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Ende einer Traditionszeitung: Gesellschafter geben "Harburger Anzeigen und Nachrichten" auf

"Es reicht für eine Zeitung nicht aus, dass Großkonzerne wie Madsack oder Springer beteiligt sind. Es muss auch investiert werden, und zwar in guten Journalismus. Genau das ist im Fall der Harburger Anzeigen und Nachrichten nicht geschehen. Die Folge war immer mehr Arbeit für immer weniger Journalisten. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen“, kommentiert DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken das Ende der Zeitung „Harburger Anzeigen und Nachrichten“ gegenüber Newsroom.de.

Hamburg - Am 30. September 2013 erscheint die letzte Ausgabe der ältesten, noch in Hamburg erscheinenden Tageszeitung. Das haben die Gesellschafter der Tageszeitung am Mittwoch beschlossen. „Es ist ein bedauerlicher Schritt, aber unumgänglich und alternativlos“, erklärte Thorsten Römer, Geschäftsführer der Lühmanndruck Harburger Zeitungsgesellschaft mbH & Co KG, gegenüber Newsroom.de.

Grund für das Zusperren der Zeitung sind laut Römer die massiven Auflagenrückgänge und das eingebrochene Anzeigenschäft. „Ich trage die Entscheidung der Gesellschafter als Geschäftsführer mit“, so Thorsten Römer.

Die „Harburger“ hat aktuell eine verkaufte Auflage von 12.610 Exemplaren. 2003 verkaufte der Verlag noch 21.187 Exemplare – ein Minus von über 40 Prozent in zehn Jahren. Wie schwer es die Zeitungen auf dem Harburger Markt haben, beweist auch ein Blick auf Marktführer „Hamburger Abendblatt“. Der verkauft laut IVW in Harburg aktuell 25.285 Exemplare, vor zehn Jahren hat das Blatt noch 33.121 Käufer gefunden – ein Minus von fast 24 Prozent.

Das Kernverbreitungsgebiet der „Harburger Anzeigen und Nachrichten“ umfasst die Hamburger Stadtteile Finkenwerder, Harburger, Veddel und Wilhelmsburg sowie in Niedersachsen den Landkreis Harburg und die Stadt Buxtehude. Von der Schließung des Blatts sind über 30 festangestellte und zahlreiche freie Mitarbeiter in Verlag und Redaktion betroffen. „Notwendige Personalmaßnahmen sollen sozialverträglich umgesetzt werden“, erklärt ein Sprecher vom Axel Springer Verlag, der 24,8 Prozent der Anteile an der Lokalzeitung hält.

Weitere Gesellschafter der „Harburger Anzeigen und Nachrichten“ sind der Zeitungsverlag Krause in Stade (18,5 Prozent) sowie die Verlagsgesellschaft Bremervörde (9,25 Prozent). Die  HVB Hanseatische Verlags- und Beteiligungsgesellschaft AG hält 38,2 Prozent der Anteile, Mehrheitsaktionär dort wiederum ist die Mediengruppe Madsack aus Hannover.

Der Medienmarkt in Hamburg musste in den vergangenen Jahren einige Verluste verkraften, erst im Dezember 2012 hat der Großverlag Gruner+Jahr die Wirtschaftszeitung „Financial Times Deutschland“ eingestellt.

Bei den „Harburger Anzeigen und Nachrichten“ haben einige große Journalistenkarrieren angefangen. So hat bei der Lokalzeitung Menso Heyl volontiert. Der gebürtige Hamburger hat als Chefredakteur über viele Jahre die Leitlinie beim „Hamburger Abendblatt“ vorgegeben.

Bülend Ürük