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Effektive Teams: So finden Sie Kollegen, die wirklich zu Ihnen passen

Effektive Teams: So finden Sie Kollegen, die wirklich zu Ihnen passen Attila Albert

Es ist höchst anspruchsvoll, ein Team so zusammenzustellen, dass es effektiv miteinander arbeitet, sich gegenseitig motiviert und gut versteht. Mediencoach Attila Albert sagt, welche Persönlichkeiten am Arbeitsplatz am besten zusammenpassen und wer besser getrennte Wege geht.

Berlin – Ein Ressortleiter wusste nicht mehr weiter. Schon dreimal hatte er die Stelle einer Jungredakteurin neu besetzt und nie die passende Kandidatin gefunden, obwohl der Bewerbungsprozess immer vielversprechend verlaufen war. Einmal stellte sich die neue Mitarbeiterin, obwohl gut qualifiert und sympathisch, als jemand heraus, der sich ständig beschwerte und nur wenig erledigte. Ihre Nachfolgerin geriet mit allen Kolleginnen in Streit, und die Dritte schien vor allem an ihrer Urlaubsplanung interessiert. Was übersah er nur bei der Auswahl? Auch die anderen Teammitglieder belasteten die ständigen Wechsel.

 

Es ist höchst anspruchsvoll, ein Team so zusammenzustellen, dass es effektiv miteinander arbeitet, sich zudem gegenseitig motiviert und gut versteht. Qualifikationen und Erfahrungen sowie die Karrierephase müssen nicht nur zu den Aufgaben passen, sondern auch zu den anderen Teammitgliedern. Nur das verhindert fachliche Unter- oder Überforderung sowie übergroße Konkurrenz untereinander. Doch es braucht mehr: Auch im Wesen und in den Werten müssen die Kollegen zusammenpassen, sollten weder komplett ähnlich noch grundverschieden sein, sondern sich auf günstige Weise gegenseitig ergänzen.

 

Dabei ist es zu einfach, das Geschlecht oder Alter als Kriterium zu nutzen. Zwar erklären viele Medienprofis, lieber mit Männern oder Frauen, lieber mit jungen oder erfahrenen Kollegen zusammenzuarbeiten. Doch fragt man genauer nach, haben sie auch innerhalb dieser Gruppen unterschiedliche Erfahrungen gemacht. In meinem Ratgeber „Sorry, ihr nervt mich jetzt alle“ habe ich eine detaillierte Typologie der Persönlichkeiten am Arbeitsplatz entworfen, und auch behandelt, wer am besten zusammenpasst. Hier die Übersicht. Ordnen Sie zuerst ein, welcher Typ Sie nach der Beschreibung sind, danach, wer zu Ihnen passt.

 

Ewige Opfer (Typ 1): Problemlöser helfen ihnen am meisten

Am besten harmonieren diese verletzlichen, oft erschöpften Menschen mit aufmunternden, zupackenden Naturen, die ihre Schwäche nicht ausnutzen, aber auch nicht zu sehr darauf eingehen. Insbesondere der Problemlöser (siehe Typ 5) kann zu einem guten Freund werden, der im passenden Moment hilft, aber genügend emotionalen Abstand behält. Ungünstig ist dagegen ein zweites ewiges Opfer (Typ 1): Man würde einander verstehen, aber gegenseitig nur runterziehen, bis schließlich alles komplett hoffnungslos erscheint.

 

Besonders problematisch ist für das ewige Opfer der Rechthaber (Typ 2). Als aggressiver Chef verängstigt er es vollkommen, als ehrgeiziger Kollege oder Mitarbeiter drückt er es an den Rand. Von der Helferseele (Typ 4) fühlt er sich naturgemäß angenommen und unterstützt, was sich aber regelmäßig zu einer ungesunden gegenseitigen Abhängigkeit auswächst.

 

Mit dem Zögerer (Typ 3) teilt er einen allgemeinen Frust und kann sich von ihm anregen lassen, das Leben ein wenig mehr zu genießen. Das ist oft der Start für den eigenen Neubeginn. Ein Weltverbesserer (Typ 6) kann tröstlich sein, das ewige Opfer aber in eine versponnene, wenig hilfreiche Weltsicht – New Age, Esoterik – ziehen. Den Welterklärer (Typ 7) empfindet es als kalt und distanziert. Man hat einander nichts zu sagen.

 

Rechthaber (Typ 2): Helferseelen stimmen sie versöhnlich

Als kämpferische, aber oft verbissene Menschen profitieren sie am meisten von anderen, die ebenso leidenschaftlich herangehen, aber ihre ungestüme Energie in eine konstruktive Richtung lenken. Überzeugt der Weltverbesserer (siehe Typ 6) den Rechthaber mit seiner Vision, kann aus den beiden ein schlagkräftiges Duo werden: Der Rechthaber kämpft gern und meist erfolgreich für eine gute Sache. Dagegen fällt es ihm schwer, ein ewiges Opfer (Typ 1) zu respektieren. Seine Schwäche stachelt ihn zu Spott oder sogar Grausamkeit an.

