Vermischtes
Newsroom – Marc Bartl

„Bild auf Russisch“ ist ausländischer Agent – sagt zumindest die russische Justiz

„Bild auf Russisch“ ist ausländischer Agent – sagt zumindest die russische Justiz Putin schätzt das Angebot gar nicht.

„Bild auf Russisch“ habe unzutreffende Informationen über die Politik veröffentlicht, heißt es. Der DJV protestiert.

Moskau – Die russische Justiz hat den auf Russisch publizierten Online-Ableger der „Bild-Zeitung“ als „ausländischen Agenten“ eingestuft. „Bild auf Russisch“ habe unzutreffende Informationen über die russische Politik veröffentlicht, heißt es in der von der Staatsagentur Tass verbreiteten Mitteilung der Justizbehörde. Zudem seien unzutreffende Informationen verbreitet worden, die darauf abzielten, „ein negatives Bild der Streitkräfte Russlands zu zeichnen“. Die Bild-Gruppe sprach von einem Versuch, freien Journalismus zu verhindern.

 

Auch habe sich das Medienunternehmen gegen die „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine ausgesprochen, heißt es in der Mitteilung laut Tass weiter. Moskau bezeichnet seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine offiziell als „militärische Spezialoperation“. „Bild auf Russisch“ habe sich zudem „an der Verbreitung von Berichten und Materialien ausländischer Agenten an eine unbegrenzte Anzahl von Personen“ beteiligt.

 

Die Einstufung von „Bild auf Russisch“ als „ausländischer Agent“ sei „ein untauglicher Versuch, freien Journalismus und das Aufdecken von Staatspropaganda zu verhindern“, hieß es auf Anfrage von einem Sprecher der Bild-Gruppe. Es sei zudem ein Kompliment für die erfolgreiche Arbeit des Teams um Maksim Kurnikow.

 

Mit der Einstufung als „ausländischer Agent“ ist Russland bemüht, vielen unliebsamen internationalen Organisationen oder Medien ein gewisses Stigma anzuhängen. Diese Einstufung ist oft ein erster Schritt zu einem vollständigen Arbeitsverbot.

 

DJV protestiert
Der Deutsche Journalisten-Verband teilt mit, die Einstufung des russischsprachigen Online-Portals „Bild auf russisch“ als ausländischer Agent durch die russische Justiz, sei eine Vorbereitung auf ein Verbot des Portals, das sich als publizistisches Gegengewicht gegen die russische Staatspropaganda
verstehe. „Der Kreml muss ‚Bild auf russisch‘ aushalten“, fordert DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster.

 

Die Diffamierung des Portals als ausländischer Agent stelle erneut das gestörte Verhältnis der russischen Führung zum international geltenden Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit unter Beweis. Beuster weiter: „Es ist ureigenste Aufgabe des Journalismus, staatlichen Narrativen die Wahrheit von Fakten entgegenzusetzen.“ Insofern habe „Bild auf Russisch“ nichts falsch gemacht.

 

Hintergrund
„Bild“ produziert seit 2022 regelmäßig Beiträge auf Russisch. Neben einer eigenen Nachrichtensendung auf Russisch werden Interviews und Beiträge auf einem eigenen Youtube-Kanal angeboten. „Bild auf Russisch“ wird nach Unternehmensangaben von dem russischen, ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur von Echo Moskau, Maksim Kurnikow, moderiert. Die Sendung hat demnach auf Youtube derzeit über 330.000 Follower mit insgesamt über 100 Millionen Videoviews. Auf Telegram folgen den Angaben nach über 60.000 Nutzer dem russischsprachigen Angebot von „Bild“.