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Newsroom – Marcus Schuster

Diese KI-Tools nutzen Digitalprofis von Regionalzeitungen selbst

Diese KI-Tools nutzen Digitalprofis von Regionalzeitungen selbst Christine Schönfelder, KStA Digitale Medien (Foto: Martina Goyert)

Welche Anwendungen die Digital-Macher Swantje Dake, Markus Hofmann und Christine Schönfelder für Medienhäuser empfehlen – und was sie selbst in ihrem Alltag einsetzen.

Berlin – Auszug aus der aktuellen „kress pro“-Ausgabe („Der großer KI-Toolreport“):

 

Die Fragen
1. Haben Sie ein, zwei Tipps für ein KI-Tool? Was sollten Führungskräfte in Medienhäusern jetzt kennen und warum?

2. Gibt es ein Tool, das Ihren Alltag (als Führungskraft) einfacher macht?

Die Tool-Tipps von 15 KI-Profis

Markus Hofmann, Leiter Digitale Inhalte, „Badische Zeitung“
Vor fast 20 Jahren habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden Fachaufsatz, jeden Blogpost und (fast) jeden News-Artikel, den ich im Netz gelesen hatte, in den Lesezeichen meines Browsers zu hinterlegen. Heute befinden sich Zehntausende Links in meinen Bookmarks – sie sind mein zweites Gehirn. Ich warte nun darauf, dass ich eine KI mit all meinen Bookmarks füttern kann, um all dieses Wissen und all diese Informationen (die ich ja längst vergessen habe) wieder nutzbar zu machen. Mir ist nicht bekannt, dass es solch einen Service schon gibt.

Einen Schritt in diese Richtung macht der AI-Assistent NotebookLM, der von Googles KI Gemini angetrieben wird. NotebookLM analysiert pro Recherche bis zu 20 hochgeladene Dokumente mit jeweils opulent bemessenen 200.000 Wörtern. Nutzer können mit der KI über die eigene Recherche chatten und Erkenntnisse aus den Chats speichern. Der virtuelle Gehilfe ist bislang nur für Nutzer mit amerikanischen IP-Adressen verfügbar, die ja aber auch in Deutschland mit etwas Finesse via VPN bezogen werden können.

 

Christine Schönfelder, Leitung Digital Competence Center, KStA Digitale Medien
KI-Tool: Im Rahmen multimedialer Ausspielung gibt es mittlerweile sehr gute Sprachgeneratoren, mit denen sich simpel und vielfältig menschliche Stimmenprofile erstellen und hinsichtlich Stimmung, Höhen und Tonfall anpassen lassen. Anwendungsfelder hierfür gibt es im Text-toSpeech-Kontext oder im Kundenservice. Für das Lektorieren von Texten sollte man LanguageTool ausprobieren. Es erkennt über Rechtschreibfehler und grammatikalische Fehler hinaus auch kontextuelle Fehler und kann inhaltliche Plausibilitätschecks durchführen.

Alltagstipp: Ich nutze persönlich relativ viel die großen OpenAI-Tools. Hier z. B. auch, um aus Meeting-Transkripten Protokolle zu erstellen. Noch leichter geht das mit fireflies.ai – hier kann man einfach per E-Mail die KI ins Remote-Meeting einladen und der gesprochene Text wird als Protokoll zusammengefasst. Daneben gibt es ein sehr gutes Tool zur Zusammenfassung von englischen Fachtexten, das ich gern verwende, namens Genei. Es ermöglicht, selbst komplexe Inhalte auf wenige Kernaussagen zusammenzuführen, und spart damit enorm Zeit. Auch für Journalisten ist dieses Tool absolut zu empfehlen.

 

Swantje Dake, Digitalstrategin, zuvor bis Januar 2024 Chefredakteurin Digital der StZ und StN
KI-Tool: Wer sich jenseits von Alltags- und Newsgeschäft Gedanken über Strategie und Struktur macht, wird recherchieren, was andere machen. Denn geschrieben wird viel dazu. Briefy nutze ich, um die „Noch lesen“-Liste kurz zu halten. Artikel, Studien etc. werden mit der Browser-Erweiterung in wenigen Absätzen zusammengefasst. Deutschsprachige auch auf Englisch, da das Tool nicht auf Deutsch verfügbar ist. Für PDFs nutze ich PopAI, das nach der ersten Zusammenfassung von sich aus Fragen anbietet, um einzelne Kapitel des PDFs zu vertiefen. Und um alles zu sammeln und zu ordnen, was ich lesen möchte, probiere ich gerade Zenfetch aus, entwickelt sich jedoch schnell zum digitalen Setzkasten – und vom Angucken ist noch nichts gelesen oder verstanden.

Alltagstipp: Notion ist für mich momentan das beste Projektmanagement-Tool. Egal wie viele Projekte man anlegt, es bleibt strukturiert, aufgeräumt und übersichtlich, trotzdem kann man viel individuell und kreativ gestalten und mit anderen gemeinsam darin arbeiten. KI hilft an zwei Stellen: bei der Suche, wenn man nicht mehr weiß, wo man diese Info oder jenen Link abgelegt hat, und bei der Zusammenfassung von Notizen. Da die Schreibtischarbeit damit effizienter und strukturierter läuft, bleibt mehr Zeit für die echte Führungsarbeit mit den Menschen.

 

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