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Wie Sebastian Edathy einen „Zeit“-Reporter einschüchtern wollte

Wer mehr wissen will, wird schnell mal bedroht. Reporter kennen das, recherchieren sie irgendwo zu tief, gibt es Bedrohungen, Einschüchterungs- und Diskreditierungsversuche. Von Bülend Ürük.

Hamburg - Sebastian Edathys Geschichte wird derzeit in vielen Medien erzählt. Wer über den Fall berichten möchte, will für seine Leserinnen und Leser den Menschen erklären, der als Politiker ganz oben und als öffentlich Verdächtigter sich nun vor Gericht verantworten muss.

Ins Visier des früheren Politikers ist „Zeit“-Investigativ-Reporter Christian Fuchs geraten. "Sebastian Edathy wirft mir "Ausforschung" vor, seine Fans diffamieren mich darauf hin als "Schande", "Schweinejournalismus" und "Arschloch““, sagt Fuchs gegenüber Newsroom.de.

Was war passiert? Der preisgekrönte Journalist wollte für ein großes Stück, das am Donnerstag in der „Zeit“ erschien, mit Edathy persönlich sprechen. Edathy lehnte ab, der Rechercheapparat wurde angeworfen: Fuchs sprach mit Weggefährten Edathys, sah Akten ein. Reportergeschäft, professionell, wie es gemacht wird, um sich ein möglichst umfängliches Bild zu machen.

„Ich sehe die grundlegende Aufgabe der Presse darin, unabhängig zu recherchieren und Fragen zu stellen. Nachdem Sebastian Edathy unsere Interviewanfrage abgelehnt hatte, blieb uns nichts anderes übrig, als mit engen Vertrauten aus seinem Umfeld zu sprechen“, so Fuchs. „Wir haben mit ungefähr 40 Personen aus der 25-jährigen Karriere von Herrn Edathy vom Bundestag bis zu Edathys Abiturzeit gesprochen. Mit Genossen, politischen Gegnern, Mitarbeitern, Journalisten, Freunden. Ich hätte es unredlich und journalistisch geradezu fahrlässig empfunden, nicht mit allen mir bekannt gewordenen Weggefährten von ihm gesprochen zu haben, bevor ich mir anmaße ein Portrait über eine Person zu schreiben. Genau das ist doch der oft kritisierte Missstand heutzutage: Das Medien nicht mehr genug Zeit zum recherchieren haben, um Themen auf den Grund zu gehen."

In teils öffentlich einsehbaren Veröffentlichungen auf Facebook wird Edathy deutlich, was er von der Arbeit von „Zeit“-Reporter Fuchs hält: "DAS, liebe "Zeit", ist nicht Journalismus, sondern - höflich formuliert - Ausforschung!", so Sebastian Edathy.

Der ehemalige SPD-Politiker schreibt sogar dem früheren „Zeit“-Chefredakteur Theo Sommer, will wissen, ob die Anfrage von Fuchs den „Ansprüchen und dem Stil der „Zeit“? genügt. Mit klaren Worten - was Edathy wollte, ist, dass Sommer einschritt, Fuchs mindestens die Leviten las. Zumindest sollte Sommer wissen, was für ein Journalist dieser Fuchs doch sei, dass er doch so gar nicht zur Zeit passe konnte da zwischen den Zeilen gelesen werden.

Eingriff in die Pressefreiheit

„Dass Sebastian Edathy versucht hat, meine berufliche Reputation gegenüber einem prominenten Kollegen der Zeit zu diskreditieren und dies auch noch öffentlich macht, hat mich sehr überrascht. Solch ein Vorfall ist mir in über 15 Jahren als Reporter noch nicht passiert. Mich haben daraufhin Journalisten - auch anderer Medien - angesprochen. Sie empfanden dieses Vorgehen als Eingriff in die Pressefreiheit. Das ein Politiker so etwas tut, fanden sie skandalös“, schildert Christian Fuchs.

Verwunderte "Zeit"-Spitze

„Das Investigativ-Ressort hat die Äußerungen Edathys mit Verwunderung zur Kenntnis genommen“, erklärt die „Zeit“-Chefredaktion auf Anfrage von Newsroom.de. Öffentliche verbale Diskreditierungen seien aber grundsätzlich selten, heißt es bei der „Zeit“, würden allerdings „in der Regel nicht kommentiert.“

Eine Anfrage über seinen Rechtsanwalt ließ Sebastian Edathy unbeantwortet.

Bülend Ürük

 

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