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Personalmangel: „Tegernseer Stimme“ muss Betrieb auf Eis legen

Personalmangel: „Tegernseer Stimme“ muss Betrieb auf Eis legen Martin Calsow (Foto: S. Ziegler-Musiol)

„2024 war unser erfolgreichstes Jahr, seitdem die Tegernseer Stimme vor 15 Jahren gegründet wurde“, berichtet Martin Calsow, Herausgeber des Nachrichtenportals. Und trotzdem ist jetzt erst mal Schluss. „Es fehlt an Kollegen, die für Lokaljournalismus brennen wie wir“, erklärt Calsow.

Tegernsee – „Wir konnten uns heuer über die besten Leserzahlen freuen und über die größte Reichweite und Relevanz, die wir je hatten. Unsere Werbeumsätze waren noch nie so hoch. Und trotzdem ist jetzt erstmal Schluss“, sagt der Herausgeber der „Tegernseer Stimme“. Fast 15 Jahre habe man für die Region rund um den Tegernsee und im Landkreis ein tagesaktuelles, digitales Nachrichtenportal gestemmt. „Lagen zu Beginn die Leserzahlen auf homöopathischem Niveau, sind wir heute bei bis zu 50.000 Leserinnen und Leser am Tag und über eine Million Seitenaufrufe monatlich“, erklärt Martin Calsow.

 

Das Angebot ist für die Leser kostenfrei, finanziert sich aus Werbung und Medienkooperationen. Doch selbst im zweitreichsten Landkreis Deutschlands, sei der Betrieb ohne Personal nicht aufrechtzuerhalten, konstatiert der Medienmacher. „Die hohen Lebenshaltungskosten in der Region und die veränderten Ansprüche einer neuen Journalisten-Generation machen uns zu schaffen. Wir können mit den Gehaltsstrukturen und Arbeitszeiten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk einfach nicht konkurrieren.“ Calsow wird gegenüber noch deutlicher: „Es fehlt an Kollegen, die für Lokaljournalismus brennen wie wir.“

 

Die „Tegernseer Stimme “wurde 2009 vom Unternehmer Peter Posztos gegründet – mit diesem Ziel: „Wir wollten mehr als bloße Chronisten sein, die brav Zitate von Bürgermeistern oder Gebirgsschützen liefern. Es ging uns immer darum, Netzwerke und Strukturen in dieser einzigartigen Region zu hinterfragen und zu erklären“, sagt Posztos. Die „Tegernseer Stimme“ macht ein kleines Team. Redaktionsleiterin ist Julia Jäckel. Werbung und Marketing leitet Insa Calsow. Zur Redaktion gehören auch Simon Haslauer, Carolin Blazek sowie der Dackel Otto.

 

Seit fast zwei Jahren suchen Posztos und Calsow nach eigener Aussage vergeblich nach neuen Redakteuren. Die Gründe dafür sieht Calsow unter anderem in unrealistischen Gehaltsvorstellungen und einem veränderten Berufsbild: „Viele Kolleginnen und Kollegen möchten heute mehr Zeit für ihr Privatleben. Das ist verständlich, aber Qualität, Reichweite und Relevanz entstehen nur, wenn alle im Team mit Leidenschaft und Einsatz dabei sind. Lokaljournalismus ist zeitaufwändig und personalintensiv.“

 

Wie geht's weiter?
Die beiden Medienmacher bekräftigen, dass das Ende der „Tegernseer Stimme“ keineswegs endgültig sei. Das letzte Kapitel sei noch nicht geschrieben. Die „Tegernseer Stimme“ sei eine starke Marke und das reichweitenstärkste Online-Nachrichtenportal der Region. Man suche jetzt nach neuen Wegen, um das Portal wieder aufleben zu lassen.