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Zentrumspartei trägt Eva Herman Bürgerschaftskandidatur an

Arbeitsgericht bestätigt Klage von Ex-Moderatorin gegen NDR.

Hamburg (AFP) - Die Hamburger Zentrumspartei hat der früheren Fernsehmoderatorin Eva Herman nach deren Rauswurf beim NDR sowie aus der Talkshow von Johannes B. Kerner eine Kandidatur bei der Landtagswahl im Februar angeboten. "Wenn Frau Herman für uns in die Hamburgische Bürgerschaft einziehen würde, müssten die Leute ihr zuhören", sagte der Landesvorsitzende Dirk Nockemann der Zeitung "Die Welt" vom Donnerstag. Nockemann ist ein ehemaliger Parteigänger des Rechtspopulisten Ronald Schill und früherer Innensenator der Hansestadt.

Er habe bereits Kontakt zu der wegen ihrer NS-Äußerungen umstrittenen Moderatorin aufgenommen. "Ich würde mich außerordentlich freuen, mit Frau Herman zusammenzuarbeiten", sagte Nockemann. Sie spreche vielen Bürgern aus dem Herzen. Eine Sprecherin Hermans wollte sich im Gespräch mit der Zeitung nicht zu dem Angebot äußern. In Hamburg wird am 24. Februar ein neues Landesparlament gewählt.

Eine Sprecherin des Arbeitsgerichts Hamburg bestätigte unterdessen den Eingang einer Klage Hermans gegen den NDR. Der Sender hatte sich nach den umstrittenen Äußerungen der früheren "Tagesschau"-Sprecherin zur Familienpolitik der Nazis vor einem Monat von der 48-Jährigen getrennt. Sie will mit der Klage offenbar eine Weiterbeschäftigung erreichen.

Einer von der rechtsextremen DVU für das Wochenende geplante Demonstration unter dem Motto "Meinungsfreiheit für Eva Herman" ist inzwischen ein Riegel vorgeschoben. Die drei in der Hamburger Bürgerschaft vertretenen Fraktionen von CDU, SPD und Grüner Alternativer Liste (GAL) wollen sich nach GAL-Angaben am Samstagmittag zu einer gemeinsamen Fraktionssitzung zum Thema Rechtsextremismus treffen. Dadurch gilt für den ursprünglich geplanten Kundgebungsort vor dem Rathaus ein "Bannkreis". Einen Antrag der DVU auf einstweilige Anordnung einer Ausnahmegenehmigung lehnte das Verwaltungsgericht ab. Herman hatte sich nach Presseberichten juristisch gegen eine Vereinnahmung durch die DVU gewehrt.

In der Diskussion um den umstrittenen Auftritt der Ex-Moderatorin bei Kerner forderte der Zentralrat der Juden in Deutschland die Rückkehr zu einer sachlichen Auseinandersetzung über Familienwerte. Es gehe darum, "krude Vergleiche mit einer angeblich 'erfolgreichen Familienpolitik des NS-Regimes' aus der Diskussion herauszuhalten", sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, "Netzeitung.de". Herman habe sich durch "ihre völlig deplatzierten Vergleiche" selbst entlarvt und "noch mehr verstrickt". Kerners Konsequenz, die 48-Jährige am Dienstag aus seiner Sendung auszuschließen, sei insofern "unausweichlich" gewesen.