K. soll Teil des Deals sein und freikommen. Dem türkischen Präsidialamt zufolge sollen insgesamt 26 Personen ausgetauscht werden. 13 würden nach Deutschland gebracht, drei in die USA. Zehn Personen kommen nach Russland.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) begrüßte die Freilassung von Gershkovich, schränkte aber ein, der Austausch von Medienschaffenden schaffe ein problematisches Vorbild für künftige Erpressungsversuche durch Russland: „Ausländische Medienschaffende können nun jederzeit zur Verhandlungsmasse Moskaus bei Verhandlungen mit dem Westen werden“, kritisiert ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.