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Jan Fleischhauer löst Vertrag bei Nius auf

Jan Fleischhauer löst Vertrag bei Nius auf Jan Fleischhauer (Foto: Jan Fleischhauer/Welt)

Der „Focus“-Kolumnist wird auf dem Videokanal Nius nicht mit einer wöchentlichen Sendung starten. Auch Julian Reichelt spielt bei Fleischhauers Entscheidung eine Rolle.

München – „In eigener Sache: Vor drei Monaten habe ich an dieser Stelle verkündet, dass ich demnächst eine wöchentliche Sendung auf dem neuen Videokanal Nius haben werde. Wie einigen aufgefallen sein mag, haben wir inzwischen Anfang November, ohne dass eine Sendung erschienen ist. Heute habe ich, nach längeren Verhandlungen, meinen Vertrag mit Nius aufgelöst. Es wird keine Sendung geben, nicht jetzt und nicht in Zukunft“, so Jan Fleischhauer auf X.


Zu den Gründen schreibt der „Focus“-Kolumnist: Nius verfolge einen Journalismus, der sich mit seiner Vorstellung von Journalismus nicht decke. „Ich habe vor dem Launch erklärt, dass ich für meine Sendung mit Leuten zusammenarbeiten würde, die von Burda, Sat.1, ProSieben kommen. Diese Leute gibt es nach wie vor, aber sie haben bei Nius nicht so viel zu sagen, wie ich mir gewünscht hätte (und wie mir vor Vertragsunterzeichnung versichert wurde).“ Fleischhauer nimmt es sportlich: Eine Tür öffne sich, eine schließe sich. „C’est la vie. Ich bin sicher, man sieht sich an anderer Stelle wieder.“

 

Im „Süddeutsche Zeitung“-Interview mit Cornelius Pollmer geht Fleischhauer auch auf die Rolle von Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt bei seiner Entscheidung ein. Reichelts Einfluss sei dort größer, als man ihm zuvor in Gesprächen gesagt habe, beteuert Fleischhauer in der SZ. Reichelt sei bei Nius nicht nur ein Satellit, der mit dem Programm ansonsten nichts zu tun habe, er sei die dominierende Figur, der Spiritus Rector. Bei Nius veröffentliche Reichelt seine Vorstellung, wie ein deutsches Daily Wire aussehen könnte. Für Fleischhauer war das nach eigener Aussage ein No-Go. Er habe nichts gegen Herrn Reichelt persönlich, nur sei es nicht seine Art von Journalismus.

 

Fleischhauer findet auch, wie er in der SZ sagt, dass Nius sehr düster, sehr aggressiv im Auftritt daherkommt. Er glaubt nicht, dass es dem Claim gerecht wird, „Stimme der Mehrheit“ sein zu wollen.
Gerade war auch bekannt geworden, dass Jan David Sutthoff, der bisherige Nius-Chefredakteur, das Reichelt-Portal verlässt. Auch dazu hat Jan Fleischhauer in der SZ eine Meinung: Der Kolumnist glaubt, Sutthoff sei auch überrascht von der Situation gewesen. „Er war angeheuert worden als Chefredakteur und traf nun jeden Tag auf jemanden, der ebenfalls genaue Vorstellungen hatte, wie man die Truppe führt.“


Zur Person

Fleischhauer arbeitete 30 Jahre beim „Spiegel“, unter anderem als US-Korrespondent und als einer der Leiter des Hauptstadtbüros in Berlin. Seine Kolumne „Der schwarze Kanal“ erschien zum ersten Mal im Januar 2011 und gehörte innerhalb weniger Monate zu den meistgelesenen und –diskutierten Meinungsseiten im Netz. Seit 2019 arbeitet Fleischhauer beim Burda-Verlag, er ist zudem Autor mehrerer Bestseller. Sein Erstling „Unter Linken“ war 2009 das meistverkaufte politische Sachbuch des Jahres. Auch sein aktuelles Buch „How Dare You – Vom Vorteil eine eigene Meinung zu haben, wenn alle das selbe denken“ landete auf den Bestsellerlisten.

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