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Jan Schulte und der Sündenfall

Jan Schulte und der Sündenfall Jan Schulte (Foto: Privat)

Der Redakteur und Mitbegründer des Büros „Dreimaldrei“ hat eine mögliche Verquickung von Wirtschaftsjournalismus und Gefälligkeitsberichterstattung aufgedeckt.

Magdeburg – Die Recherche von Jan Schulte für „Übermedien“ ergab: „Lange und intensiv berichtete ein Redakteur für den MDR über den möglichen Bau zweier Intel-Chipfabriken in Magdeburg. Dann wechselte er selbst in das Unternehmen.“ Aus der Redaktion drang Kritik, dass dessen Berichterstattung auch zuvor schon zu nahe am Konzern gewesen sein soll.

 
Was ist dran an den Vorwürfen, fragt Jan Schulte und hielt fest: „… es ist nur normal, dass der MDR als öffentlich-rechtlicher Sender für die Region das Projekt mit seiner Berichterstattung eng begleitet. Nicht ganz so normal ist hingegen, dass der mit dem Thema maßgeblich betraute MDR-Redakteur mittendrin die Rollen wechselt und „State Government Affairs Manager“ – also Lobbyist – für eben diesen Konzern in Deutschland wird.
 
Doch genau das ist im vergangenen Sommer passiert. Sebastian Mantei, gut 30 Jahre lang Journalist beim MDR Sachsen-Anhalt, heuerte bei Intel an, nachdem er vorher intensiv über den Konzern und seine Pläne berichtet hatte. In seiner Abschiedsmail an die Kollegen, von der Übermedien ein Screenshot vorliegt, schrieb er am 3. September: „Ich bleibe der Stadt, dem MDR im Herzen und dem Thema Intel treu und werde versuchen, die Ansiedlung am Eulenberg durch meinen Einsatz voranzubringen.
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Es lässt sich nicht zweifelsfrei klären, wie dominant Manteis Rolle in der Berichterstattung des Senders über das Prestigeprojekt wirklich war. So gibt ein MDR-Sprecher auf Übermedien-Anfrage an, dass Mantei nicht der einzige Mitarbeiter gewesen sei, der über Intel berichtet habe. Andere Kollegen aus dem Landesfunkhaus Sachsen-Anhalt und der Wirtschaftsredaktion der Programmdirektion Leipzig hätten sich ebenfalls beteiligt.
 
Nach Informationen von Übermedien war die Wirtschaftsredaktion in Leipzig allerdings nur zu Beginn in die Intel-Berichterstattung eingebunden. Später habe es dann die Absprache gegeben, das Thema für den ganzen Sender primär aus Magdeburg zu betreuen. Und dort wiederum wäre Mantei der Ansprechpartner gewesen. Der MDR wollte das auf Anfrage nicht kommentieren. Bei der Recherche zeigt sich aber: Wenn es im entsprechenden Zeitraum Beiträge zu Intel mit klarer Autorenkennzeichnung gab, dann stammen diese zu einem überwiegenden Teil von Mantei. Auch bei einem Studiogespräch wurde er als hauseigener Experte für das Thema präsentiert.
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Es ist legitim, in einem Kommentar klar Position zu beziehen. Es wäre aber Manteis Aufgabe als mit dem Thema betreuter Reporter gewesen, in seiner übrigen Berichterstattung auch kritischen Stimmen ausreichend Raum zu geben. Ist das so geschehen? Übermedien hat dazu 24 seiner Artikel mit Bezug zur Intel-Ansiedlung gesichtet, die zum Zeitpunkt der Recherche noch einsehbar waren. In keinem davon geht es ausführlich um Kritik. Und wenn doch mal entsprechende Positionen angesprochen werden, dann werden sie von Mantei schnell zur Seite gewischt. (...)"