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ARD-Programmbeirat kritisiert «Nazometer» bei Schmidt & Pocher

«Satire darf an Grenzen gehen. Hier wurde die Satire jedoch so weit überdreht, dass der Eindruck entstehen konnte, es gehe nur um den billigen Effekt», sagte der Programmbeiratsvorsitzende Tino Kunert.

Stuttgart (dpa) - In ungewohnter Schärfe hat der ARD- Programmbeirat die Verwendung des sogenannten Nazometers in der Late- Night-Show Show «Schmidt & Pocher» kritisiert. «Satire darf an Grenzen gehen. Hier wurde die Satire jedoch so weit überdreht, dass der Eindruck entstehen konnte, es gehe nur um den billigen Effekt», sagte der Programmbeiratsvorsitzende Tino Kunert den «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag).

Zuvor hatte sich das Kontrollgremium für ARD-Programme mit dem umstrittenen Gerät befasst, dass Harald Schmidt und Oliver Pocher zuletzt mehrfach in ihrer Sendung eingesetzt hatten. Dabei hatten sie ­ in Anlehnung an einen Auftritt von Eva Herman im ZDF ­ vermeintlich nazifreundliches Vokabular getestet. Die Tatsache, dass sie dabei auch Begriffe wie «Gasherd» und «Duschen» verwendeten, hatte scharfe Kritik ausgelöst. Vor allem der Rundfunkrat des Südwestrundfunks (SWR) und Intendant Peter Boudgoust hatten dies als «Geschmacklosigkeit» bezeichnet und den Programmbeirat der ARD aufgefordert, das Thema zu prüfen.

Nach Informationen des Blattes hat sich das Gremium nun auf seiner jüngsten Sitzung mit dem Fall beschäftigt. Dabei zeigte der Programmbeirat zwar Verständnis dafür, dass Schmidt und Pocher in ihrer Sendung den Herman-Auftritt satirisch verwertet hätten. Allerdings sei es unglücklich, so Kunert, «dass im Verlauf der Sendung die Absicht der Satire durch Begriffe überlagert wurde», die vor allem jüdische Gemeinden in Deutschland verletzt hätten. «Der Programmbeirat bedauert, dass Harald Schmidt, Oliver Pocher und die zuständige WDR-Redaktion es hier an der notwendigen Sensibilität haben fehlen lassen,» sagte Kunert.