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Verlegerfamilie Rubens übernimmt "Westfälische Rundschau" im Großraum Unna

Die Tinte ist trocken: Verlegerfamilie Rubens aus Unna, Herausgeberin der Traditionszeitung „Hellweger Anzeiger“, verantwortet in der Region Unna zukünftig auch die „Westfälische Rundschau“.

Berlin – Rückwirkend zum 1. Mai 2013 hat die Essener Funke Mediengruppe („Westdeutsche Allgemeine Zeitung“), die sich mehrheitlich im Besitz von Familie Grotkamp befindet, die Ausgaben der „Westfälischen Rundschau“ in der Region Unna, Fröndenberg, Holzwickede, Kamen und Bergkamen an die beiden Verleger Günter Rubens und Hans-Christian Haarmann veräußert. Ein Kaufpreis war am Montagabend nicht herauszubekommen.

Die "Westfälische Rundschau" wird nach Unternehmensangaben in der Region noch an rund 8000 Abonnenten ausgeliefert. Inhaltlich soll sich für die Leser jedoch nichts ändern, auch zukünftig wird der Funke-Content-Desk in Essen, angeführt von WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz, die überregionalen Seiten liefern. Den Lokalteil besorgt die Redaktion des „Hellweger Anzeigers“ bereits seit dem 1. Februar 2013.

Zuvor hatte die Funke Mediengruppe die Mehrzahl der WR-Redaktion vor die Tür gesetzt.

Trotz des Verkaufs werden die WR-Ausgaben auch künftig im überregionalen Markt über die Funke Mediengruppe vermarktet, während die lokale Vermarktung über den neuen Eigentümer erfolgt.

Klare Ziele verfolgt der Verlag Rubens mit seiner Neuerwerbung, er möchte „die Westfälische Rundschau in der heutigen Struktur wieder zu besseren wirtschaftlichen Ergebnissen führen. Mit ihren unterschiedlichen Ausrichtungen und Schwerpunkten sollen beide Zeitungen die vielfältigen Bedürfnisse im Lesermarkt bedienen“, heißt es in einer Mitteilung beider Verlage an Newsroom.de.

Hintergrund

Der Verlag Rubens in Unna gibt seit fast 170 Jahren den „Hellweger Anzeiger“ heraus, Alt-Verleger Günter Rubens hat mit seinem Enkel Hans-Christian Haarmann einen agilen Jung-Verleger an seiner Seite, der mit Verve die Geschäfte führt. Diplom-Kaufmann Haarmann erlernte nach dem Studium sein Handwerk bei Axel Springer in Hamburg, gilt außerdem als angenehmer, aber ambitionierter Golf-Partner. Bei dem Erwerb der WR-Ausgaben hat Haarmann, der auch dem Aufsichtsrat der ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft angehört, eine entscheidende Rolle gespielt, ein echter Coup für das mittelständische Familienunternehmen.

Der „Hellweger Anzeiger“ (Erstausgabe: 15. Februar 1845) erscheint in einer täglichen Auflage von 25.769 Exemplaren (IVW 1/2013), Chefredakteur ist Volker Stennei. Die überregionalen Seiten liefert seit der Aufgabe der eigenen Mantelredaktion Ende 2001 der „Westfälische Anzeiger“ aus Hamm (gehört zur Zeitungsgruppe von Verleger Dirk Ippen, Chefredakteur: Martin Krigar).

Der Dortmunder Verleger Lambert Lensing-Wolff („Ruhr Nachrichten“, „Münstersche Zeitung“) hält seit 2005 einen Anteil von fünf Prozent am Verlag des „Hellweger Anzeigers“, alle anderen Anteile liegen weiterhin bei der Verlegerfamilie Rubens-Haarmann.

Kooperation auch mit "Ruhr Nachrichten" und "Lüdenscheider Nachrichten"

Seit der Schließung der eigenständigen Redaktion der „Westfälischen Rundschau“ kooperiert die Funke Mediengruppe auch mit anderen Medienhäusern, um die Ausgaben in Dortmund, Lünen und Schwerte kümmert sich der Verlag Lensing-Wolff mit den „Ruhr Nachrichten”, die lokalen Seiten im südlichen Märkischen Kreis liefert der Märkische Zeitungsverlag (Ippen-Gruppe).

Für andere Lokalteile werden die Artikel der Schwesterzeitungen „Westfalenpost“ und „Iserlohner Kreisanzeiger“ übernommen und veröffentlicht.

Ist der Verkauf der Ausgaben rund um Unna nun also der erste Schritt, auch weitere Ausgaben an den Rändern des Funke-Verbreitungsgebietes in Nordrhein-Westfalen zu veräußern? Funke-Pressesprecher Gunther Fessen sagte am späten Montagabend auf Newsroom.de-Anfrage lediglich: „Es liegt mir nichts vor, was ich heute zu diesem Thema kommunizieren könnte“.

Journalistengewerkschaft ruft nach Kartellbehörden

Überhaupt nicht einverstanden mit den Entwicklungen im Kreis Unna ist dagegen der Deutsche Journalisten-Verband. „Nach all den Hiobsbotschaften und Zombie-Zeitungsausgaben der letzten Zeit muss man leider sagen, dass die Funke Mediengruppe uns kaum noch überraschen kann. Auch das hier passt ins Bild: Wenn die Erstzeitung die Zweitzeitung übernimmt, kommt Essen dem ja schon öfter proklamierten Ziel näher, teuren Wettbewerb zu reduzieren. Aus unserer Sicht wäre das ein schönes Thema für die Kartellbehörden. Zeitungsvielfalt sieht anders aus!“, erklärte DJV-NRW-Geschäftsführerin Dr. Anja Zimmer im Newsroom.de-Gespräch.

Bülend Ürük