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Newsroom – Markus Wiegand

Die „Süddeutsche Zeitung“ in Turbulenzen: Woran die Gesellschafter im Hintergrund arbeiten

Die „Süddeutsche Zeitung“ in Turbulenzen: Woran die Gesellschafter im Hintergrund arbeiten Thomas Schaub (Foto: picture alliance/Eventpress/Herrmann)

Die Chefredaktion der SZ ist angeschlagen. Wichtiger aber ist: Im Hintergrund sprechen Anteilseigner wie Thomas Schaub über eine Neuordnung der Eigentümerstruktur. Wer jetzt welche Interessen hat.

München – Auszug aus der aktuellen Story in „kress pro“: Die Gesellschafter-Verhältnisse sind einigermaßen kompliziert. 81,25 Prozent der Anteile des Süddeutschen Verlags (SV) gehören der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH). Den Rest hält die Verlegerfamilie Friedmann, die sich 2008 im Gegensatz zu den vier anderen Gesellschaftern nicht von ihren Anteilen trennen mochte.

 

In der SWMH teilen sich die Medien Union (u. a. „Rheinpfalz“) von Verleger Thomas Schaub und die Gruppe Württembergischer Verleger die Macht mit jeweils fein austarierten 47,54 Prozent. Der Süddeutsche Verlag nennt neben der „Süddeutschen Zeitung“ als Flaggschiff ein ansehnliches Geschäft mit Fachinformationen und eine kleine Regionalzeitungssparte in Hof, Coburg und Suhl sein Eigen. Die SWMH betreibt zudem Regionalzeitungen in Baden-Württemberg (u. a. „Stuttgarter Zeitung“).

 

Seit Jahren sind etliche Anteilseigner aus den Reihen der Gruppe Württembergischer Verleger, mehr als 40 Aktionäre oder Erbengemeinschaften aus dem Südwesten, unzufrieden mit ihrer Beteiligung an der SWMH. Der Konzern soll 2008 den stolzen Preis von mehr als 600 Millionen Euro für 62,5 Prozent am SV-Verlag hingeblättert haben und stottert noch immer die Raten ab. Seit 16 Jahren haben die Kleingesellschafter keine Dividende gesehen. Noch dazu ist der Wert der Beteiligung in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, weil mehr als drei Viertel der Erlöse von zuletzt gemeldeten 876,1 Millionen Euro (2022) aus dem rückläufigen Zeitungsgeschäft stammen.

 

Ende 2022 wies das Unternehmen „Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten“ in Höhe von 135,1 Millionen Euro aus (was einer Steigerung von 33,6 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr entsprach), hält der „Bundesanzeiger“ fest. Der Grund: „Investitionsvorhaben“. Die festgehaltene Eigenkapitalquote: magere 9,9 Prozent.

 

In der Vergangenheit gab es immer mal wieder Überlegungen, die Struktur des Gemischtwarenladens SWMH zu verändern. Vor allem für die Zeitungsbeteiligung des SV in Hof, Coburg und Suhl gibt es intern kaum Fürsprecher, weil es wenig Synergien mit den Titeln in Baden-Württemberg gibt.

 

Aber auch die Zukunft der „Süddeutschen Zeitung“ stand immer mal wieder im Zentrum von Überlegungen bei der Neuordnung der Gruppe. Vor rund zwei Jahren, so berichten Quellen, die mit dem Vorgang vertraut sind, gab es ernste Gespräche im Gesellschafterkreis, die Eigentümerstruktur bei der „Süddeutschen Zeitung“ zu verändern. Thomas Schaub und die Medien Union hätten demnach Interesse gehabt, die Mehrheit zu übernehmen, heißt es. Die SWMH mochte auf Anfrage keinen Kommentar dazu abgeben.

 

Die Gespräche damals scheiterten. Möglicherweise an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Jetzt, so verlautet wiederum aus gut informierten Kreisen, gibt es erneut Pläne, die verfahrenen Eigentumsverhältnisse zu verändern. Genaues ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Offenbar ist aber eine Frage auf der Gesellschafterversammlung Anfang Juni, wie es mit der SWMH grundsätzlich weitergeht. Der Tod von Eberhard Ebner (Neue Pressegesellschaft) dürfte ebenfalls für Bewegung in der Sache sorgen. Seine Familie hält 11,9 Prozent am SWMH-Konstrukt.

 

Eines ist klar: Eine Lösung der Frage führt nur über Thomas Schaub. Der ist nicht nur Regionalverleger, zu seinem Unternehmen zählen umfangreiche Fachmedien-Geschäfte (am bekanntesten: Bildungsmedien-Anbieter Westermann). Denkbar wäre beispielsweise, dass Schaub künftig die Fachinformationssparte übernimmt. Ob in diesem Zusammenhang auch erneut über die „Süddeutsche Zeitung“ gesprochen wird, ist unklar. Zuletzt, so berichten es Quellen aus dem Umfeld, soll das Thema eher vom Tisch gewesen sein.

 

Klar ist aber, dass bei allen Beteiligten das Interesse wächst, die Situation zu bereinigen. Das Kerninteresse der Gruppe Württembergischer Verleger ist das Regionalgeschäft in Baden-Württemberg. Dort sind sie vielerorts Partner und Konkurrent der SWMH zugleich und können die Kontrolle über das für sie so wichtige Geschäft nicht aus der Hand geben.

 

Welche Interessen die Herausgeber, die Geschäftsführung, die Chefredaktion und die Redaktion der Süddeutschen Zeitung verfolgen.

 

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