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Die Geschichte der "Frankfurter Rundschau" seit 1945

Die "Frankfurter Rundschau" (FR) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und war seitdem eine markante linksliberale Stimme auf dem Medienmarkt.

Frankfurt/Main (dpa) - Die "Frankfurter Rundschau" (FR) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und war seitdem eine markante linksliberale Stimme auf dem Medienmarkt. Vor gut zehn Jahren geriet sie in die Krise. Jetzt ist die Übernahme durch die konkurrierende "FAZ" gesichert - allerdings muss die Druckerei schließen, weite Teile der Verlagsbelegschaft werden ebenfalls gehen müssen.

August 1945: Die "FR" erscheint zum ersten Mal.

April 1946: Karl Gerold (SPD) steigt bei der Zeitung ein. Er schärft ihr linkes Profil. Von 1954 bis zu seinem Tod 1973 leitet Gerold die Zeitung als Verleger, Herausgeber und Chefredakteur.

1973: Die Karl-Gerold-Stiftung wird gegründet. Sie wird alleinige Eigentümerin des Druck- und Verlagshauses Frankfurt, in dem die "FR" erscheint.

2001: Die "FR" hat eine Auflage von 190 000, gerät aber in die Krise.

März 2002: Der Verlag mit seinen rund 1500 Beschäftigten kündigt drastische Einsparungen an.

April 2003: Hessen übernimmt eine Bürgschaft für die "FR".

Mai 2004: Die SPD-Medienholding ddvg übernimmt 90 Prozent der Anteile am Druck- und Verlagshaus Frankfurt.

2006: Das Kölner Medienhaus M. DuMont Schauberg MDS ("Kölner Stadt-Anzeiger") übernimmt von der ddvg die Mehrheit an der "FR". Die ddvg bleibt mit 40 Prozent Miteigentümerin.

2007: MDS modernisiert die "FR" und stellt sie aufs Tabloid-Format um. Die Auflage stabilisiert sich vorübergehend bei 150 000.

2011: Wegen andauernder Verluste wird der Mantelteil der "FR" in Berlin von der MDS-Redaktionsgemeinschaft produziert, um Kosten zu senken. Zu MDS gehört inzwischen unter anderem auch die "Berliner Zeitung", mit der die "FR" zeitweise eine gemeinsame Chefredaktion hatte.

Oktober 2012: MDS prüft, ob die "FR" zumindest in Norddeutschland von einer Papier- auf eine Digitalzeitung umgestellt werden kann.

November 2012: Wegen andauernder Verluste stellt der Verlag der "FR" einen Insolvenzantrag. Die Auflage lag zuletzt bei 118 000, von der Insolvenz sind mehr als 450 Mitarbeiter betroffen.

10. Januar 2013: Die "FR" verliert den größten Auftrag für ihre Druckerei. Das Medienhaus Axel Springer ("Bild", "Die Welt") kündigte zum Jahresende 2012.

28. Januar 2013: Die "FR"-Gläubiger entscheiden über die Zukunft von Zeitung und Druckerei.

30. Januar 2013: Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Frank Schmitt haben zwei potenzielle Investoren Interesse an Teilen des Unternehmens bekundet. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) will die "FR" zwar fortführen. Mehr als 400 Mitarbeiter, darunter die komplette Druckerei, würden aber dann ihre Stellen verlieren. Zweiter Interessent ist der türkische Verleger Burak Akbay. Die Beschäftigten reagieren auf einer Mitarbeiterversammlung mit Wut und großem Frust. Die Gespräche laufen - das Unternehmen wird über den 1. Februar hinaus fortgeführt.

18. Februar 2013: Verleger Akbay lässt seiner Absichtserklärung ein Angebot folgen. Er will die "FR" als überregionale Zeitung mit einem eigenen Druckhaus fortführen, mehr als 100 Mitarbeiter könnten übernommen werden.

22. Februar 2013: Die Gläubiger lehnen das Angebot aus Istanbul ab. Es sei zu niedrig und nicht tragfähig. FR-Geschäftsführer Karlheinz Kroke kündigt seinen Abschied zum Monatsende an.

27. Februar 2013: Das Bundeskartellamt genehmigt die Übernahme der "FR" durch die Frankfurter Societät GmbH und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" GmbH.

28. Februar 2013: Am letzten möglichen Tag wird der Kaufvertrag unterschrieben. Laut "FAZ" soll die "FR" auch künftig überregional und eigenständig mit linksliberalem Profil erscheinen. Es bleibt aber beim personellen Kahlschlag: Nur 28 Mitarbeiter aus der Redaktion werden übernommen. Über den Kaufpreis ist zunächst nichts bekannt.

1. März 2013: Die erste "FR"-Ausgabe unter den neuen Eigentümern wird an den Kiosken verkauft.