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3sat-Chefin Natalie Müller-Elmau über die geplante Zusammenlegung ihres Senders mit Arte

3sat-Chefin Natalie Müller-Elmau über die geplante Zusammenlegung ihres Senders mit Arte Natalie Müller-Elmau (Foto: ZDF)

Die Pläne der Politik, 3sat und Arte zusammenzulegen, haben die Sender kalt erwischt. 3sat-Koordinatorin über Sinn, Unsinn und laufende Verträge.

Mainz (KNA) – Dass die angekündigte Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht ohne Empörung über die Bühne gehen würden, war abzusehen. Insbesondere die Einsparung ganzer Sender erhitzte schon die Gemüter, bevor überhaupt bekannt war, welche Sender es treffen soll. Seit der vergangenen Woche ist nun klar: Die Verantwortlichen in der Medienpolitik halten 3sat für verzichtbar. Der Sender soll im deutsch-französischen Projekt Arte aufgehen.

 

Ein Vorschlag, der bei 3sat viele überrascht hat, berichtet Natalie Müller-Elmau, verantwortliche Koordinatorin für den Sender im Mutterhaus ZDF, im Interview mit Stefffen Grimberg, Leiter des KNA-Mediendienstes. Für eine Zusammenlegung fallen Müller-Elmau gleich mehrere Hindernisse ein.

 

Frau Müller-Elmau, die Medienpolitik hat Arte und 3sat auf die Liste der Spartensender gesetzt, die im Zuge der Reform reduziert oder zusammengelegt werden soll. Hat Sie diese Nachricht kalt erwischt?

Natalie Müller-Elmau: Es hat uns überrascht, dass muss ich schon sagen. 3sat und Arte sind ja beide bisher klar durch den laufenden Medienstaatsvertrag beauftragt. Und wir machen beide mit unserem Programmangebot den Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags aus. Genau wie Arte ist auch 3sat zudem ein internationaler Sender, bei dem die deutsche Seite nur ein Partner ist - und auch Österreich und die Schweiz mitzureden haben.

 

Haben sich der ORF und die SRG schon gemeldet?

Es sind ja in allen drei 3sat-Ländern gerade aufregende Zeiten, politisch und besonders mit Blick auf die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das hat uns in unserem "Drei-Länder-Gedanken" nochmal sehr bestärkt, weil es überall diese Tendenzen gibt, sich mehr national zu orientieren. Da ist unser Blick über die Grenzen hinaus aktueller und wichtiger denn je. Dieser internationale Gedanke hat vor genau 40 Jahren zur Gründung von 3sat geführt.

 

Wie bewerten Sie da die Haltung der Medienpolitik?

Mir fehlt ehrlich gesagt die Fantasie, was sich da jetzt genau gedacht wurde. Wir haben genug Programm für 24 Stunden am Tag - das gilt für Arte genauso. Wie eine Integration oder Teilintegration da aussehen sollte, kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Es würden einfach jede Menge Inhalte wegfallen, die den Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags ausmachen. Das muss allen Beteiligten klar sein, und darüber sollte man sich jetzt wirklich mal Gedanken machen.

 

Passen Arte und 3sat überhaupt zusammen? Ein deutsch-französischer Kulturkanal und ein dezidiertes Programm für die drei deutschsprachigen Länder?

In der Tat ist das die Frage. 3sat und Arte sind in der bisherigen Konstellation doch extra so aufgestellt, dass wir uns ergänzen und eben nicht überschneiden. Wir konzentrieren uns ausdrücklich auf den deutschsprachigen Fokus, den einheitlichen Sprachraum. Das wäre eine irre Verschiebung, jetzt den ganz großen europäische Kontext anzupeilen. Dabei muss man sich auch im Klaren sein, dass durch so eine Verschiebung die Stimme deutschsprachiger Kultur und Wissenschaft an Kraft verlieren würde.

 

Auf deutscher Seite sind die ARD und das ZDF die Partner von 3sat. Wie haben Ihre deutschen Eltern auf die Pläne reagiert?

Das ZDF ist hier der Federführer, ich bin selbst ja auch ZDF-Mitarbeiterin. Und ZDF-Intendant Norbert Himmler hat am letzten Freitag im Fernsehrat sehr eindeutig sein Bekenntnis zu 3sat abgelegt. Wir haben volle Rückendeckung und beobachten mit Spannung, was da noch kommt.

 

Und haben Sie der Medienpolitik schon auf die Finger geklopft und gesagt: Was soll das denn?

Das ist Sache der ZDF-Geschäftsleitung, da mischen wir uns nicht ein. Wir beschäftigen uns mit dem Programm.

 

Das ist sehr diplomatisch formuliert. In Wirklichkeit sind Sie doch sauer, oder?

Wir reden jetzt natürlich sehr viel mit Menschen, die mit unserem Programm, unseren Inhalten zu tun haben. Da spüre ich eine große Rückendeckung, weil unsere Leistung für Demokratie, Kultur und Wissenschaft sehr gewertschätzt wird. Vielleicht sind wir jetzt an einem Punkt, wo sich die Gesellschaft noch mal klarer darüber wird, was sie an einem Sender wie 3sat hat. Wir erleben gerade eine große Welle der Sympathie.

 

Dann springen wir jetzt mal in die Zukunft. Gibt es 2028 noch 3sat?

Wir sind alle Überzeugungstäter. Von daher gehe ich davon aus, dass es 3sat weiterhin gibt und wir diesen wunderbaren Dreiländersender weiterführen können. Bei unserem Fokus auf Kultur und Wissenschaft dürfte auch der Kipp-Punkt vom linearen ins non-lineare später kommen als bei anderen Sendern. Von daher gehe ich davon aus, dass wir auch 2028 noch linear beauftragt sein werden.

 

Könnte die deutsche Medienpolitik überhaupt so einfach bei Arte und 3sat aussteigen?

Es gibt bindende Verträge, bei Arte ist das ein internationaler Staatsvertrag zwischen Frankreich und der Bundesrepublik, die Grundlage von 3sat ist ein Vertrag zwischen den vier beteiligten Sendern ZDF, ORF, SRG und ARD. Diese Verträge laufen.