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Tools für die journalistische Arbeit: Was die Welt beschäftigt

Tools für die journalistische Arbeit: Was die Welt beschäftigt

Journalisten haben meist nur ein trübes Bild davon, welche Themen gerade wirklich virulent sind. Fakten bieten dagegen praktische Tools, die täglich Abertausende Artikel auswerten.

Berlin – Flurfunk und Social-Media-Feed geben nur ein verzerrtes Bild davon ab, welche Themen gerade wirklich virulent sind. Fakten bieten dagegen praktische Tools, die täglich Abertausende Artikel auswerten. Sie liefern die Vogelperspektive auf das Nachrichtengeschehen. Sebastian Meineck stellt in „medium magazin“ nützliche Tools vor.

1. Die Schlagzeilen in Deutschland: überblick.news
Wofür braucht man das?
Was die Schlagzeilen der größten deutschen Nachrichtenmedien bestimmt, das zeigt überblick.news. Dafür erfasst das Tool, wie weit oben ein Artikel auf der Startseite eines Mediums steht und für wie lange. Die Medien untereinander gewichtet das Tool mit Hilfe monatlicher Klickzahlen. So entstehen praktische Rankings, die etwa die Top-Themen des Tages, der Woche oder des Monats zeigen. Die Originalartikel sind dabei immer nur einen Klick entfernt.
Wie funktioniert das?
Überblick.news ist ein Projekt des Entwicklers Marvin Mai. Das Tool grast automatisch ab, was auf den Startseiten von Deutschlands größten Nachrichtenmedien passiert. Der Quellcode ist öffentlich einsehbar. Die Top-Themen ermittelt das Tool automatisch durch eine Analyse verwendeter Wörter. Erfasste Artikel lassen sich außerdem per Stichwortsuche durchforsten.
Was muss man beachten?
Hobbyprojekte wie überblick.news hängen vom Engagement einer einzelnen Person ab und brauchen kontinuierliche Pflege. Aktuell ist das etwa eine Stunde im Monat, schreibt Marvin Mai auf Anfrage. Und er schreibt: Er würde sich freuen, wenn Menschen mitmachen oder mit den Daten weiterarbeiten wollen.

2. Die Nachrichtenlage in Europa: Europe Media Monitor
Wofür braucht man das?
Der Europe Media Monitor (EMM) zeigt an, worüber Medien vor allem in Europa gerade am meisten berichten. Per Mausklick kann man entscheiden, für welchen Sprachraum man sich interessiert. Besonders praktisch ist eine Übersicht der zehn Top-Storys im Tagesverlauf. Deren Trendkurven können zum Beispiel Blattmachern verraten, was gerade im Aufwind ist – oder Inspiration für Weiterdrehs liefern.
Wie funktioniert das?
Der EMM ist ein staatliches Angebot, dahinter steckt die Gemeinsame Forschungsstelle der EU-Kommission. Das Tool erfasst demnach täglich auf 17.000 Websites um die 450.000 Artikel in 80 Sprachen. Anhand von Wortkombinationen werden die Artikel maschinell zu Themen gebündelt. Wie es sich für ein Online-Angebot der EU gehört, ist es erstaunlich umfangreich, kaum bekannt, schlecht designt und hat langsame Ladezeiten.
Was muss man beachten?
Als Journalisten haben wir oft ein Bauchgefühl dafür, welche Themen gerade im Trend liegen oder worüber niemand mehr spricht. Werkzeuge wie der EMM können dieses Gefühl auf Fakten stützen. Fragt sich nur, welche Schlüsse man daraus zieht: Auf den Trend aufspringen oder lieber berichten, was gerade keiner covert?

3. Archiv von Nachrichten weltweit Media Cloud
Zum ganzen Tooltipp

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