„Neue Form von Piraterie“: ARD-Vorsitzender geht juristisch gegen private Streamingplattform Joyn vor

Berlin – Der ARD-Vorsitzende Florian Hager hat die Einbindung der Mediatheken von ARD und ZDF auf der privaten Streamingplattform Joyn als „modernes Raubrittertum“ bezeichnet, gegen das die ARD bereits rechtliche Schritte eingeleitet habe. Die zum Privatsenderunternehmen ProSiebenSat.1 gehörende Plattform habe ausdrücklich keine Genehmigung, diese Inhalten zu nutzen, sagte Hager am Donnerstag beim Produzententag zum Auftakt der 75. Berliner Filmfestspiele.

„Das ist eine neue Form von Piraterie, die hätte ich mir nicht vorstellen können“, sagte Hager, der als Intendant des Hessischen Rundfunks den ARD-Verbund 2025 und 2026 führt. Die Mediathek sei kein Selbstbedienungsladen, so Hager. Das Vorgehen von ProSiebenSat.1 habe hier Vertrauen zerstört: „Wir waren in guten Gesprächen, aber da ging es nicht um modernes Raubrittertum, sondern um eine Verlinkung von Inhalten.“

Joyn spricht von „Testphase“
Joyn hatte in einer nach eigenen Angaben „Testphase“ die Mediatheken von ARD und ZDF in seine Plattform direkt eingebunden. Der Konzern geht nach eigenen Angaben davon aus, dass dieses sogenannte „Embedding“ rechtlich zulässig sei. Dem widersprechen ARD und ZDF.

Hager sagte, er sei „Fan des dualen Systems“ aus privaten und öffentlich-rechtlichen Anbietern: „Wir haben viele gute Kooperationen und ein großes Interesse, dass dieses System auch gut in der digitalen Welt ankommt.“ Zum Vorgehen von Joyn, das laut ARD auch die Rechte von Produzenten und Kreativen missachte, sagte Hager: I„ch bin da sprachlos. Wir sind weiter zu Gesprächen bereit, aber hier sind wir knallhart.“