 

Ein zweiter Rechthaber (Typ 2) kann für ihn der perfekte, ebenso starke Verbündete sein. Allerdings geschieht es oft, dass man sich später entzweit, zu Rivalen oder Feinden wird. Als Chef eines Zögerer (Typ 3) treibt er diesen zu Höchstleistungen an – zum beidseitigen Vorteil. Ist er umgekehrt einem untergeordnet, findet er ihn zu schwach und versucht alles, um an dessen Job zu kommen.

 

Erstaunlich gut harmoniert er oft mit einer Helferseele (Typ 4). Er sieht in ihr keine Konkurrenz, sondern eine versöhnliche Korrektur für seinen oft brachialen Stil. Mit dem Problemlöser (Typ 5) kracht es meist schnell, weil dessen Verständnis von Führungsstil und Umgangston völlig gegensätzlich zu seinem eigenen ist. Den Welterklärer (Typ 7) findet er langweilig und flau, passt aber oft als aggressiver Umsetzer von dessen Ideen.

 

Zögerer (Typ 3): Rechthaber treiben sie zum Erfolg

Diese unentschlossenen, oft unzufriedenen Menschen harmonieren am besten mit anderen, die ihr Potenzial erkennen und fördern, ohne es sich dabei mit ihnen zu verderben. Denn dann werden sie bockig. Der Problemlöser (Typ 5) wäre für ihn theoretisch der perfekte Vorgesetzte, verzweifelt aber meistens an dessen Passivität und passt deshalb besser als motivierender Kollege. Dagegen treibt ihn der Rechthaber (Typ 2) durch sein aggressives Herangehen ohne Rücksicht zu oft großem Erfolg, erschöpft ihn dabei aber auch.

 

Für das ewige Opfer (Typ 1) ist er ein verständnisvoller Zuhörer, lässt sich von dessen Klagen aber auch weiter runterziehen. Mit einem zweiten Zögerer (Typ 3) versteht er sich dagegen prächtig. Gemeinsames Lästern über die Firma und den Job verbindet und entlastet beide. Die Helferseele (Typ 4) kann für ihn ein warmherziger Freund werden, wenn er von ihr auch nicht viel profitiert, da er allein klarkommt. Die Weltverbesserer (Typ 6) kann ihn anregen, auch ein sinnvolleres Leben führen zu wollen. Aber meist bleibt es bei der Absichtserklärung, obwohl er sich mehr vornimmt.

 

Die übergreifenden Gedanken des Welterklärers (Typ 7) findet er grundsätzlich interessant, aber selbst ist er dafür eigentlich zu bodenständig und hedonistisch. Lieber plant er seine nächste Urlaubsreise oder den nächsten Shopping-Trip, obwohl er deswegen schon wieder nicht seinen Dispo ausgleichen kann.

 

Helferseelen (Typ 4): Ewige Opfer führen sie an ihre Grenzen

Als mitfühlende, fürsorgliche Menschen sind sie glücklich, wenn sie für andere da sein können. Im besten Fall treffen sie auf andere, denen sie helfen können, ohne sich dabei dauerhaft zu überlasten. Die gegensätzlichen Rechthaber (Typ 2) sind für sie erstaunlich gute Chefs und Kollegen. Man schätzt wechselseitig die Unterschiedlichkeit, ohne je zu Konkurrenten zu werden. Mit einer zweiten Helferseele (Typ 4) verbinden sie die Werte. Das führt oft zu harmonischen Kooperationen, etwa einem gemeinsamen Hilfsprojekt.

 

Besonders problematisch sind für die Helferseele ewige Opfer (Typ 1). Aus anfänglich beglückender Hilfe wird bald eine erschöpfende gegenseitige Abhängigkeit – und oft der Anlass, das eigene Verhalten zu überdenken. Mit dem Zögerer (Typ 3) verbindet sie eine harmonische, aber unspektakulär kollegiale Beziehung. Den Problemlöser (Typ 5) findet sie zu anstrengend, während er sie für leistungsschwach hält. Ist sie seine Mitarbeiterin, führt das zu Konflikten und trotzigem Widerstand bei ihr.

 

Der Weltverbesserer (Typ 6) ist ihr fremd, obwohl beide einen gewissen Idealismus teilen. Aber er ist ihr zu wenig an konkreten Mitmenschen interessiert. Das gilt ebenso für den Welterklärer (Typ 7). Seine eher abstrakten Themen und Gedanken interessieren sie nicht. Er wiederum findet sie zu kleinteilig im Denken.

 

Problemlöser (Typ 5): Welterklärer liefern ihm die Theorien

Diese gut organisierten und motivierenden Menschen passen am besten zu anderen, die sich ebenfalls weiterentwickeln wollen und es schätzen, gemeinsam an einem großen Projekt zu arbeiten. Ein zweiter Problemlöser (Typ 5) ist für ihn ein starker Partner und Konkurrent zugleich. Da passt eine lockere, projektbezogene Zusammenarbeit langfristig am besten. Dagegen kollidiert er regelmäßig mit Rechthabern (Typ 2): Dessen aggressive, rücksichtslose und manchmal intrigante Art widerspricht völlig seinen eigenen Werten.

