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Misstraut dem Misstrauen in Medien – und nehmt es ernst!

Misstraut dem Misstrauen in Medien – und nehmt es ernst!

Viel wird über das Vertrauen in Medien debattiert. Nur: Worüber wird eigentlich genau gesprochen? Kann Vertrauen seriös gemessen werden? Und falls ja: Wie? Was die Wissenschaft dazu sagt und welche Zahlen sie bereithält.

Mannheim – „Immer weniger Menschen vertrauen den Medien.“ Würden Sie diesem Befund widersprechen? Wohl kaum. Er wird oft wiederholt, ist populär und gilt als allgemein gültig. Auch die beiden Autoren Harald Welzer und Richard David Precht äußern diese These in ihrem umstrittenen Buch „Die vierte Gewalt“. Sie argumentieren: Im Jahr 2022 würden 46 Prozent der Bürger Deutschlands der Presse vertrauen – also weniger als im Jahr zuvor. Wir Journalistinnen und Journalisten haben also ein Problem. Aber ist das korrekt? Sinkt das Vertrauen in uns und unsere Arbeit wirklich stetig? Expertinnen und Experten warnen im aktuellen „medium magazin“: So populär diese Feststellung auch ist, so einfach ist sie nicht zu treffen.

 

Grundsätzlich gilt nämlich: Wenn von „Vertrauen“ in „die Medien“ die Rede ist, gilt äußerste Vorsicht. So allgemein lässt es sich kaum feststellen. Das Zauberwort lautet: Differenzierung. Viele Institutionen haben sich deshalb dem Thema längst exakter angenähert. Die EU-Kommission lässt etwa über das Eurobarometer regelmäßig fragen, welchen Mediengattungen die Bevölkerung vertraut. Aktuell sind 49 Prozent überzeugt, dass öffentlich-rechtliche Fernseh- und Radiosender wahrheitsgetreu berichten. Platz zwei geht an Printprodukte mit 39 Prozent.

 

Wunsch nach Transparenz

Kommunikationswissenschaftler Oliver Quiring dazu: „Der allgemeine Befund, dass das Vertrauen rapide sinkt, stimmt so nicht“ und „Das Durchschnittsvertrauen kann bei aktuellen Ereignissen schwanken, in der Langzeitbetrachtung bleibt es aber relativ konstant. Allerdings werden die Ränder stärker.“

 

Bernadette Uth von der Universität Münster bringt noch eine andere Perspektive ein: „Die meisten Erwartungen beziehen sich ganz klassisch auf die Qualität. Da geht es um Ausgewogenheit, um die Themensetzung und um Meinungsvielfalt.“ Aber auch banale Aspekte zählten: „Also, dass Artikel gut, verständlich und ohne Rechtschreibfehler geschrieben sind.“ Und: „Der Wunsch nach Transparenz ist gewachsen. Medienhäuser sollen Einblicke hinter die Kulissen geben, ihre Arbeit offenlegen und erklären.“

 

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Autor Michael Prock ist Journalist im ORF Vorarlberg.