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Porno-Deepfake-Produzenten auf der Spur

Porno-Deepfake-Produzenten auf der Spur Karin König

Karin König und Max Humpert vom Funk-Format Reporter (WDR) haben einen deutschen Porno-Deepfake-Produzenten entlarvt. Wie, verraten sie in der „medium magazin“-Journalisten-Praxis.

Mannheim – Mit Hilfe von Software lassen sich beliebige Gesichter in Pornoclips montieren. Die Ergebnisse solcher Deepfakes sehen teils täuschend echt aus. Häufig sind es prominente Frauen, die gegen ihren Willen in den Videos auftauchen. Karin König und Max Humpert vom Funk-Format Reporter (WDR) haben einen deutschen Porno-Deepfake-Produzenten entlarvt – und konfrontiert. Sebastian Meineck hat sie dazu im aktuellen „medium magazin“ interviewt.

 

Wie verbreitet sind Deepfake- Pornos?

Karin König: Mir war nicht bewusst, wie einfach man sie findet. Wir nennen die Website nicht, aber die Deepfakes waren nicht versteckt. Manche Produzenten nehmen Aufträge für Deepfakes entgegen und verdienen damit Geld. Mit ausreichend Bild- und Videomaterial kann man jeden Menschen in einen Porno deepfaken. Bis auf eine Ausnahme haben alle Deepfakes, die wir gesehen haben, Frauen gezeigt. Das ist eine von vielen Formen sexualisierter Gewalt im Netz.

 

In Ihrem Video zeigen Sie zwei bekannte deutsche Influencerinnen, die selbst ohne Einverständnis in Deepfake-Pornos auftauchen. Erhöht das nicht die Gefahr, dass Leute erst recht danach suchen?

Dahinter steht eine Abwägung. Ja, wir wollen niemanden zeigen, der das nicht möchte. Andererseits wollen wir auf das Problem aufmerksam machen und auch Betroffene vor der Kamera zeigen. Menschen sollen von dem Problem erfahren und sich dagegen wehren können. Die Influencerinnen Julia Beautx und Malwanne haben sich beide auf unsere Anfrage hin über ihre Deepfakes geäußert. Sonst hätten wir sie nicht ins Video genommen. Wir glauben, berichten ist wichtiger als schweigen.

 

Sie haben sogar einen Nutzer aufgespürt, der ein Deepfake-Video von Influencerin Julia Beautx produziert hat. Wie ist Ihnen das gelungen?

Wir dachten zuerst, das wird nicht klappen. Die Leute in den Foren sind anonym und wollen das auch bleiben. Deshalb  wollten wir auch nicht öffentlich ins Forum schreiben, dass wir Gesprächspartner suchen. Wir haben in den Foren nach Hinweisen gesucht und hatten Glück. Dieser eine Nutzer hat einen Trailer für einen Deepfake-Porno hochgeladen und dazu geschrieben, man könnte mehr davon sehen, wenn man mit Paypal bezahlt. Wir haben ihn also nach seiner Paypal- Adresse gefragt. Und wenn man so eine Adresse bei Paypal eingibt, dann sieht man den vollen Namen der Person. Ganz schön unvorsichtig von dem Typen. Er war überhaupt nicht vorsichtig. Mit seinem Namen konnten wir einfach seine Social-Media-Profile finden: Instagram, Facebook, Xing und Ebay Kleinanzeigen. Die Inhalte auf den Accounts haben zueinander gepasst und gehörten offensichtlich zu einer realen Person …

 

Zum ganzen Interview und zur Journalisten-Praxis mit folgenden Themen:

  • Wie man vom Schreibtisch aus über Krieg schreiben kann
  • Digitale Sicherheit für Journalisten
  • Wolf Schneiders Vermächtnis
  • Simple Werkzeuge für die Recherche mit PDF-Dokumenten

 

Zum Autor: Sebastian Meineck ist Tech-Journalist in Berlin. An dieser Stelle schreibt er regelmäßig über die spannendsten Werkzeuge für die Onlinerecherche.