 

Gelegentlich entwickelt er Zögerer (Typ 3) zu starken Mitarbeitern, braucht dafür aber viel Geduld. Als Chefs wären sie ihm zu schwach und negativ eingestellt. Ähnliches gilt für Helferseelen (Typ 4). Zwar schätzt er deren Bemühung, die Atmosphäre angenehm zu gestalten, vermisst aber den Leistungsgedanken. Für ein ewiges Opfer (Typ 1) kann er ein Mentor und Freund sein, indem er es zu mehr Aktivität anhält. Eine berufliche Zusammenarbeit passt dagegen nicht.

Der Weltverbesserer (Typ 6) erscheint ihm anfangs abgehoben, regt ihn aber später oft an, selbst über das Pragmatische hinauszudenken. Der Welterklärer (Typ 7) ist ihm dagegen von Anfang an näher. Beide verbindet die Liebe zum strukturierten Denken – der Problemlöser als praxisnaher Anwender, der Welterklärer als inspirierender Theoretiker.

 

Weltverbesserer (Typ 6): Zögerer sind ihnen zu materialistisch

Als engagierte, allerdings sehr idealistische Menschen ergänzen sie sich am besten mit anderen, die praktisch veranlagt und perfekt organisiert sind. Nur so besteht überhaupt eine Chance, ihre Ideen umzusetzen. Problemlöser (Typ 5) sind daher ihre idealen Partner, wenn beide die Aufgabenteilung einhalten und ihre Beiträge wechselseitig respektieren. Ambivalent ist die Beziehung zu ewigen Opfern (Typ 1): Theoretisch wollen Weltverbesser exakt ihnen helfen, finden sie im konkreten Fall, etwa als Mitarbeiter, allerdings mühsam und frustrierend.

 

Rechthaber (Typ 2) bewundern Weltverbesserer für ihre Durchsetzungskraft und arbeiten gern mit ihnen zusammen, auch wenn die persönlichen Werte unterschiedlich sind. Dagegen finden sie Zögerer (Typ 3) zu materialistisch und zu schwer zu mobilisieren. Mit Helferseelen (Typ 4) verbindet sie der Wunsch zu helfen, und sie sind ihnen dankbar, dass diese die praktische Seite davon gern übernehmen und deutlich besser darin sind.

 

Andere Weltverbesserer (Typ 6) sind ihre natürlichen Verbündeten. Oft lassen sich, selbst bei unterschiedlichen Anliegen, viele Gemeinsamkeiten und beidseitiger Respekt finden. Allerdings sprechen dann Theoretiker unter sich. Welterklärer (Typ 7) sind ihnen eher fremd. Diese wollen die Welt nur deuten, wie sie objektiv ist, und sind ihnen zu wenig an Veränderung interessiert.

 

Welterklärer (Typ 7): Weltverbesserer sind ihnen zu aktivistisch

Diese analytischen, allerdings recht abstrakt denkenden Menschen profitieren von anderen, die sie zu praktischen Veränderungen anregen und ermutigen, am Leben teilzuhaben. Ein Problemlöser (Typ 5) kann für sie ein guter Partner sein treibt ihnen als Chef oder Mitarbeiter aber oft die Dinge zu schnell und stark voran. Kann man sich in diesen Punkten einigen, ergibt das ein unschlagbares Duo. Gut passen Helferseelen (Typ 4) als Mitarbeiter zu ihnen, weil sie ihrem kühlen Herangehen eigene Wärme und Menschlichkeit hinzufügen.

 

Ewige Opfer (Typ 1) lassen sie oft hilflos zurück. Welterklärern fehlt selbst der zupackende Pragmatismus, um wirklich helfen zu können. Zwischenmenschlicher Trost ist ebenso nicht ihre Stärke. Auch Rechthaber (Typ 2) passen nicht zu ihnen, sind ihnen zu verbissen und materialistisch. Eine effektive Konstellation dagegen ergibt sich, wenn der Rechthaber als operativer Umsetzer ihrer Ideen fungiert. Bei der Zusammenarbeit mit Zögerern (Typ 3), insbesondere als Mitarbeiter, treffen zwei passive Wesensarten aufeinander, sodass viel zu wenig erledigt wird.

 

Mit Weltverbesserern (Typ 6) fremdeln sie wegen deren aktivistischer Prägung. Selbst ist es ihnen gar kein Anliegen, die Welt umzugestalten – es genügt ihnen, sie zu verstehen. Andere Welterklärer (Typ 7) schätzen sie als gelegentliche Gesprächspartner, würden ansonsten aber mit ihnen konkurrieren. Denn beiden geht es um grundsätzliche Ideen, bei denen man sich einmal für eine entscheiden muss, sowie die anschließende Umsetzung.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Warum Sie Ihren Lebenstraum nicht aufgeben müssen

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.