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Schrecklicher Verdacht: Waren Pressefotografen mit Hamas-Terroristen unterwegs? 

Schrecklicher Verdacht: Waren Pressefotografen mit Hamas-Terroristen unterwegs?  Zufall oder Plan? (Screenshot: X)

„Honest Reporting“ fragt, wie die Bilder vom Massaker der Hamas entstanden sind. Warum waren Fotografen von CNN, AP, Reuters und der „New York Times“ an der Grenze zwischen Israel und Gaza?

Tel Aviv (dpa) − Israel Regierungschef Benjamin Netanjahu hat Fotografen internationaler Medien vorgeworfen, beim Terrorangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober dabei gewesen zu sein und Bilder gemacht zu haben. Netanjahus Büros schrieb am Donnerstag auf der Plattform X (früher Twitter): „Diese Journalisten waren Komplizen bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ihr Handeln verstieß gegen die Berufsethik.“ Die Medien seien schriftlich aufgefordert worden, das aufzuklären und umgehend Maßnahmen zu ergreifen.

 

Zunächst hatte die Webseite „HonestReporting“ den Verdacht geäußert, dass freie Fotografen des US-Senders CNN, der „New York Times“ sowie der Nachrichtenagenturen AP und Reuters bei den Massakern am 7. Oktober direkt dabei gewesen seien. Mehr als 1.400 Menschen wurden dabei getötet, 239 in den Gazastreifen als Geiseln verschleppt.

 

Die Nachrichtenagentur AP schrieb zu den Vorwürfen: „Die Associated Press hatte keine Kenntnis von den Angriffen am 7. Oktober, bevor diese passierten.“ Die ersten Bilder freier Fotografen, die AP empfangen habe, zeigten, dass diese mehr als eine Stunde nach Beginn des Angriff aufgenommen worden seien. „Weder waren AP-Mitarbeiter zur Zeit des Angriffs an der Grenze, noch überquerten AP-Mitarbeiter die Grenze zu dieser Zeit“, hieß es. Die Zusammenarbeit mit einem Fotografen, den „HonestReporting“ nannte, sei beendet worden.

 

Der israelischen Nachrichtenseite „ynet“ teilte CNN mit, angesichts des Berichts habe der Sender seine Zusammenarbeit mit einem der genannten Fotografen beendet.

 

Die Nachrichtenagentur Reuters schrieb: „Uns sind der Bericht von ,HonestReporting‘ und die Vorwürfe gegen zwei freie Fotografen, die zur Reuters-Berichterstattung am 7. Oktober beigetragen haben, bekannt. Reuters weist kategorisch zurück, vorab von der Attacke gewusst oder die Hamas am 7. Oktober dabei begleitet zu haben.“

 

Die „New York Times“ wies den Vorwurf, vorab von dem Terrorangriff gewusst zu haben, als „unwahr und ungeheuerlich“ zurück. „Es ist rücksichtlos, solche Vorwürfe zu machen, und bringt unsere Journalisten in Israel und Gaza in Gefahr“, hieß es in einer Mitteilung. Die Zeitung erklärte zu einem freien Fotografen, den „HonestReporting“ genannt hatte, dieser habe am 7. Oktober nicht für die „NYT“  gearbeitet. „Seit dem hat er wichtige Arbeit für uns geleistet.“

 

Einige Fotos von AP sind im dpa-Bildfunk gesendet worden. dpa habe ihre Partneragentur AP aufgefordert, zu klären, wie diese Bilder zustande gekommen und ob diese freien Fotografen vorab über den Terrorangriff der Hamas auf Israel informiert gewesen seien, teilte ein dpa-Sprecher in Hamburg mit.

 

Auch der Deutsche Journalisten-Verband fordert von den großen internationalen Nachrichten- und Bildagenturen Aufklärung über den Verdacht. „Das sind unglaubliche Vorwürfe von immenser Tragweite“, kommentiert DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster, „die umfassend aufgeklärt werden müssen.“ Da seien die Auftraggeber der Freelancer genauso in der Pflicht wie die Fotografen. Journalisten seien unabhängige Berichterstatter und nicht Kriegsteilnehmer. „Um der Glaubwürdigkeit des Journalismus willen hoffe ich inständig, dass an den Vorwürfen nichts dran ist“, so Beuster.