Unternehmen
Newsroom

WAZ: Mitarbeiter von WVW-Anzeigenblättern gründen Betriebsrat

Die Unruhen bei der WAZ-Mediengruppe verunsichern jetzt auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei dem größten Anzeigenblattverlag Deutschlands. Die WVW-Anzeigenblätter (WVW steht für Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft) bekommen erstmals einen eigenen Betriebsrat, weil ihnen die Angst im Nacken sitzt. Heute Nachmittag um 15 Uhr tagt der fünfköpfige Wahlvorstand nicht-öffentlich im Stammhaus an der Bert-Brecht-Straße.

Essen - Wer einen Betriebsrat gründen möchte, hat mit vielen Widerständen zu rechnen. Kein Geschäftsführer freut sich über die Mitarbeiterbeteiligung, die aber nicht nur Arbeit macht, sondern in die Betriebe Demokratie bringt. Zum ersten Mal seit dem Bestehen der WVW-Anzeigenblätter im Jahr 1977 gründen Mitarbeiter einen Betriebsrat, um ihre eigenen Interessen zu bündeln und mit einer Stimme zu sprechen, weil sie Angst haben um ihre Blätter, um ihre Arbeitsplätze.

Gut 200 Beschäftigte kamen am Mittwoch vergangener Woche nach Essen in das Haus der Technik, um über die Gründung eines Betriebsrates zu sprechen und dann einen Wahlvorstand zu wählen - eine wahnsinnig hohe Beteiligung, ein großes Interesse. Begleitet werden sie bei der Gründung von verdi-Bezirkssekretär Rainer Sauer, der von dem Elan der WVW-Mitarbeiter begeistert ist.

Etwa 500 Mitarbeiter sind bei den WVW-Anzeigenblättern in Nordrhein-Westfalen beschäftigt. Die 58 Anzeigenblätter mit so klangvollen Namen wie "Stadtspiegel Iserlohn", "Niederrhein Anzeiger Dinslaken", "Süd-Anzeiger Essen", "Gocher Wochenblatt" oder "Der Xanter", die teilweise zwei Mal die Woche erscheinen, gelten trotz Medienkrise als Gelddruckmaschine, aber auch als erste Konkurrenz für die Tageszeitungen.

Ihr Erfolg beruht auf der Tatsache, dass auch die kleinsten Meldungen aus der Stadt und Gemeinde auf ihren Seiten veröffentlicht werden, das die Redakteure und Anzeigenberater bekannt, ständig unterwegs und vor Ort präsent sind. Dabei sind die Einheiten vor Ort im Vergleich zu dem Mitarbeiterstamm der Zeitungen winzig. Dennoch fordert die WAZ-Spitze auch von den Anzeigenblättern, 20 Prozent der Kosten bis 2014 einzusparen.

Auch die WVW-Führungsspitze, die in Essen sitzt, ist in der Medienszene anerkannt. Der ehemalige Unternehmensberater Haldun Tuncay, der bei Roland Berger gearbeitet hat, ein Absolvent der Universität Mannheim, gilt als einer der erfolgreichsten (und wenigen) türkischstämmigen Medienmanager Deutschlands, seine Geschäftsführerkollegin Karin Hilbert, eine ehemalige Springer-Frau, verantwortet zudem als Anzeigenchefin der WAZ-Gruppe alle werblichen Geschäfte für Tageszeitungen und Anzeigenzeitungen in Nordrhein-Westfalen.

Bülend Ürük

Bei der WAZ Mediengruppe passiert unheimlich viel. Sie haben Informationen, Tipps, Themen? Ihre Einschätzungen - natürlich auch vertraulich - bitte per Mail direkt an chefredaktion@newsroom.de.