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Exklusiv: Wer in Deutschland auf die "Paywall" setzt

Alle sprechen von "Bezahlschranke", doch wer setzt sie tatsächlich ein? NEWSROOM hat sich in deutschen Zeitungsverlagen umgesehen und aufgeschrieben, wer auf eine "Paywall" schon jetzt oder "in Kürze" setzt. So wenige Blätter sind das überhaupt nicht!

Berlin - Es reicht nicht, einfach eine "Paywall" einzuführen. Wer meint, er könnte einfach abkassieren, ohne dem Leser Mehrwert zu geben, wird sich nicht durchsetzen können.

"Das Thema ist populär, dabei gerät manchmal in Vergessenheit, dass eine Paywall für sich genommen noch keine Strategie ist. Für die FAZ sind Bezahlinhalte Teil einer Qualitätsstrategie. Und wie die genau aussieht, diskutieren wir gerade", sagte schließlich sogar Tobias Trevisan, Geschäftsführer der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" im Gespräch mit "Wirtschaftsjournalist"-Chefredakteur Markus Wiegand.

Und für Richard Rebmann, den mächtigen Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) und Vize-Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), steht fest: "Es gibt keinen Königsweg, jeder Verlag muss hier seinen eigenen Weg finden."

Ähnlich sehen es auch seine Kollegen aus den anderen Tageszeitungsverlagen in Deutschland. Viele wissen zumindest, dass "Premium-Content" nicht mehr verschenkt werden darf. Auf Dauer reichen die Werbeeinnahmen im Internet einfach nicht, um den großen Apparat Verlag zu finanzieren, erklären Medienmanager bei Tagungen laut und gerne.

Wie der Markt in Deutschland aussieht

 

Richard Rebmann, Vize-Präsident Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger: "Es gibt keinen Königsweg."

 

 

Am Wochenende berichtete zuerst die "SonntagsZeitung", dass einige Schweizer Verlage über eine "Paywall" nachdenken, darunter der Ringier-Verlag (Herausgeber des Massenblatts "Blick"), aber auch Tamedia-Verlag (Herausgeberin unter anderem vom "Tages-Anzeiger). Hier geht es zum Bericht auf NEWSROOM.

Mit einer teils mehr, teils weniger energischen Beschrankschranke arbeiten in Deutschland bereits einige Tageszeitungsverlage daran, den deutschen Internetnutzer zum Bezahlen zu erziehen.

Vor allem der Madsack-Konzern setzt - wie vor Monaten angekündigt - bei seinen Regionalzeitungen nach und nach auf eine "Paywall".

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Tageszeitungen, die eine fast immer unterschiedlich geartete "Paywall" haben und nicht alle Inhalte kostenlos anbieten, sind:

"Aller Zeitung" (Madsack-Verlag, erscheint in Gifhorn)

"Berliner Morgenpost" (Axel Springer Verlag, seit November 2010)

"Böhme-Zeitung" (erscheint in der Mundschenk Druck- und Verlagsgesellschaft, Lokalzeitung für die Städte Soltau, Schneverdingen, Munster, Bispingen, Faßberg)

"Echo Online" ("Darmstädter Echo", seit Dezember 2011; Verleger der Zeitung, die sich komplett in Familienhand befindet, ist Hans-Peter Bach)

"Wall Street Journal Deutschland" (erscheint seit Anfang 2012 in Frankfurt als einzige rein digitale Wirtschaftszeitung, Verleger: Rupert Murdoch)

"Eßlinger Zeitung" (seit Juni 2011, Bechtle Verlag&Druck)

"Göttinger Tageblatt" (seit März 2012; Madsack-Verlag)

"Hannoversche Allgemeine Zeitung" (seit März 2012; Madsack-Verlag)

"Hamburger Abendblatt" (Axel Springer Verlag, seit Dezember 2009)

"Kreiszeitung Böblinger Bote" (erscheint beim Verlag Wilhelm Schlecht, Verleger in der fünften Generation ist Paul-Matthias Schlecht)

"Neue Presse" (seit März 2012; Madsack-Verlag, erscheint in Hannover)

"Nürtinger Zeitung" (erscheint in Nürtingen in Baden-Württemberg beim Verlag Senner Druck)

"Oberhessische Presse" (seit März 2012; erscheint im Hitzeroth-Verlag, Mehrheitsgesellschafterin: Madsack)

"Peiner Allgemeine Zeitung" (Madsack-Verlag)

NEWSROOM-Service: Übersicht über deutsche Tageszeitungen mit Paywall und mit Paywallplänen zum Download.

