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Mit Schlapphut und Trenchcoat zur DJV-Geheimsitzung

Zwischen Mobbing und Lachnummer - führende Funktionäre des Deutschen Journalistenverbandes haben nach wie vor Probleme im Umgang miteinander.

Berlin - Der Funktionärskrieg im Deutschen Journalisten-Verband (DJV), der 2004 (!) mit dem blamabel gescheiterten Versuch des Rauswurfs zweier Landesverbände begonnen hatte, geht unvermindert weiter. Die Sieger - der DJV-Berlin und insbesondere der DJV-Brandenburg - werden durch immer abstrusere Mobbing-Aktionen dafür "bestraft", dass sie in allen Gerichtsinstanzen gewonnen haben. Derweil verliert der DJV immer mehr Mitglieder.

Wie erst jetzt bekannt wurde, lud DJV-Hauptgeschäftsführer Hubert Engeroff im Februar zu einer der üblichen Sitzungen der Geschäftsführer der autonomen Landesverbände in das "Maritim Grand Hotel" nach Hannover für den 12. März 2008. Kurz vorher sagte Engeroff die Tagung per E-mail wieder ab ("grippale Infektion"). Doch welche Überraschung: So gut wie alle Landesgeschäftsführer und auch Engeroffs Stellvertreter als Bundesgeschäftsführer reisten unverdrossen in die niedersächsische Landeshauptstadt und bezogen ihre vom DJV gebuchten und nicht abbestellten Zimmer im Luxushotel. Nur der ungeliebte Landesverband Brandenburg erfuhr davon erst einmal nichts und sollte wohl glauben, die Tagung finde wirklich nicht statt.

Doch der Brandenburgische Vorsitzende Hans Werner Conen und sein Geschäftsführer Klaus Minhardt hatten "den Braten gerochen", weil sie aus dem DJV einmal wieder einen "Tipp" bekommen hatten. Und so wartete Geschäftsführer Minhardt schon im benachbarten "Hotel am Rathaus", als sich dort am Vorabend der "abgesagten" Sitzung die meisten Damen und Herren Geschäftsführer zu einer ersten konspirativen Besprechung über den im Streit mit den Länderinnenministern untergegangenen "amtlich anerkannten" Presseausweis versammelten. Dank Schlapphut und Mantelkragen erkannte nicht einmal Frauke Ancker vom Bayerischen Journalisten-Verband ihren Erzfeind aus gemeinsamen Münchner Tagen, der von der Rezeption aus eine Weile lang munter mithörte. Da wurde unter anderem diskutiert und spekuliert, wie man den Presseausweis doch noch retten könne, indem man den Sportjournalistenverband und Feelance ins Kuschelbett nehmen würde - gegen kräftige Bezahlung natürlich.

Der Höhepunkt des "Second Life" des einst renomierten Journalisten-Verbands begann am nächsten Morgen. Nachdem die zur abgesagten Tagung Erschienenen, darunter der stellvertretende DJV-Hauptgeschäftsführer Benno Pöppelmann, erst einmal gut frühstücken konnten, bestiegen sie vor dem Luxushotel mehrere Taxis. Die fuhren, unauffällig gefolgt von einer weiteren Droschke, zur Geschäftsstelle des Landesverbands Niedersachsen, wo für die Geschäftsführertagung des DJV schon alles vorbereitet war. Nichts schien einer Sitzung ohne gefährliche Mithörer aus Brandenburg entgegen zu stehen. Nur - es sollte anders kommen. Es erschien wie aus dem Nichts der Mann, der keinesfalls dabei sein sollte: Klaus Minhardt, wieder mit Schlapphut und Trenchcoat. In der Runde um DJV-Geschäftsführer Pöppelmann breitetete sich lähmendes Entsetzen aus. Niemand sagte auch nur ein Wort. Minhardt legte umständlich Hut und Mantel ab, breitete seinen Laptop-Computer auf den Konferenztisch aus und setzte sich zu den schreckensbleichen Kollegen.

Erst nach Minuten fasste sich die als Hardlinerin bekannte Niedersachsen-Geschäftsführerin Elisabeth Harries ein Herz und forderte den Geschäftsführer Minhardt auf, die offensichtliche Versammlung der Geschäftsführer zu verlassen. Begründung: "Hier ist keine Geschäftsführertagung, wir sind privat." Der Brandenburger, den Polizeieinsatz vor Augen, verließ darauf schmunzelnd das "private Kaffeekränzchen". Anschließend erfuhr er von seinen Gewährsleuten, dass der Bundes- und die Landesgeschäftsführer zwar die Tagesordnung und auch die missliche Finanzsituation beraten hätten, jedoch die Stimmung gedrückt gewesen sei.

Nach dem Muster "Erst pro forma einladen, dann kurzfristig absagen, dann die Sitzung mit allen, aber ohne Brandenburg durchziehen" geht es beim DJV nicht zum ersten Mal zu. Schon im März 2007 hatte der Hauptgeschäftsführer Engeroff zur Geschäftsführertagung nach Erfurt gebeten und die ein paar Tage vorher "wegen Terminkollision" wieder abgesagt. Dann erfuhren alle Teilnehmer bis auf Brandenburg, die Tagung finde wie geplant statt, nur in einem anderen Hotel. Und so war es dann auch.

Inzwischen sind einigen deutschen Finanzämtern Schreiben zugegangen, in denen es heißt, die Geschäftsführer diverser DJV-Verbände hätten sich Reisen zu privaten Kaffeekränzchen als dienstlich bezahlen lassen und als Betriebsausgaben von der Steuer abgesetzt.