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Newsroom – Marc Bartl

„Armee von Zinnsoldaten“: Steingart schießt scharf gegen Reitschuster, Tichy und Reichelt

„Armee von Zinnsoldaten“: Steingart schießt scharf gegen Reitschuster, Tichy und Reichelt Gabor Steingart (Foto: Media Pioneer)

Rechtspopulismus besäße in Deutschland zwar Erregungspotenzial, aber keine Machtperspektive. Die „publizistische Brandmauer“ gegen die AfD sei intakt, schreibt Gabor Steingart in seinem „The Pioneer Briefing“.

Berlin – „Der Rechtspopulismus, der wie Jeans, Coca-Cola und McDonald’s aus den USA nach Deutschland schwappte, besitzt hierzulande ein Erregungspotenzial, aber keine Machtperspektive“, meint Gabor Steingart in seinem Früh-Newsletter „The Pioneer Briefing“. Er nennt mehrere Gründe, warum die Trump-Masche bei uns nicht ziehe.

 

Ein „gewichtiger Grund“: „An Trumps Seite steht ein publizistisches Imperium, an der Seite der deutschen Trumpisten finden sich lediglich Mickey-Mouse-Medien“, beobachtet Steingart. Donald Trump könne sich auf das nationale Fernseh-Netzwerk von Fox verlassen. Die Star-Moderatoren Jesse Watters, Sean Hannity und Greg Gutfeld seien für ihn wichtiger als jedes Parteigremium. Der Mann dahinter, der 92-jährige Rupert Murdoch, spielt aus der Sicht von Steingart heute in den USA eine ähnliche Rolle wie der deutsche Verleger Alfred Hugenberg in der Weimarer Republik.

 

Die AfD besitze keine derart mediale Kampfmaschine, die sie auf Knopfdruck anschmeißen könne. Für Steingart sind die Trommler ihrer Inhalte – von Boris Reitschuster über Roland Tichy bis zu Julian Reichelt – Mitglieder einer Armee von Zinnsoldaten. „Sie leuchten bunt, aber besitzen keine Feuerkraft“.

 

Steingart betont in markigen Worten: „Alle bedeutenden Verlegerpersönlichkeiten – von Friede Springer über Hubert Burda bis zu Dieter von Holtzbrinck – würden sich eher die Hand abhacken lassen, als auch nur einen Finger für die AfD zu krümmen. Sie bilden eine publizistische Brandmauer, die steht. Die politischen Probleme werden in ihren Medien nicht beschönigt, aber eben auch nicht zu Lasten der Demokratie ausgebeutet.“

 

Hintergrund: Gabor Steingart ist Journalist und Gründer der journalistischen Dachmarke „The Pioneer“, die die gemeinsame Bühne für alle Publikationen des Journalismus-Startups Media Pioneer Publishing AG bildet.

 

Zur Person: Steingarts journalistische Laufbahn begann mit der freien Mitarbeit bei verschiedenen Lokalzeitungen, beim Sender Freies Berlin (sfb) und der alternativen taz. Nach dem Studienabschluss absolvierte er die Journalistenausbildung und begann seine erste feste Tätigkeit bei der „Wirtschaftswoche“. Ende 1990 wechselte er zum „Spiegel“, für den er anfangs als Korrespondent in Leipzig und Bonn und folgend als Ressortleiter Wirtschaft sowie Leiter des Hauptstadtbüros Berlin und Washington D.C. tätig war. 2010 folgte der Wechsel zum „Handelsblatt“, wo er zunächst Chefredakteur (2010-2012) und dann Herausgeber und Vorsitzender der Geschäftsführung sowie Miteigentümer der Handelsblatt Media Group war (2013 bis Februar 2018).

 

Neben der Arbeit als Journalist veröffentlichte Gabor Steingart elf Bücher, wovon es sieben in die „Spiegel” Bestsellerliste schafften. Nach der Veröffentlichung von „Deutschland – der Abstieg eines Superstars“ im Frühjahr 2004 wurde Steingart zum „Wirtschaftsjournalist des Jahres“ gewählt. Das Buch lieferte die Idee für den ZDF-Dreiteiler „Der Fall Deutschland“, der von Stefan Aust und Claus Richter im Jahr 2006 verfilmt wurde und den Deutschen Fernsehpreis gewann. Für die „Spiegel”-Titelgeschichte zum Buch „Weltkrieg um Wohlstand“ wurde Steingart mit dem Helmut Schmidt-Journalistenpreis 2007 ausgezeichnet.Sein zuletzt 2020 erschienenes Buch „Die unbequeme Wahrheit: Rede zur Lage unserer Nation“, schaffte es ebenfalls auf die Bestsellerliste. Das Buch „Weltkrieg um Wohlstand“, das in Deutschland im Jahr 2006 erschien, wurde in knapp 20 Sprachen übersetzt, und erschien auch in den USA und  in China.