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Freie Lokal-Reporter arbeiten für Hungerlöhne

Honorare 2009: Leben mit 10 Cent pro Zeile.

Hamburg - Journalisten am bitteren Ende des Honorar-Spektrums müssen bei Zeitungen wie dem "Schwarzwälder Boten" oder dem "Haßfurter Tagblatt" mit Honoraren von 10 Cent pro Zeile für Lokal-Artikel leben, berichtet der Branchendienst www.meedia.de.

Bei Foto-Honoraren, wo die Lage laut Gewerkschaftskreisen noch angespannter sein soll als bei Text-Honoraren, wurde der Tiefpunkt jüngst bei 7,60 Euro für ein Foto in einer Lokalausgabe einer Tageszeitung erreicht.

Viele Freie Mitarbeiter von Lokalzeitungen sind zwar keine Profi-Journalisten. Traditionell lassen viele Lokalblätter ihre Seiten von pensionierten Lehrern oder Vereins-Mitgliedern füllen, die für selbst geringste Zeilensätze einiges "vollschreiben".

Während man in solchen Extrem-Fällen noch am ehesten empfehlen kann, dann doch lieber den Beruf zu wechseln, wird es schwieriger, wenn man sich die überregionale Qualitätspresse und ihre Honorarsätze anschaut. Große Blätter wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die "Süddeutsche Zeitung" oder die "Welt" zahlen zwar sehr viel besser als die kleinen lokalen, aber leben kann man auch von ihren Honoraren kaum. Die Spitze der Zeitungs-Zeilensätze liegt bei etwas über zwei Euro, wie sie von "SZ" und "FAZ" in einigen Ressorts gezahlt werden. Ein 100-Zeilen-Artikel bringt dann etwas über 200 Euro, in der Regel inklusive aller Spesen. Gleichzeitig pochen die renommierten Auftraggeber auf Exklusivität und die kostenlose Weiterverwertung des Textes in hauseigenen Online-Angeboten ist sowieso faktisch inklusive. Kein gutes Geschäft für die freien Lohnschreiber.

Regionale Tageszeitungen mit überregionaler Strahlkraft, wie etwa der Berliner ?Tagesspiegel?, zahlen zwischen 77 Cent und 1 Euro pro Zeile. Im Prinzip können Freie qualitativ hochwertige Artikel für solche Blätter nur aus Image-Gründen schreiben oder als "Abfallprodukt" einer Recherche für einen anderen Auftraggeber. Der Lebensunterhalt wird dann häufig mit PR-Aufträgen oder Artikeln für Kunden-Magazine bestritten.

Auf Gewerkschaftsseite hofft man, dass sich mit einer neuen Vergütungsregelung die Honorare für Freie im Durchschnitt mindestens verdoppeln würden. In dem Tarifvertrag für arbeitnehmerähnliche Freie bei Tageszeitungen liegt das Zeilenhonorar selbst bei Zeitungen bis zu einer Auflage von 10.000 Exemplaren bei 55 Cent für Nachrichten und 69 Cent für Reportagen. Für die meisten Bezieher real existierender Zeilenhonorare sind diese Tariflöhne pure Fantasy-Literatur.

Stefan Winterbauer

Der komplette Beitrag: meedia.de/nc/details/article/honorare-2009--leben-mit-10-cent-pro-zeile_100019631.html