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Wie die neue „Bild“-Chefin Alexandra Würzbach tickt – und wie sie Kolleginnen nennen

Wie die neue „Bild“-Chefin Alexandra Würzbach tickt – und wie sie Kolleginnen nennen Alexandra Würzbach

Sie gehört seit 30 Jahren zur Familie: Sie startete in der Axel Springer Journalistenschule und ist nun zur Vorsitzenden der „Bild“-Chefredaktionen aufgestiegen, gleichberechtigt mit Julian Reichelt. Bei einem Abstecher in die Schweiz sorgte Alexandra Würzbach für pikante Schlagzeilen.

Berlin – Die derzeitige „Bild am Sonntag“-Chefredakteurin, Alexandra Würzbach (52), die bereits auch als Mitglied der Chefredaktion der Bild-Gruppe wirkt, wird Vorsitzende der „Bild“-Chefredaktionen – gleichberechtigt mit Julian Reichelt. Schon seit Reichelts Freistellung am 12. März hat Würzbach die „Bild“-Redaktion kommissarisch geführt.


Reichelt wird sich nach seiner Rückkehr in die Redaktion künftig auf die Schwerpunkte Bild Print und digital sowie Bild live konzentrieren. Die Schwerpunkte von Würzbach werden die „Bild am Sonntag“ sowie das übergreifende Personal- und Redaktionsmanagement sein. Für die inhaltliche Ausrichtung aller Produkte der Bild-Gruppe sind Würzbach und Reichelt gemeinsam verantwortlich.

 

Alexandra Würzbach hatte 2019 Marion Horn an der „BamS“-Spitze abgelöst. Reichelt, der damals noch ihr Chef war, stellte sie mit diesen Worten vor: „Alexandra Würzbach ist seit vielen Jahren eine fantastische Blattmacherin bei ,Bild‘. Sie wird zukünftig für ,Bild am Sonntag‘ auch auf die breite Themenkompetenz und die herausragenden Reporter des gesamten redaktionellen Teams von ,Bild‘ für Print und Digital zugreifen können.“

 

Ihre journalistische Ausbildung erhielt Würzbach 1990 an der Axel Springer Journalistenschule, danach arbeitete sie unter anderem bei „Bild“ Dresden, als Unterhaltungschefin bei der „B.Z.“ und als Textchefin in der „Bild“-Bundesredaktion. Seit 2007 ist sie als Autorin bei „Bild“ und seit 2013 Mitglied der Chefredaktion.

 

Anfang April 2002 sorgte Würzbach für pikante Schlagzeilen: Für den Ringier-Titel „SonntagsBlick“ berichtete Würzbach von einer angeblichen, in Wirklichkeit aber nicht zutreffenden Liaison von Thomas Borer, damaliger Botschafter der Schweiz in Deutschland, mit der Visagistin Djamila Rowe. „Blick“-Verleger Michael Ringier musste sich öffentlich bei Borer entschuldigen, der Chefredakteur von „Blick“, dessen Stellvertreter und Alexandra Würzbach verließen das Haus. Die „NZZ“ sprach 2002 von einem Totalschaden auf dem Ringier-Boulevard; „Die Schuld trifft in erster Linie den ,Sonntags-Blick‘-Chef Mathias Nolte, seinen Stellvertreter Ralph Grosse-Bley sowie die Journalistin Alexandra Würzbach. Mit perfidem ,Textdesign‘ und skrupellosen Verhörmethoden richteten sie ein Schmierenstück an“, hieß es in der „NZZ“. Auch das Bildblog berichtete 2007 über Würzbach und die Blick-Affäre: Was Kai Diekmann nicht sagt.

 

In einem Fragebogen mit dem „medium magazin“ – erscheint wie newsroom.de im Medienfachverlag Oberauer – sagte Würzbach im vergangenen Jahr:

 

Was halten Sie in dieser Zeit der Pandemie für die größte journalistische Herausforderung?

Alexandra Würzbach: Ruhe bewahren, Fakten checken und Irrtümer, die nicht passieren sollten, eingestehen können.

 

„Bild am Sonntag“ hatte in der Bild-Gruppe das eigenständige Profil einer Familienzeitung. Welche Merkmale der „BamS“ heute sind Ihnen wichtig?

Ich liebe Traditionen, also warum damit brechen. Das Gute bewahren und dabei modern und zeitgemäß – und relevant – bleiben.

 

Ihre ganze Laufbahn haben Sie bei Boulevardmedien gemacht. Was reizt Sie so am Boulevard?

Boulevard = Straße und genau dort spielt das Leben. Das ist bunt, spannend, überraschend, manchmal traurig, manchmal schön. Dichter dran geht nicht.

 

Ihre Vorbilder im Journalismus?

Viele. Und alle, die bessere Ideen haben, den besseren Text, die bessere Zeile, sind für mich vorbildlich.

 

Drei Eigenschaften guter Journalisten/innen?

Neugier, Neugier, Neugier – aber das ist eigentlich 'ne Binse ... Empathie, Intuition und Beharrlichkeit sind mir wichtig.

 

Wie wichtig ist Klatsch ?

Wer liebt ihn nicht (auch wenn es nur die wenigsten zugeben)? Er sollte aber nicht verletzend sein. 


„Bild“-Mitarbeiter sehen sich gern als „Bild“-Familie. Bei Ihnen stimmt es sogar wörtlich: Ihre Tochter arbeitet für Bild-TV, Ihr Mann als Freier für „Bild“. Gibt es da privat Tabuthemen?

Sorry, schlecht recherchiert – Ex-Mann ... Und zu Frage 2: Bei mir zu Hause gibt es keine Tabuthemen.

 

Wozu nutzen Sie Social Media?

Ich verfolge Twitter – lese aber nur (komme gar nicht mehr auf meinen Account, Passwort vergessen).

 

Was/Wer sollte in Redaktionen mehr gefördert werden?

Querdenker, Nicht-Speichellecker, Ich-sage-meine-Meinung-ohne-Rücksicht-auf-­(Karriere-)Verluste-Menschen.

 

Was macht Sie wütend?

Oberflächlichkeit, Ungenauigkeit und Bequemlichkeit.

 

Ihre Medienlieblinge?

Die Titel der roten Gruppe ausgenommen – mein „SZ“-Abo würde ich als allerletztes kündigen (allein wegen der Seite Drei).

 

Auf welchen Beitrag sind Sie besonders stolz?

Immer auf den letzten ...

 

Und welcher ist Ihnen peinlich?

Keiner, sonst hätte ich ihn nicht geschrieben (bin gespannt, was mir jetzt aus dem Archiv um die Ohren fliegt).

 

Wie würde man Sie am treffendsten karikieren?

In der Redaktion werde ich von einigen „Gargamel“, von anderen „Der General“ und vom Rest „Sunshine“ genannt – suchen Sie sich was aus.

 

Wie entspannen Sie sich?

Hoffentlich bald wieder irgendwann auf dem Surfboard – die alte Frau und das Meer, sehr meditativ.

 

Der beste berufliche Rat?

Lies möglichst viele Zeitungen – Wissen ist Macht.

 

Was sollte Ihnen später nachgesagt werden?

Sie war fair - und es hat Spaß gemacht.