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KNA

Jüdische Journalisten kritisieren „Reporter ohne Grenzen“ wegen Nahost-Bericht

„Reporter ohne Grenzen“ hatte einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik.

Frankfurt (KNA) – Der Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten (JJJ) wirft der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) eine Verharmlosung von Antisemitismus vor. In einer Stellungnahme kritisiert der Verband am Mittwoch die „Nahaufnahme“, einen Bericht zur Lage der Pressefreiheit in Deutschland, den RSF kürzlich veröffentlicht hatte. Darin behandelt werden unter anderem die stark gestiegene Zahl körperlicher Angriffe auf Medienschaffende sowie mögliche Einschränkungen der Berichterstattung über den Krieg im Nahen Osten.

 

„Wir bedauern, dass RSF die Bemühungen und die Arbeit, die die Vermeidung von Antisemitismus kosten mag, als lästig und gar als Einschränkung der Pressefreiheit abhandelt“, heißt es vom JJJ. Der Wunsch, dass sich Redaktionen nicht antisemitisch äußern, dürfe nicht als Einschränkung gewertet werden.

 

„Unklarer Begriff von Pressefreiheit“

Der Bericht bediene das Stereotyp, Israel dürfe nicht kritisiert werden – „ein Stereotyp, das tatsächlich täglich widerlegt wird“, so der Verband weiter. RSF berichte außerdem über strenge Sprachregelungen, erbitterte Debatten um die Definition von israelbezogenem Antisemitismus sowie komplexe Aushandlungen zur Bewertung von Quellen. Es sei selbstverständlich, dass die Vermeidung antisemitischer Stereotype und Falschinformationen Aufwand bedeute. Insgesamt arbeite RSF mit einem unklaren Begriff von Meinungs- und Pressefreiheit, so die Kritik. Der Bericht zeige vor allem Empathie für jene, die sich antisemitisch äußerten, und komme damit einer gefährlichen Täter-Opfer-Umkehr nahe.

 

Für die „Nahaufnahme“ hatte RSF mehrere Dutzend Interviews mit Medienschaffenden geführt, die zur Lage im Nahen Osten arbeiten. Viele beklagten, dass Redaktionen Themenvorschläge häufiger ablehnten – aus Vorsicht, um nicht dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt zu werden.

 

Gleichzeitig berichteten Journalistinnen und Journalisten, die über jüdisches Leben berichten, im Report über zunehmende Feindseligkeit bis hin zu digitalen Bedrohungen. Die gestiegene Zahl körperlicher Angriffe auf Reporterinnen und Reporter sei vor allem auf propalästinensische Proteste zurückzuführen, so RSF. Zwei Reporter der Bild seien hier besonders betroffen gewesen und hätten rund 40 Prozent der gemeldeten Attacken auf sich vereint.