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Jeff Jarvis: Der Journalismus nach Corona – 6 Thesen

Jeff Jarvis: Der Journalismus nach Corona – 6 Thesen Jeff Jarvis im Homeoffice.

Der Medienprofessor rät, Journalismus als Kompetenz, nicht nur als Produkt zu vermarkten.

Frankfurt/Wien – Die Umbrüche, die die Corona-Pandemie in der Medienbranche angestoßen hat, sind nicht zu übersehen. Vielerorts wurde die Arbeit schwieriger, aber vor allem: anders. Das fjum – Forum Journalismus und Medien in Wien lud Medienprofessor Jeff Jarvis ein, seine Ideen und Ratschläge zum Post-Corona-Journalismus zu teilen. Florian Sturm war für das „medium magazin“ beim Workshop dabei und fasst folgende sechs Punkte zusammen: 

 

1. Nutzwertjournalismus für spezifische Communitys

Wir sollten klar definierte Zielgruppen ansprechen, statt Journalismus weiterhin als Produkt für die große, anonyme Masse anzustreben. 

 

2. Journalismus als Kompetenz, nicht nur als Produkt

Journalismus sollte nicht nur als Produkt, sondern viel stärker auch als Fertigkeit vermarktet werden, erklärte Jarvis.

 

3. Das Gebot der Stunde: Aufmerksames Zuhören

Der Journalismus habe seine Gatekeeper-Funktion längst vielerorts verloren, so Jarvis. Das hat zur Folge, dass heute eine Debatte die Nachricht prägen kann und nicht automatisch wie früher der Journalismus die Debatte. Dementsprechend rät Jarvis heute vor allem eines bei: aufmerksam zuzuhören. 

 

4. Expertise als neue Kernkompetenz

Die Aufgabe sei es, nicht nur herauszuarbeiten, was richtig und was falsch ist. Es gehe darum, passende (!) Expertise in die Debatte zu holen.

 

5. Zusammenarbeit in der Branche stärken

„Sharing is caring“ heißt es heute allenthalben. Dieses Motto sollten sich auch die Medien verstärkt auf die Fahnen schreiben. Nicht unbedingt (nur) aus Nächstenliebe, sondern auch, um das Überleben möglichst vieler Akteure der Branche zu sichern. 

 

6. Chancen für Freie als Unternehmer 

Wege abseits des klassischen Modells „Ich verkaufe meine Inhalte an Redaktionen“ sind gefragt. Das könne eine Finanzierung direkt von der Community sein – beispielsweise durch Crowdfunding – oder ein gut aufgebauter You­tube-Kanal.

 

Alle sechs Punkte ausführlich beschrieben finden Sie in der aktuellen Ausgabe des „medium magazins“

 

Zum Autor: Florian Sturm ist Redaktionsmitglied des „medium magazins“ und arbeitet als freier Journalist in Leipzig und Berlin.

 

Weitere Themen der aktuellen „medium magazin“-Ausgabe:

  • „30 bis 30“. Die Top-Talente des deutschen Journalismus
  • „Wir müssen so cool werden wie Apple“. Joachim Braun, Redaktionschef der Zeitungsgruppe Ostfriesland, sieht die Pandemie als Digitalisierungsbooster. Aber was heißt das nun für die Praxis?
  • Das Beste aus zwei Welten: Arbeiten im Freien-Kollektiv. Wer die Gruppenstruktur einer Redaktion, aber nicht deren Verbindlichkeiten liebt und einen Zusammenhalt mit gegenseitiger beruflicher Unterstützung sucht, ist im Freien-Kollektiv gut aufgehoben.
  • „Ist der deutsche Journalismus viel zu weiß?“ Diversität in Medien: Scheinheiliger Trend oder echte Wende?, fragt sich Marieke Reimann.
  • Wer hält den Freien in der Pandemie die Treue? Und wer lässt sie in der Not völlig im Stich? Ein Rundblick in Deutschland, Österreich und der Schweiz wirft ein Schlaglicht auf unterschiedliche Praktiken in Verlagshäusern und Ressorts.
  • Extra! 16 Seiten Journalisten-Werkstatt „Einfache Sprache“. Wie Texte verständlicher werden.
  • Plötzlich ist der Datenjournalismus so gefragt wie noch nie. In der Corona-Krise erlebt der datengetriebene, visuelle Journalismus eine Blütezeit. Wie kann das so bleiben?
  • Erdrücken die Öffentlich-Rechtlichen die Privaten? Welche zeitgemäßen Rahmenbedingungen braucht das duale Mediensystem? Und wie sieht das in der Schweiz und in Österreich aus?
  • Was bleibt vom Homeoffice? Journalistinnen und Journalisten haben ad hoc ihre Newsrooms geräumt und schlagartig das virtuelle Arbeiten gelernt. Arbeiten bald alle von zu Hause aus? Eine Zwischenbilanz.