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Klimajournalismus: Die 7 häufigsten Fehler – und wie es besser geht

Klimajournalismus: Die 7 häufigsten Fehler – und wie es besser geht Illustration: Alberto Aragón

Was Leser verschreckt und warum der Klimawandel nicht immer schuld ist.

Berlin – Die Klimakrise ist komplex und für viele Menschen nicht greifbar. Was bedeutet es für meine Region, ob sich die Erde im Durchschnitt um 1,5, um 2 oder 3 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt? Wie wirkt sich der Klimawandel auf meinen Alltag aus? Wie gelingt Klimaschutz in meiner Nachbarschaft? Es ist wichtiger denn je geworden, die globale Klimakrise ins Lokale zu übersetzen – mit Geschichten aus dem Umfeld, nah an den Menschen.  Immer mehr Lokalredaktionen haben das erkannt, bauen die Klimaberichterstattung aus, eignen sich das Wissen rund um den Klimawandel an. Allerdings schleichen sich auch immer wieder Fehler ein. 

 

Elena Matera zeigt im „medium magazin“, wie sie vermieden werden und welche Themen sich besonders lohnen: 

 

1. Den Einfluss des Klimawandels nicht erwähnen

Viele Sommertage mit mehr als 25 Grad – der September in diesem Jahr war der wärmste seit Beginn der Messungen und das nach einem bereits viel zu heißen Sommer. Doch statt den Einfluss des Klimawandels zu erwähnen, schrieben einige Medien unbeschwerte Titel wie: „Der Sommer ist wieder da!“ Natürlich kann man sich über ein paar warme Tage im Herbst freuen. Wenn die Temperatur an mehreren Tagen eine bestimmte Schwelle übersteigt, ist es aber eine Hitzewelle und wie diese mit dem Klimawandel zusammenhängt, sollte man als Journalistin oder Journalist einordnen. Die Gleichung dahinter ist simpel: Wenn sich mehr Wärme in der Atmosphäre befindet, ist heißes Wetter wahrscheinlicher. Das Gleiche gilt für Starkregen-Ereignisse. Auch diese werden oft durch den Klimawandel beeinflusst: Wärmere Luft speichert mehr Feuchtigkeit – etwa 7 Prozent mehr pro Grad Erwärmung – und das Wasser regnet wieder ab.

 

Wie es besser geht: Lokaljournalistinnen und -journalisten sollten den Einfluss des Klimawandels bei Extremwetterereignissen erklären. Gerade bei Hitzewellen ist das einfach. Man muss nicht vorsichtig sein oder erst auf Studien warten, die den Zusammenhang mit dem Klimawandel belegen. Wenn Hitzewellen immer öfter vorherige Rekorde brechen, ist das ein klares Indiz für die voranschreitende Erderwärmung. Ein Satz zur Einordnung reicht bereits: Hitzewellen wie diese werden aufgrund des menschengemachten Klimawandels immer stärker und wahrscheinlicher. Auch bei Starkregen-Ereignissen steht fest: Sie treten aufgrund des Klimawandels an den meisten Orten der Welt häufiger und intensiver auf, das kann man genauso benennen. Die Zunahme der Extremwetterereignisse kann man besonders anschaulich erklären, indem man mit lokalen Betroffenen spricht, etwa mit einer Seniorin, die unter der Hitzewelle leidet oder mit einem ehrenamtlichen Helfer des Technischen Hilfswerks  (THW) in der Region, der erklärt, wie die klimabedingte Gefahrenlage in der Region zunimmt. Weitere Tipps zur Berichterstattung bei Wetterextremen gibt es im Leitfaden für Medien der Initiative World Weather Attribution.

 

2. Vorschnelle Schlüsse ziehen

Auch wenn die Klimakrise einen Einfluss darauf hat, wie wahrscheinlich und wie intensiv ein einzelnes Wetterextrem ausfällt, sollte man nicht direkt nach jedem Wetterextrem schreiben: Der Klimawandel ist schuld. Er ist nie zu 100 Prozent für ein Extrem verantwortlich. Ein Beispiel sind Waldbrände: Die Verursacher sind fast immer Menschen. Allerdings steigt die Gefahr für einen Waldbrand mit dem Klimawandel, da das sogenannte Feuerwetter häufiger auftritt, also: hohe Temperaturen, Wind, wenig Niederschlag. In der sogenannten Attributionsforschung – einem relativ neuen Forschungsfeld – untersuchen Klimaexpertinnen und -experten in Echtzeit, zu wie viel Prozent ein bestimmtes Extremwetter wahrscheinlicher geworden ist im Vergleich zu einer Welt ohne Klimawandel. Auf der Seite der World Weather Attribution werden regelmäßig entsprechende Schnellstudien veröffentlicht – eine große Hilfe für Redaktionen. Einige Wetterereignisse wären demnach ohne den menschengemachten Klimawandel unmöglich gewesen, wie die hohen Temperaturen im April dieses Jahres in Laos und Thailand. Eine andere Studie der WWA zeigt indessen, dass die Sturzfluten in der italienischen Region Emilia-Romagna vom Mai nicht durch den Klimawandel verstärkt wurden.

 

Wie es besser geht: Fest steht: Die meisten Wetterextreme nehmen mit dem Klimawandel zu, werden intensiver und genau das müssen Lokalmedien erklären. Man sollte bei Extremwetterereignissen in der Region aber differenzieren, den Klimawandel eben nicht als alleinige Ursache nennen. Bei Waldbränden hilft es, zu erklären, wie der Brand entstanden ist und welchen Einfluss der Klimawandel haben könnte. Bei Überschwemmungen sollte man auch auf Faktoren wie die Versiegelung der Böden und auf Hochwasserschutzmaßnahmen eingehen. Bevor man selbst voreilige Schlüsse zieht, sollte man eine Expertin kontaktieren, die das Wetterextremereignis einordnet und den Zusammenhang zum Klimawandel erklärt. Empfehlenswert ist hier zum Beispiel der Deutsche Wetterdienst (DWD). In den verschiedenen Regionalbüros können die Experten die Lage vor Ort gut einschätzen. 

 

3. Klimathemen nicht überall mitdenken

4. PR für grüne Start-Ups

5. Alarmismus verbreiten

6. Fokus auf Aktivismus

7. Nicht tiefer bohren

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