"Saarbrücker Zeitung" (die ersten 30 Artikel im Monat sind kostenfrei, danach kostet es, die "Saarbrücker Zeitung" online zu lesen; ab dem 1. August 2012 hält die "Gesellschaft für staatsbürgerliche Bildung Saar mbH (GSB)" 46,9 Prozent der Anteile an dem Zeitungsverlag mit Sitz im Saarland; noch Mehrheitseigentümer: Holtzbrinck)

"Sächsische Zeitung" (erscheint im Dresdner Druck- & Verlagshaus; Eigentümer SPD-Medienholding DDVG zu 40 Prozent und Gruner+Jahr zu 60 Prozent)

"Waldeckische Landeszeitung"/"Frankenberger Zeitung" (Madsack, erscheinen im Landkreis Waldeck-Frankenberg)

"Wolfsburger Allgemeine Zeitung" (seit März 2012; erscheint im Madsack-Verlag)

"Financial Times Deutschland" (Gruner+Jahr)

"Handelsblatt" (Düsseldorf, Verleger: Dieter von Holtzbrinck)

"Die Tagespost" (Würzburg, Katholische Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur, Herausgeber ist der Würzburger Domkapitular Günter Putz)

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Bei folgenden Tageszeitungen sind nach NEWSROOM-Recherchen Bezahlschranken im Internet in Planung:

"Badische Zeitung" (erscheint in Freiburg; Verleger: Christian Hodeige, Wolfgang Poppen; hier geht es zum Bericht beim "kressreport")

"Braunschweiger Zeitung" (im März 2012 angekündigt, soll nach unseren Infos noch im Sommer 2012 kommen; gehört zur WAZ-Mediengruppe)

"Ibbenbürener Zeitung" (Lokalzeitung in Ibbenbüren, der Mantel kommt von den "Westfälische Nachrichten" aus Münster)

"Kieler Nachrichten" (49 Prozent gehören Madsack)

"Leipziger Volkszeitung (geplant 2012; Madsack-Verlag)

"Lübecker Nachrichten" (Madsack-Verlag)

"Märkische Allgemeine" (Madsack-Verlag; erscheint in Potsdam)

"Mittelbayerische Zeitung" (Herausgeber: Peter Esser, erscheint im Mittelbayerischen Verlag)

"Nordbayerischer Kurier" (geplant 2012; erscheint in Bayreuth, SPD-Medienholding DDVG ist Mit-Gesellschafter)

"Ostsee-Zeitung" (Madsack-Verlag; erscheint in Rostock)

"Schaumburger Nachrichten" (Madsack-Verlag, erscheint in Stadthagen)

"Schwäbische Post"/"Gmünder Tagespost" (Herausgeber: Bernhard Theiss, Ulrich Theiss; erscheint im Ostalbkreis)

"Stader Tageblatt" (Eigentümerin ist die Karl Krause GmbH und Co. KG, "Goslarsche Zeitung")

WAZ Mediengruppe NRW und Thüringen ("Westdeutsche Allgemeine", "Thüringer Allgemeine")

"Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Haupteigentümer: Fazit-Stiftung, auch die Herausgeber wie Frank Schirrmacher haben kleine Anteile)

"Bild"-Zeitung (Axel Springer Verlag, kommt 2013, Bewegtbild-Berichte von der Fußball-Bundesliga werden gleich kostenpflichtig werden)

Wer im Internet Geld verdienen will, muss einen langen Atem haben. Viele Leser werden sich aufregen und meckern, wenn eine "Bezahlschranke" kommt. Niemand öffnet gerne seine Geldbörse, auch nicht für Verlage, die in den vergangenen Jahren vor allem eins gelernt haben - in Fachkreisen meckern über die ach so schwierige Situation, im eigenen Blatt allerdings nicht eine Zeile über die Lage der Medienhäuser verlieren.

Auch das ist die deutsche Verlagsszene 2012 - bloß das Gesicht vorm Leser wahren.

Bülend Ürük

Fragen? Kontakt: chefredaktion@newsroom.de!

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